03. Mai 2022
UNAUFGEFORDERTE WERBUNG
©Michael Pöhn / Wiener Staatsoper
Nach der Spielzeit ist immer auch vor der Spielzeit. Es ist quasi ein offenes Konzept, das Saison für Saison immer wieder neu definiert wird und auch an der Wiener Staatsoper zu andersartigen musikalisch-szenischen Experimenten einlädt.
Ganz im Zeichen des Komponisten Gustav Mahler sollen in der neuen Spielzeit 2022/2023 vermehrt Werke des Ausnahmekünstlers im ersten Haus am Ring aufgeführt werden.
Damit leitet der amtierende Intendant Bogdan Rosic der Wiener Staatsoper die 90-minütige Veranstaltung ein, die sich offensichtlich großer Publikumsbeliebtheit erfreut.
Kein Wunder, denn auf dem musikalisch Trockenen sitzt man bei dieser informationslastigen Soiree definitiv nicht. Bühnengrößen wie Benjamin Bernheim, Camille Nylund oder aber Peter Keller runden die Informationsflut, die mal so eben auf einen einprasselt, mit tonmalerischen Gesangseinlagen ab.
Kaum dass man sich das umfangreiche Programm im Kopf abspeichern kann, verweist ein kundig versierter Intendant auf die Website der Wiener Staatsoper, auf der man sich nach Vorstellungsende en détail mit den Premieren, Repertoirevorstellungen, Wiederaufnahmen, Solokonzerten und den vielen namhaften Sängerdarstellern auseinandersetzen kann, damit man am 16. Mai 2022 auch ja die richtigen Karten für die höchst individuellen Vorlieben ordert.
©Michael Pöhn / Wiener Staatsoper
©Michael Pöhn / Wiener Staatsoper
©Michael Pöhn / Wiener Staatsoper
Dabei liest sich die Cast der Sängerdarsteller für die kommende Saison wie die Crème de la Crème eines besonderen À la carte Menues: Jonas Kaufmann, Piotr Bezcala, Benjamin Bernheim, um nur einie Ritter des hohen C´s zu benennen, werden flankiert von einer ebenso beeindruckenden Sopran- und Mezzosoprangarde.
Ob Nina Stemme, Asmik Grigorian oder Pretty Yende, wer die Qual der Wahl hat, bestellt sich rein proforma schon mal Karten für alle Vorstellungen, denn sowohl die dargebotenen Premieren als auch die Wiederaufnahmen am Haus lesen sich wohlgefällig und hören sich aller Wahrscheinlichkeit bombastisch an.
So kann man sich mit Allzeitklassikern der Oper wie beispielsweise "Le nozze di figaro" oder "Die Meistersinger von Nürnberg" die Abende versüßen oder sich bei Mahlers szenischer Umsetzung vom "Klagenden Lied" und den "Kindertotenlieder" die Ernsthaftigkeit des Lebens um die Nase wehen lassen.
Alles im österreichischen Musentempel scheint möglich. Während die Matinee im Laufe der Vorstellungsrunde mit anregenden Künstlergesprächen aus allen Sparten des klassischen Musikbetriebs angereichert wird, singen sich die Sängerdarsteller schon mal für den Saisonauftakt ein.
Der französische Tenor Bejamin Bernheim glänzt dabei als Cavaradossi in "Recondita Armonia", allerdings in der muttersprachlichen Variante, die seiner Diktion, wie könnte es anders sein, ganz besonders gut zupasskommt.
©Michael Pöhn / Wiener Staatsoper
©Michael Pöhn / Wiener Staatsoper
©Michael Pöhn / Wiener Staatsoper
Mit Inbrunst, tiefer Beseeltheit und einem langen Atem verlautbaren sich die belcantistisch samtenen Töne auf den Brettern, die die Welt bedeuten.
Für Benjamin Bernheim tun sie das ganz bestimmt, denn der Tenor mit dem leuchtend hellen Vokalinstrument ist der absolute Hoffnungsträger für seine singend klingende Zunft.
Aber auch alte Opernhasen bereichern das anbrechende Jahresgeschäft. Dazu gehört auch der Münchner Tenor Jonas Kaufmann, der als jüngst ausgezeichneter Titelheld in den elitären Stand des Kammersängers erhoben wurde.
Als Andrea Chénier wird er zum Jahresende in einer Glanzpartie brillieren, die er wie kaum ein anderer mit gesanglichem Verismo-Schmackes in volltönend ekstatischer Sangesmanier in die Opernmanege schmettern wird.
Es lohnt sich, diesem unvergleichbarem Opernereignis beizuwohnen, auch wenn die Inszenierung mal wieder angestaubt in altbewährter Otto Schenk Dramaturgie auf die Bühne gezaubert wird.
Ein bisschen Nostalgie muss eben auch sein, genauso wie der Spaß an der Freude im oftmals zu ernst gewordenen Operngenre entfacht werden sollte. Dafür sorgen auf jeden Fall die leichteren "buffalustigen" Opern, für die sich die Wiener Staatsoper mit dem "Barbier von Sevilla" ebenfalls starkmacht.
©Michael Pöhn / Wiener Staatsoper
Camille Nylund verzaubert zum Abschluss der gelungenen Matinee mit einer Richard-Strauss-Arie aus der Oper Ariadne auf Naxos.
"Es gibt ein Reich" singt sie mit entrückter Beseeltheit, tief versunken in eine tonale Welt, die manchmal zwischen Wirklichkeit und Surrealität verschwimmt.
Herrlich ist doch das unendliche schimmernde Universum der Oper. Auf ein Neues also mit der Wiener Staatsoper zur Spielzeit 2022/2023.
©Wiener Staatsoper / Matinée zur Spielzeit 2022/2023
Die Spielzeitpräsentation ist hier in voller Länge abrufbar. Film ab und viel Vergnügen.