08. November 2024
Rubrik News
©Kristian Schuller / Decca
Nach Rom und Sevilla in vergangenen Jahren setzt die Künstlerische Leiterin Cecilia Bartoli ihre imaginäre Städtereise im Rahmen der Salzburger Pfingstfestspiele von 6. bis 9. Juni 2025 fort und stellt in diesem Jahr Klänge der Lagunenstadt Venedig in den Mittelpunkt des Programms.
Von der Renaissance bis zur Moderne wirkten dort bedeutende Musiker, lange Zeit war Venedig auch das Zentrum des Notendrucks. Das weltweit erste Opernhaus wurde hier eröffnet. Venedig gilt als ein Zentrum der Musik, mit dem man Namen wie Gabrieli und Monteverdi, Porpora und Hasse, Rossini und Verdi, Gustav Mahler und Richard Wagner ebenso wie Luigi Nono in Verbindung bringt.
Während der Salzburger Pfingstfestspiele 2025 hören Sie Musik aus fünf Jahrhunderten, die in oder für Venedig geschaffen oder aber von Venedig inspiriert wurde. Die Beschreibung dieses Ortes hat wie kein anderer Friedrich Nietzsche auf den Punkt gebracht: ‘Wenn ich ein anderes Wort für Musik suche, so finde ich immer nur das Wort Venedig’.
Das szenische Opernpasticcio Hotel Metamorphosis, das Regisseur Barrie Kosky zu Musik von Antonio Vivaldi kreiert, führt uns ins 18. Jahrhundert. Bevor sich das Copyright als Rechtsbegriff etabliert hatte, bevor gedruckte Noten für viele zugänglich wurden und bevor Aufnahmegeräte erfunden waren, sah man die Wiederverwendung von Musik bestimmter Komponisten in einem neuen Kontext nicht als strafbares Plagiat an, sondern als Kompliment. Dies war der einzige Weg, sie zu erhalten, da jede Musik nach wenigen Aufführungen für immer von den Spielplänen verschwand, also nicht wieder gehört werden konnte. In dieser Tradition ist unser Projekt als große Hommage an den Opernkomponisten Vivaldi zu verstehen.
Exemplarisch für das 17. Jahrhundert steht eine Aufführung von Monteverdis Marienvesper – ein Meilenstein in der geistlichen Musik. Gepaart wird dieses Werk mit Bruno Mantovanis nur wenige Wochen vor unserem Konzert uraufgeführter Komposition Venezianischer Morgen nach Rainer Maria Rilkes gleichnamigem Gedicht von 1908.
Giuseppe Verdis – in Venedigs Teatro La Fenice uraufgeführte – Oper La traviata habe ich in konzertanter Form mit fantastischen Solistinnen und Solisten ausgewählt, um die in oder für Venedig entstandene Musik des 19. Jahrhunderts zu vergegenwärtigen.
Ganz besonders freue ich mich dieses Jahr auf eine von Markus Hinterhäuser konzipierte und interpretierte kammermusikalische Matinee mit Wagners Wesendonck-Liedern sowie .....sofferte onde serene... von Luigi Nono, mit der wir daran erinnern, dass Nonos Geburtsstadt Venedig auch im 20. Jahrhundert einige der größten Musiker inspirierte.
50 gemeinsame Jahre verbanden John Neumeier aufs Engste mit dem Hamburg Ballett, das inzwischen sogar seinen Namen trug. Und sechsmal gastierte die Compagnie in dieser Zeit in Venedig, natürlich im Teatro La Fenice, aber auch auf dem Markusplatz. John Neumeier nimmt im Rahmen einer groß angelegten Werkschau nach Abschluss seiner Intendanz für uns das Ballett Tod in Venedig wieder auf. Mit Musik von Bach und Wagner zur gleichnamigen Novelle von Thomas Mann, bekannt durch Luchino Viscontis Film, schlägt Neumeier die für ihn so typischen Brücken zwischen Epochen und Kunstsparten.
