25. Januar 2024
Rubrik Oper
©Nicole Hacke / Operaversum
"Es gibt nur einen... und sonst keinen!" So oder so ähnlich könnte der Titel eines Chansons heißen, das man dem Liebsten sehnsuchtsvoll ins Ohr haucht. Es könnte aber auch ein eindeutiges Statement einer passionierten Opernliebhaberin sein, die ihr musikalisches Herz an einen einzelnen Tenor verschenkt hat und von ihrer Überzeugung keinen einzigen Zentimeter mehr abweichen will.
Von Nicole Hacke
Warum auch? Schließlich sucht ein jeder nach dem perfekten Paar Schuhe, dem perfekt sitzenden Kleid, dem einen Friseur, der einem die Haare so schön frisiert, dass man sich immer wieder vertrauensvoll in seine künstlerisch begnadeten Hände begeben will.
Was einem lieb ist, ist einem meistens teuer. Genauso verhält es sich auch mit der Wahl des Lieblingstenors, der auch dann noch lieb und teuer bleibt, wenn der Preis für eine Konzertkarte Schnappatmung verursacht. So kann das schon mal mit Lieblingstenören sein, die man selten ganz für sich alleine hat.
Es gibt also nur einen! So dachte ich lange über meinen Lieblingstenor und überlegte angestrengt, ob es nicht vielleicht auch andere potenzielle Anwärter auf den Titel "Mein Lieblingstenor" geben könnte und ich irgendwann von dem einen ausgehend in der Mehrzahl, nämlich von Lieblingstenören, sprechen würde.
Und so begab ich mich auf die Suche in einen Findungsprozess hinein, der mich letztendlich zu dem Schluss kommen ließ, dass es natürlich so einige sehr gute Tenöre gibt, die allesamt wie Fettaugen auf der Suppe des hart umkämpften Opernbusiness schwimmen und dennoch nicht wirklich passgenau auf meinen höchst individuellen Geschmack abgestimmt sind, wie eben mein Lieblingstenor, der für mich Topf und Deckel in Personalunion darstellt. Ich vermute, mit diesem Thema hadern viele Opernenthusiast:innen.
Aus diesem Grund sehe ich auch davon ab, Ihnen in diesem Beitrag eine Meinung und somit einen Tenor aufzuzwingen. Zwar könnte ich es tun, denn ich hätte da einen ganz Bestimmten im Angebot.
Allerdings glaube ich aus Überzeugung, dass sie eventuell mit meiner Wahl nicht glücklich werden würden. Denn ganz sicher haben Sie einen völlig anderen "Tenor-Geschmack" als ich und sind präferenziell sogar in anderen Operngenres beheimatet. Aber was erzähle ich Ihnen!
Darüber hinaus gibt es eine verwirrende Vielzahl verschiedenster Abstufungen von Tenorfächern und (verzeihen sie mir diesen oberflächlichen Ausrutscher) optische höchst individuelle Präferenzen (schließlich hört auch das Auge immer mit), sodass man bitte nie von einem Tenor auf den anderen schließen sollte:
Tenor ist in jeder Beziehung nicht gleich Tenor!
Denn auch das, was ein Tenor gesanglich alles sein kann oder eben auch nicht, zeigt Ihnen die folgende fachspezifische Kategorisierung, die einen weiten Bogen vom Heldentenor über den italienischen Spieltenor bis hin zum Tenore grave oder Baritenore spannt:
Tenore di forza (spinto) – Heldentenor
Tenore lirico spinto – Jugendlicher Heldentenor
Tenore lirico – Schwerer Lyrischer- oder leichter Jugendlicher Heldentenor
Tenore lirico leggero oder tenore di grazia – (eher leichter) Lyrischer Tenor
Tenore leggero oder tenore buffo – Italienischer Spieltenor
Tenore grave oder baritenore
Und dabei ist noch nicht einmal der "Tenore assoluto" inkludiert, der tatsächlich viel mehr als nur eines dieser gesanglichen Spezialisierungen beherrscht. Ganz sicher, dass Sie wissen, wen ich mit letzterem meine, auch wenn Sie sich darüber mit mir und Herrn Holender gerne auseinandersetzen mögen.
Genau aus diesem Grund habe ich die Überschrift meines Beitrags auch mit Bedacht gewählt:
Dort heißt es nämlich die "aufregendsten" Tenöre. Wenn Sie also wollen, können Sie meine im Folgenden vorgenommene Auswahl aufregend, anregend und gesanglich höchst verführerisch und inspirierend finden oder aber Sie regen sich darüber auf, bis der Arzt kommt.
