06. Oktober 2023
Rubrik Oper
©Paola Kudacki / Met Opera New York
Spannend wird es an der Metropolitan Opera in New York, denn die neue Opernsaison geht schon wieder in die nächste Runde. Und rund wird der Spielplan für 2023/2024 allemal. Nicht nur, weil er beliebte Opernklassiker auf den Programmplan bringt, sondern weil er insbesondere mit ausgewählten Stars der Opernszene lockt.
So erhält die Presse an diesem Donnerstag des 4. Oktober bereits detaillierte Einblicke in die aufregend neue Saison und erfährt aus erster Hand, wie sich die Met sowohl programmatisch, künstlerisch als auch strategisch aufstellen will.
Dabei wird vor allem deutlich, dass die Zukunft der Oper auf Transparenz bauen muss. Jüngere Opern, moderne Produktionen im Wechsel mit den beliebten Allzeitklassikern sowie die global ausgerichteten HD-Live-Übertragungen, könnten so zum zukunftsweisenden Garanten für durchschlagenden Erfolg werden.
Damit das gelingen kann, ist dem Intendanten der MET, Peter Gelb, auch die Förderung junger Sängerkarrieren immens wichtig.
Schließlich gilt es, ein jüngeres Publikum in die Opernhäuser zu locken und diese für eine Kunstform zu begeistern, von der manch einer irrtümlicherweise immer noch das verfestigte Bild eines linkischen und beleibten Opernsängers vor Augen hat. Und die Optik isst mittlerweile auch in der Oper mit.
©Set Models for Daniel Cátans Florencia en el Amazonas
Dazu hat auch die Sopranistin Angel Blue eine klare Haltung: Natürlich reagieren Menschen äußerst empfänglich auf Äußerlichkeiten. Ein attraktives Aussehen ist daher auch im Sängerberuf nicht mehr wegzudenken, obgleich die Schönheit selbst immer im Auge des Betrachters liegt.
Doch viel wichtiger ist der jungen Künstlerin, dass die Chemie zwischen ihr und ihren Gesangspartnern auf der Bühne stimmt, denn davon hängt die eigene Interpretation und Gestaltungsfreiheit ab. Künstlerisch befruchten kann sich nur, was auch gut miteinander harmoniert.
Ailyn Perez, die US-amerikanische Sopranistin mit mexikanischen Wurzeln, braucht hingegen die Herausforderung, ein neues Werk zu interpretieren, was ihr mit Daniel Catáns neuzeitlicher Oper "Florencia en el Amazonas" nun auch ermöglicht wird.
Äußerst wagemutig, risikobereit und noch dazu mit einer sprudelnden Begeisterung "bewaffnet" scheint es der Sängerin weder an Vorstellungskraft noch an Überzeugungskraft zu mangeln, sich tatendurstig in die Vorbereitungen zu dieser Oper zu stürzen. Ihre Freude über das bevorstehende Opernereignis schlägt fast schon Purzelbäume. Und man fühlt mit der Interpretin, dass die in spanischer Sprache entwickelte Oper bei ihr große Emotionen hervorruft.
Zudem handelt die Geschichte von einer mutigen Frau, die im Namen der Liebe eine abenteuerliche Reise auf dem Amazonas antritt und dabei den Elementen der Natur, der Stille und den Stürmen des Lebens ausgesetzt ist. Eine Odyssee mit allen Facetten des Daseins, philosophischer Tiefgang inklusive.
© Met Opera New York
©Ken Howard / Met Opera New York
Als dritter im Bunde der charismatischen Sängerzunft kommt der US-amerikanische Tenor Jonathan Tetelman als Letzter zu Wort. Erst kürzlich hat der Tenor erfolgreich seine zweite CD-Einspielung "The Great Puccini" in Berlin vorgestellt.
Als Met-Debütant wird der Shooting-Star des Hohen C in Puccinis epischem Meisterwerk "La Rondine" brillieren. Denn eines ist sicher! Wo dieser Mann auftritt, kommen Drama, Leidenschaft und inbrünstige Stentoralkraft niemals zu kurz.
Warum ihm Puccinis Musik so viel bedeutet, kann Jonathan Tetelman ganz einfach beantworten. Es sind die Emotionen, die eng mit der Musik verknüpft sind, sich in ihr spiegeln und über den klanglichen Farbenreichtum zum Ausdruck kommen.
Obgleich "La Rondine" einen musikalisch modernen Ansatz fährt und mit deutlich mehr Dialogen aufwartet, zeigt sich in "Madame Butterlfy" das von emotionalen Temperaturen durchsättigte Kontrastprogramm. Und Jonathan Tetelman freut sich, in beiden Produktionen dabei sein zu dürfen.
©Richard Termine / Met Opera New York
©Ken Howard / Met Opera New York
Bleibt nur noch die Frage, wie die Künstler damit umgehen, bei den jeweiligen HD-Live-Übertragungen gefilmt zu werden. Peter Gelb hat dazu die passende Antwort: Kein Künstler sollte sich vor laufender Kamera verstellen müssen. Ganz im Gegenteil laufe das Schauspiel auf der Bühne genauso ab wie bei jeder anderen Aufführung auch.
Die Kamera ist lediglich Zeuge einer gelungenen Darstellung, die ebenso dramatisch inszeniert und von den Sängern entsprechend interpretiert wird - und zwar ebenso überzeugend und authentisch, als gäbe es überhaupt keine Kamera.
Na, dann ist ja alles paletti. Und ich? Ich freue mich schon jetzt auf das Met HD-Live-im-Kino Erlebnis, bei dem man sich sicher sein kann, dass es ganz bestimmt so richtig, richtig gut wird.
©Plakat / Teaser / Met Opera New York
...das geht auch bei den Met HD-Live-Kinoübertragungen. Mit einem großartigen Programm startet das größte Opernhaus der Welt in die Saison 2023/2024 und bietet neben den Allzeit-Klassikern der Oper wie Verdis "Nabucco" und "La Forza del Destino", Bizets "Carmen", Puccinis "La Rondine" und "Madame Butterfly" auch eine neuzeitliche Produktion, die gerade mal 20 Jahre alt ist.
Mit Daniel Catáns Oper "Florencia en el Amazonas" wird die US-amerikanische Sopranistin Ailyn Perez ganz bestimmt einen fulminanten Erfolg feiern. In der Hautrolle scheint sie auf jeden Fall eine Idealbesetzung zu sein, denn einmal eine Oper in ihrer Muttersprache Spanisch zu singen ist für die charismatische Opernsängerin ein Traum, der nun endlich in Erfüllung geht.