Ein zweites abwechslungsreiches Pasticcio widmen wir am Pfingstmontag Rossini, dessen erste Oper in Venedig uraufgeführt wurde, und zwar mit einem Reigen der schönsten Nummern aus seinen in Venedig uraufgeführten Opern – wie La scala di seta, L’italiana in Algeri, Tancredi oder Semiramide.“
©Kristian Schuller / Decca
HOTEL METAMORPHOSIS
Für die Pfingstfestspiele 2025 wird Antonio Vivaldis virtuose Musik mit Ovids Metamorphosen verwoben. Konzept und Regie dieses zweiaktigen Pasticcios verantwortet Barrie Kosky. Es singen Cecilia Bartoli, Varduhi Abrahamyan, Lea Desandre und Philippe Jaroussky mit Les Musiciens du Prince – Monaco und Il Canto di Orfeo unter der musikalischen Leitung von Gianluca Capuano. Als Orpheus ist Angela Winkler zu erleben.
GEISTLICHES KONZERT
1613 wurde Claudio Monteverdi zum Maestro di cappella, also zum Domkapellmeister von San Marco in Venedig ernannt; damit trat er eine der begehrtesten Positionen im Musikleben Italiens an. Wie kaum eine andere Komposition des 17. Jahrhunderts ist sein filigranes und zugleich monumentales Sakralwerk Vespro della Beata Vergine („Marienvesper“) im heutigen Kanon fest verankert. Zuvor erklingt Bruno Mantovanis im Frühjahr 2025 uraufgeführte Komposition Venezianischer Morgen für Chor a cappella.
TOD IN VENEDIG
Frei nach Thomas Manns Novelle Tod in Venedig schuf John Neumeier für die Tänzer·innen des Hamburg Ballett eine Choreografie. Eine „Liebesgeschichte über das Leben“ nennt Neumeier sein Ballett zu Musik von Johann Sebastian Bach und Richard Wagner. Ins Zentrum seiner Deutung hat er die Figur des Meisterchoreografen Gustav von Aschenbach gestellt. David Fray übernimmt die Klavierparts.
OPER KONZERTANT
Mit der Uraufführung von Giuseppe Verdis La traviata erlebte das venezianische Teatro La Fenice am 6. März 1853 ein Werk, das im Hinblick auf das Sujet einen klaren Bruch mit der Tradition bedeutete. Erstmals bildete ein zeitgenössischer Stoff die Grundlage einer tragischen Opernhandlung. Nadine Sierra, Piotr Beczala und Luca Salsi singen die Hauptrollen in dieser konzertanten Aufführung am Pfingstsonntag.
MATINEE
Besonders „anfällig“ für Venedigs Wirkung waren Komponisten, die ästhetischen Idealen der Romantik und Spätromantik anhingen – Richard Wagner, der 1883 in Venedig verstarb, und sein Schwiegervater Franz Liszt zählen zu ihnen. In Venedig gaben sie wenige Wochen vor Wagners Tod ein letztes gemeinsames Konzert im Teatro La Fenice. Für Luigi Nono, den gebürtigen Venezianer, war seine Heimatstadt ein Ort, der ihn immer wieder inspirierte. Werke dieser Komponisten sowie von Alban Berg und Salvatore Sciarrino, interpretiert von Intendant Markus Hinterhäuser und von Matthias Goerne, sind in der Matinee am Pfingstmontag zu hören.
ROSSINI IN VENEDIG
Der 18-jährige Rossini feierte mit La cambiale di matrimonio im November 1810 sein Operndebüt im venezianischen Teatro San Moisè. Venedig bildete auch den Schauplatz weiterer wichtiger Stationen von Rossinis Laufbahn: Kurz nachdem er sich 1813 mit Tancredi das Terrain der Opera seria erschlossen hatte, entfaltete sich mit L’italiana in Algeri sein komisches Genie erstmals in voller, überbordender Blüte. Mit Semiramide, wie Tancredi am Teatro La Fenice uraufgeführt, nahm Rossini 1823 schließlich von den italienischen Bühnen Abschied. Arien und Ensembles aus seinen „venezianischen“ Opern singen am Pfingstmontag Cecilia Bartoli, Mélissa Petit, John Osborn und Ildebrando D’Arcangelo sowie der Chœur de l’Opéra de Monte-Carlo. Es spielen Les Musiciens du Prince – Monaco unter der musikalischen Leitung von Gianluca Capuano.
Quelle: Pressestelle Salzburger Festspiele