Ich überlasse es Ihnen, inwieweit Sie in meiner Auswahl Zugeständnisse dem einen oder anderen Tenor gegenüber machen können. Einer ist ganz sicher auch für Ihren musikalischen Geschmack dabei. Schließlich können wir uns glatt darauf einigen, dass sie - die Tenöre der Gegenwart - je nach Auslegung doch allesamt aufregend sind, oder?
Tenore lirico spinto: Seit den Salzburger Festspielen im Sommer 2023 ist der chilenisch-US-amerikanische Tenor Jonathan Tetelman nicht mehr zu bremsen und vor allem nicht mehr aus der Opernwelt wegzudenken.
Derzeit im Puccini-Fach beheimatet und mit seiner neuen CD "The Great Puccini" im Gepäck, die sich auf Platz 1 der Klassik-Charts katapultiert hat, wird der charismatische "Tenore lirico spinto" bereits jetzt als heimlicher Nachfolger des aktuell weltbesten Tenors gehandelt.
Ab März 2024 wird Jonathan Tetelman an der MET sein Debut geben und sowohl in Madame Butterfly als auch in La Rondine in zwei HD-Liveübertragungen über die Kinoleinwände flimmern, weltweit!
A l´Italianità, so kann man den Stimmcharakter Tetelmans wohl am besten beschreiben. Viele Verismo-Opern zieren seine Vita, Puccini ist sein Paradefach. Ob Feodora, La Bohème, Il Trittico, Madame Butterfly oder gar Tosca, Jonathan Tetelman hat bereits in all diesen Puccini-Opern rollenversiert und stimmlich geglänzt.
Sein darstellerisches Temperament gleicht dabei einem explosiven Feuerwerk. Aufbrausend, leidenschaftlich und von eruptiver Impulsivität: Jonathan Tetelman ist ein packendes Bühnenerlebnis, wenn es um das ganz große Drama geht. In den Obertönen strahlend heroisch, kraftvoll und von einer kristallklaren Brillanz gelingt dem Tenor ein Nessun Dorma, wie es kaum ein anderer Tenor dieser Tage mit so viel Ausdruck und Stentoralkraft darbieten kann.
Mit seiner kraftvoll ausdauernden Tessitura und seiner jugendlich strahlenden Höhe überrascht der unkonventionelle Künstler ganz spontan auch mal ein opernfremdes Publikum im Café oder gar in Dussmanns Kulturkaufhaus in Berlin. The man simply rocks!
Aktuelle Interviews mit Jonathan Tetelmann:
Interview Jonathan Tetelman about operatic thrills and his new album - Operaversum
Interview Jonathan Tetelman | concerti.de
KOMMENDE TERMINE:
LA RONDINE
Tue, Mar 26, 2024 Sat, Apr 20, 2024
Metropolitan Opera
MADAMA BUTTERFLY
Fri, Apr 26, 2024 Sat, May 11, 2024
Metropolitan Opera
INDEPENDENCE DAY 2024 CONCERT
Wednesday, July 3, 2024
NJ Wind Symphony
Concert
FESTIVAL NAPA VALLEY
Friday, July 12, 2024
ABOUT THE CONCERT
Uytengsu Family Opening Night
Pretty Yende, soprano | Jonathan Tetelman, tenor
Festival Orchestra Napa
Concert
MARGITSZIGET OPERA GALA
Tuesday, July 30, 2024
Photo credits: Bernd Wolf
Tenore assoluto: Man kann es drehen und wenden, wie man will: Er ist der Tenore assoluto, denn so vielseitig wie Jonas Kaufmann ist derzeit kein anderer Tenor.
Ob Verdi, Puccini, Giordano, Wagner, Gounod, Bizet, Kaufmann lässt sich auf kein bestimmtes Fach festnageln, denn dafür liebt er die Vielseitigkeit viel zu sehr.
Deshalb schweift der charismatische Interpret der feinen Künste auch gerne mal ins Operettenfach ab oder macht noch einen kurzen Abstecher ins Unterhaltsame.
Filmmusikkompositionen, Wiener Lied, Liedgesang...die Projektliste ist groß. Der Tausendsassa Kaufmann ist ein scheinbar unerschöpflich kreatives Phänomen.
