Warum Jonas Kaufmann I Puritani so toll findet und das hohe F zu seinem Markenzeichen hätte werden können?

04. November 2024

Rubrik News

©Tiroler Festspiele Erl / Intendant Jonas Kaufmann

Die Königin der Nacht hätte er locker in die Tasche gesteckt. Früher, als er noch jung an Jahren war, meisterte Startenor Jonas Kaufmann sogar das hohe F.

 

Ein Tenor mit dieser Gabe und der technischen Versatilität wollte er aber nie werden, zu limitiert wäre dann sein Bühnenrepertoire gewesen. Verdi und Puccini, das waren die großen italienischen Komponisten, deren Werke er mit seiner Ausnahmestimme beglücken wollte.

 

Von Nicole Hacke

 

Doch der Wunsch, eine Belcanto-Oper wie "I Puritani" konzertant auf die Bühne der Tiroler Festspiele Erl zu bringen, ließ den Intendanten Jonas Kaufmann einfach nicht los.

 

Zu hoch und damit gleichzeitig viel zu reizvoll ist doch der Anspruch an den Typus Tenor, der den gleichen Ambitus einer weiblichen Altstimme abdeckt und sich somit in schwindelerregenden Obertönen direkt unter dem Haute-Contre einordnen darf.

 

Noch dazu sind viele lyrische Belcanto-Tenöre, die sich dieser herausfordernden Vokalathletik stellen können, rarer gesät, als man vielleicht denkt.

 

Schließlich braucht es da für manch eine Arie nicht nur ein strahlend hell geschmettertes hohes C, sondern gleich 18 Kopf-gesungene Vertreter dieser erschöpfend exponierten "Tonritter".

 

Juan Diego Flórez wäre laut Kaufmann genauso ein schillernder Tenor mit einer stimmlichen Stamina, die alle Attribute erfülle, die es brauche, um helle, weiche und biegsame Obertöne zu produzieren. In der Vergangenheit, so Kaufmann, hätten sich hellere Tenöre mit Fachwechseln nicht so schwergetan wie heute, denn Fächervermischungen galten in der Opernbranche schlichtweg als normal.

 

Wer so, wie einst der Tenor eine Serie von "Cosi fan tutte" und parallel dazu Wagners Parsifal problemlos singen konnte, gilt mittlerweile womöglich als zu generalistisch aufgestellt. Denn die aktuelle Mode in der Opernbranche bevorzugt Fachspezialisierungen, ergo Stimmen, die den jeweiligen Fächern in Timbre und Stimmsitz einfach gerechter werden.

 

Am 28. Dezember 2024 wird das Tiroler Festspielhaus in Erl eine konzertante Version von Bellinis Oper "I Puritani" auf die Bühne bringen, dem Intendanten Jonas Kaufmann sei Dank, der jedenfalls nicht vor der Herausforderung der passgenauen Besetzung zurückschreckte.

 

Klein kann nämlich jeder anfangen. Oder wie es ein griechisches Sprichwort besagt: Wer will schon in flachen Gewässern ertrinken?

 

Das vollständige Interview mit dem Intendanten Jonas Kaufmann kann unter folgendem Link nachgelesen werden:

 

Jonas Kaufmann über<br>"I puritani"

 

Tickets zur kontertanten Vorstellung von "I Puritani", siehe nachfolgender Link:

 

Spielplan & Karten

 

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