Und seine Musikalität gibt her, was es braucht, um sowohl im dramatischen als auch im lyrischen Fach zu bestehen. Mit seiner langen, oktavenreichen, warmgoldenen Stimme, die ein dunkelsamtiges, irisierend weiches Timbre besitzt, produziert der Tenorissimo ein einzigartiges, unverwechselbares Klangbild.
Seine große Stärke sind die leisen Töne, die er mit emotionaler Ausdruckskraft und geballter Intensität wie kein anderer darbietet. Deshalb weiß er auch um die Magie der Arie " E lucevan le stelle", die mittlerweile als "Signature-Arie" immer wieder während laufender Opernaufführungen als Zugabe gegeben werden muss - entgegen aller Opernetikette wohlgemerkt.
Mit seiner außerordentlich überzeugenden Bühnenpräsenz ist er auch ein gefragter Kunstliedinterpret, der erst kürzlich einen fulminanten Erfolg mit Schuberts "Schwanengesang" in einer progressiv-visuellen Umsetzung durch den Opernregisseur Claus Guth feiern konnte.
Jonas Kaufmann besitzt die Sensibilität, die Verve, den Geist, die Beseeltheit und die unbedingte Ausdruckskraft, um den Liedern und Arien mit seiner Stimme einen tiefgründigen Zauber der Wahrhaftigkeit zu verleihen.
Aktuelle Interviews mit Jonas Kaufmann:
Jonas Kaufmann: »Ich mache mich doch nicht verrückt« | DiePresse.com
KOMMENDE TERMINE:
Februar 2024
2. Februar 2024, Konzert, "The Sound of Movies", Teatro di San Carlo, Neapel
4. Februar 2024, Konzert "The Sound of Movies", München, Isarphilharmonie
17. Februar 2024, Konzert, "The Sound of Movies", Baden-Baden
23. Februar 2024, Konzert, "The Sound of Movies", Prag
März 2024
23. März 2024, La Gioconda, Salzburger Osterfestspiele
27. März 2024, La Gioconda, Salzburger Osterfestspiele
April 2024
1. April 2024, La Gioconda, Salzburger Osterfestspiele
10. April 2024, La Gioconda, Teatro di San Carlo, Neapel
13. April 2024, La Gioconda, Teatro di San Carlo, Neapel
16. April 2024, La Gioconda, Teatro di San Carlo, Neapel
21. April 2024, Aida, München
25. April 2024, Aida, München
28. April 2024, Aida, München
Mai 2024
12. Mai 2024, Konzert, Sofia, National Palace of Culture30. Mai 2024,
Andrea Chenier, Royal Opera House, London
Photo credits: Gregor Hohenberg
Tenore lirico: Eigentlich zählt Charles Castronovo bereits zu den großen Tenören seines Fachs. Doch einen Hehl macht er längst nicht daraus.
Lieber lässt er seine Karriere ruhig und besonnen angehen. Doch letztendlich ist er schon in der ganzen Welt angekommen, beliebt beim Publikum und bei den Kollegen sowieso.
Sein neuestes Album "I canti", auf das man lange hat warten müssen, ist eine wunderbare Hommage an Puccini.
Doch bekannte Arien singt der US-amerikanische Tenor mit ecuadorianisch-sizilianischen Wurzeln auf diesem Album überraschenderweise nicht.
Nein, Castronovo hat sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Puccini-Lieder präsentiert er in einer exquisiten Kompilation, noch dazu mit einem CD-Booklet, in dem er sich als Puccini inszeniert, in der Rolle des Komponisten.
Was Charles Castronovo so unglaublich symphatisch macht, ist, dass er sich als Tenor nicht so ernst nimmt, nahbar, charismatisch und vor allem bodenständig sympathisch geblieben ist. Kein abgehobener Überflieger, der die großen Auftritte nötig hat. Die bekommt der Künstler schon von ganz alleine, sowie er nur die Weltbühnen betritt. Ob er jemals einen Andrea Chenier geben wird, bleibt offen.
Mit ecuardorianisch-silizianischem Temperament gesegnet klingt Charles Castronovo vor allem im italienischen, aber ganz besonders im spanischen Fach vorzüglich, nämlich dann, wenn er eine Zarzuela zum Besten gibt. Ein leichtes Vibrato, so wie ein Hauch eines Flügelschlags, gepaart mit strahlkräftiger Eleganz und einer großen Prise Herz-Schmerz-Temperament: Charles Castronovo muss man sich unbedingt anhören.
Aktuelle Interviews mit Charles Castronovo:
Interview: Charles Castronovo about a tenor´s life - Operaversum
TERMINE:
Teatro alla Scala
Simon Boccanegra (G. Verdi)
Feb 1, 4, 11, 14, 17
Münchner Rundfunkorchester
Viva Puccini Gala
Feb 7
Opéra National de Paris
Simon Boccanegra (G. Verdi)
Mar 12, 16, 19, 22, 25, 28, 31, Apr 3
Bayerische Staatsoper
Tosca (G. Puccini)
May 20, 23, 26, 29, Jun 1, 3, 6, 9
Teatro Real Madrid
Madama Butterfly (G. Puccini)
Jul 1, 7, 10, 16, 21
Photo credits: Charles Castronovo
Tenore di grazia: Belcanto-Rollen sind sein Ding. Juan Diego Flórez zählt gerade deshalb zu den führenden Vertretern dieses schwierig darzubietenden Genres.
Mozart, Rossini und Bellini sind seine absoluten Stärken.
Aber auch das peruanisch Volkstümliche liegt dem "Barden" mit seiner Gitarre ganz famos.
Hat man Juan Diego Flórez einmal in einem Konzert erlebt, weiß man genau, warum dieser Mann auf den Weltbühnen so erfolgreich ist.
Es ist die Melange aus stimmlich feiner Raffinesse und einem Charisma, das ganze Konzertsäle zum Toben bringen kann. "Besame mucho", diesen lateinamerikanischen Gassenhauer bringt der "Cantante" genauso überzeugend mit Herzblut, Heimatgefühl und Leidenschaft, wie er auch seine Rollen mit Witz, Humor und intelligenter Ausgestaltung darbietet.
Ob im "Barbier von Sevilla" oder aber als Herzog von Mantua in Verdis Rigoletto. "La donna e mobilè" klingt leicht, duftig, flexibel und außerordentlich verführerisch, wenn Diego-Flórez diese Arie interpretiert.
Mittlerweile hat sich der Peruaner zum lyrisch-dramatischen Tenor entwickelt und behauptet sich auch in dramatischeren Verdi-Partien, obgleich sein unverwechselbar belcantistisch gefärbter Tenor nach wie vor seine absolute Schokoladenseite ist.
Aktuelle Interviews mit Juan Diego Flórez:
Tenor Juan Diego Flórez im Interview | concerti.de
KOMMENDE TERMINE:
Konzert
Juan Diego Flórez
Mittwoch 31 Januar 2024,
19:00 Tokyo Bunka Kaikan
Juan Diego Flórez, Tenor
Michele Spotti, Conductor
Tokyo Philharmonic Orchestra
Juan Diego Flórez & Pretty Yende
Sonntag 4 Februar 2024, 1
5:00 Tokyo Bunka Kaikan
Juan Diego Flórez, Tenor
Pretty Yende, Sopran
Michele Spotti, Conductor
Tokyo Philharmonic Orchestra
Oper
GUILLAUME TELL
08. MÄRZ 2024
Musik Gioachino Rossini
Wiener Staatsoper
Photo credits: Gregor Hohenberg
Tenore Lirico: Piotr Beczała ist der Mann für die perlende Eleganz, das leichte Heldentenortum und die französische Noblesse.
Ganz besonders Operetten stehen dem Charmeur mit der zurückhaltenden Art.
Deshalb hat er vor einigen Jahren auch ein Operetten-Album herausgebracht, das unter anderem den Komponisten Robert Stolz und den großen Tenor Richard Tauber ehrt.
Wenn Piotr Beczala singt, dringt einem eine flexible, jugendlich strahlende Stimme ans Ohr, die man so schnell nicht wieder vergisst.
Genau deshalb singt er auch an den großen Weltbühnen, wird in wenigen Tagen an der Metropolitan Opera in New York in Bizets Carmen einen Don José geben und schmückt sich auf der Bühne mit begnadeten Sopranistinnen wie beispielsweise Anna Netrebko, Diana Damrau oder Sonya Yoncheva.
In folgenden Opern ist Piotr Beczala zu Hause: Manon, Werther, Der Wildschütz, Lohengrin, Jenufa, Faust, Rusalka, Lucia di Lammermoor, Don Giovanni, La Bohème, Gianni Schicchi, Die Fledermaus uvm.
Piotr Beczalas Stimme betört mit duftigem Klang, einem Schmelz zum Dahinschmelzen, einer warmgoldenen Mittellage, die nicht schwer anmutet, aber dennoch saturiert und samtig klingt. Es ist die Eleganz eines Gentleman, die man aus Beczalas Gesang immerzu heraushören kann.
Aktuelle Interviews mit Piotr Beczala:
Im Gespräch mit Piotr Beczala: Ich genieße jeden Abend auf der Bühne! - Operaversum
TERMINE:
Carmen (Don José)
METROPOLITAN OPERA NEW YORK
3, 5, 9, 12, 16, 19, 23, 27 Januar 2024
Puccini: Tosca (Cavaradossi)
WIENER STAATSOPER
20,22,24 Februar 2024
Carmen (Don José)
THE ROYAL OPERA HOUSE
5,8,11,14,16,23,26 April 2024 + 1,5 Mai 2024
Photo Credits: Anja Frers
Tenore Lirico: Änlich wie bei Piotr Beczala ist der französische Tenor Benjamin Bernheim im lyrischen Fach beheimatet.
Besonders liegen ihm die Belcanto-Opern der Komponisten Bellini und Donizetti.
Doch auch die schwereren lyrischen Partien kommen bei Benjamin Bernheim zum Zug. Ob Verdi, Wagner, Puccini oder Massenet, die Repertoiredichte des Franzosen lässt sich sehen.
Mit Boulevard des Italiens, seiner aktuellen CD-Einspielung beweist der lyrische Tenor wie Grande Opera wirklich geht.
Die französischen Opernversionen von Puccini, Donizetti, Verdi und Mascagni bringt der hell leuchtende Tenor mit eleganter Noblesse zum Strahlen. Überhaupt strahlt dieser Tenor in stimmlich jugendlicher Frische mit farbenreichen und kristallklaren Höhen.
Seine Mittellage ist im Vergleich zu Jonathan Tetelman, Jonas Kaufmann und Piotr Beczala deutlich leuchtender, eindeutig heller und auch feiner. Das Samtsatte fehlt, muss aber für das belcantistisch-lyrische Fach auch nicht unbedingt vorhanden sein. In diesem Fall kommt es eher auf ein feineres Stimmmaterial an, das Benjamin Bernheim definitiv anzubieten hat.
Romantische Klangpoesie, eine lyrische Ausstrahlung, zart schimmernde, hell leuchtende Töne. Wer diese Art von Tenor liebt, ist bei Benjamin Bernheim genau richtig.
Aktuelle Interviews mit Benjamin Bernheim:
Interview Benjamin Bernheim | concerti.de
TERMINE:
Teatro alla Scala
Simon Boccanegra (G. Verdi)
Feb 1, 4, 11, 14, 17
Münchner Rundfunkorchester
Viva Puccini Gala
Feb 7
Opéra National de Paris
Simon Boccanegra (G. Verdi)
März 12, 16, 19, 22, 25, 28, 31, Apr 3
Bayerische Staatsoper
Tosca (G. Puccini)
Mai 20, 23, 26, 29, Jun 1, 3, 6, 9
Teatro Real Madrid
Madama Butterfly (G. Puccini)
Jul 1, 7, 10, 16, 21
Photo Credits: Edouard Brane
Sollten Sie jetzt noch mehr Lust auf noch mehr Tenöre bekommen haben oder aber, Sie haben in dieser Auswahl noch nicht den Richtigen gefunden, dann kann ich Sie beruhigen: Es gibt noch einen zweiten Teil, in dem ich Ihnen weitere sechs Tenöre der Gegenwart vorstellen.
Bis dahin, lesen Sie doch auch folgenden Artikel: "Welchen Tenor hätten Sie denn gerne". Darin geht es um die gesanglichen, darstellerischen und künstlerischen Qualitäten, die ein Tenor unbedingt mitbringen muss, um nicht nur erfolgreich, sondern absolute Weltspitze zu werden.
"Welchen Tenor hätten Sie denn gerne? Den dunkelsamtig timbrierten, den metallisch hell klingenden oder den mit der heroisch vokalen Strahlkraft?" Was für eine Frage, denke ich. "Natürlich den dunkelbraun gelockten, den mit der baritonal eingefärbten schokoladensatten Stimme und der erotischen Ausstrahlung", entgege ich der scheinbar unwissenden Verkäuferin hinter der verlockenden Auslage energisch.
Herausgeberin Nicole Hacke (Mittwoch, 16 Oktober 2024 11:05)
Lieber Herr Büchel,
vielen herzlichen Dank für Ihren Kommentar. Wenig kann ich dem, was Sie mir schreiben, hinzufügen, obgleich das Thema Tenor ein weites, weites Feld ist, das man ausgiebig und ausschweifend diskutieren kann.
Ich habe Jonas Kaufmann zum ersten Mal 2017 in der Elbphilharmonie gehört und war nach seiner Otello-Premiere in London so fasziniert von seiner darstellenden Kunst, seinem Gesang und seiner Authentizität, dass ich seitdem immer wieder seine Konzerte und Opernaufführungen beehre. Ja, seine Stimme hat sich im Laufe der Jahre entwickelt. Sie ist deutlich nachgedunkelt, die Höhen klingen anders, die Jugend weicht der Reife. So what! Viel wird kritisiert, viel wird geschrieben. An Respektlosigkeit mangelt es wahrlich nicht, was ich sehr traurig finde, zumal das Singen eine sehr persönliche Angelegenheit ist, mittels der man sich verletzlich macht. Und es ist ein harter Beruf, der technisch hohe Anforderungen an die Stimme stellt. Hinzu kommt das Reisen, der Druck, Termine zu halten. Der Ruhm hat ganz klar eine Kehrseite.
Aber Neid wird es immer geben. Das gute daran, man beneidet eh nur die Menschen, die was auf dem Kasten haben.
Und nein, es gibt nicht nur einen Tenor. Ich höre auch alle anderen und schätze sehr viele von ihnen in ihren jeweiligen Fächern. Dazu gehören die von mir bereits erwähnten Tenöre. Und die Liste muss von mir sogar noch erweitert werden. Ich bin damit also noch nicht am Ende.
Ich freue mich sehr, dass Sie auf meinen Blog gefunden haben und wünsche Ihnen mit meinen Beträgen noch ganz viel Lesevergnügen.
Herzliche Grüße
Nicole Hacke
Franz Büchel (Mittwoch, 16 Oktober 2024 10:18)
Liebe Frau Hacke,
zuerst möchte ich meine Freude darüber zum Ausdruck bringen, dass Sie vor geraumer Zeit nach sehr langer Abstinenz doch wieder zur Musik und insbesondere zur klassischen Musik zurückgefunden haben. Bei mir war es so, dass ich in meiner Kindheit noch die letzten Karrierejahre eines Fritz Wunderlich erleben durfte (er lief fast jeden Sonntag auf dem elterlichen Plattenteller) und schon damals richtig ergriffen war von vielen seiner Interpretationen. Es gab danach zwar keinen großen musikalischen Bruch in meinem Leben, aber die großen Opernstars spielten bei mir in den letzten Jahrzehnten nicht mehr die ganz große Rolle.
Erst bei der Abschiedsfeier für Franz Beckenbauer in der Münchener Arena Anfang diesen Jahres hat es bei mir dann wieder so richtig Klick gemacht. Jonas Kaufmann sang dort drei Stücke und die haben seither mein Leben regelrecht verändert. Ich kann nicht genug bekommen davon und versuche die Karriere des Münchner Ausnahmekünstlers im Zeitraffer regelrecht nachzuerleben.
Schnell fiel mir dabei auch auf, dass in diversen Medien und Blog`s sehr kontrovers und intolerant über ihn diskutiert wird. Und ganz viel Neid scheint da dabei zu sein. Als ich vor kurzem auf einen Youtube-Beitrag stieß, wo Ioan Holender JK einen "Tenore assoluto" nannte, war der Weg zu Operaversum nicht mehr weit.
Dieser Beitrag hier hat mich deshalb sehr angesprochen. Ich bin mit Ihnen einer Meinung, es gibt nicht nur "den einen" oder den besten oder oder. Aber es gibt nur einen Jonas Kaufmann, mit dieser einzigartigen Karriere in all seinen Facetten. Vielleicht sollte man die fachspezifische Kategorisierung der Tenöre einfach noch um eine Variante erweitern. "Tenore Kaufmannese" wäre mein (nicht ganz ernstgemeinter) Vorschlag. In diesem Sinne
herzliche Grüße
Franz Büchel