Bolero! Der packende Film über das berühmteste Werk des Komponisten Maurice Ravel ab 6. März in ausgewählten Kinos

28. Januar 2025

Rubrik News

©X-Verleih / Pascal Chantier

Als der französische Komponist Maurice Ravel sein berühmtestes Werk schrieb, wusste er noch nicht, dass die eingängige Melodie, die er zu Lebzeiten für das neue Ballett der Ida Rubinstein schrieb, ein absoluter Welthit werden würde.

 

Alle 15 Minuten erklingt heute auf der Welt dieser synkopisch aufreizende Rhythmus, der von einer tonal orientalischen Sinnlichkeit überzogen ist, die ihresgleichen in kaum einem anderen klassischen Orchesterwerk findet. Die Rede ist von Ravels Bolero!

 

Von Nicole Hacke

 

Dabei waren die ersten Jahre des Komponisten von mäßigem Erfolg gekrönt. Seine Musik, die manch einem Kritiker so mechanisch wie ein Schweizer Uhrwerk erschien, erlaubte sich wenig große Gefühle.

 

Akkuratesse, Präzision und rhythmische Genauigkeit; das waren die einzigen musikalischen Parameter, mit denen Ravel umzugehen wusste.

 

Schließlich gab es außer seiner Mutter, die stets fest an den Erfolg des Sohnes glaubte, keine Frauengeschichten, keine sexuellen Annäherungen (soweit der Film im Bilde ist) und auch keine festen Bindungen, die sich hätten emotional in der Musik des Genies zu Buche schlagen können.

 

Die Musik in sämtlichen Notationen, taktgenau auf den Punkt, war dem Meister seine einzige große und verlässliche Muse. Für Anderes hatte Ravel keine Zeit, obgleich die sehr innige Freundschaft zu Misia Sert, seiner Muse aus Fleisch und Blut, Anlass zu amourösen Spekulationen hätte geben können.

 

©X-Verleih / Pascal Chantier

©X-Verleih / Pascal Chantier

Doch der Komponist blieb standhaft seiner Musik treu und verpflichtete sich in einer scheinbaren Leerlaufphase, ein Meisterwerk der Musikgeschichte zu komponieren, dass das Zeug zu einem Welthit hatte und bis in die heutige Gegenwart immer noch höchst erfolgreich abstrahlt.

 

Dabei machte dem Genie die Auftragsarbeit der berühmten Ballett-Tänzerin Ida Rubinstein anfänglich schwer zu schaffen, wollte und wollte Ravel zuerst keine einzige Note aus seinem Inspirationsfundus zu Paper bringen.

 

Lustlos schob er die Arbeit von Tag zu Tag vor sich her.

 

Erst als die stolze Tänzerin Druck auf Ravel ausübte, indem sie ihm eine immer engere Deadline setzte, stürzte sich das Genie mit aller Ernsthaftigkeit in die Arbeit.

 

Doch mehr die Zufallsfrage an seine Haushälterin, welche populäre Musik sie gerade präferierte, ergaben einen Volltreffer.

 

Nunmehr inspiriert vom Paso-Doble-Schlager "Valencia" des Komponisten José Padilla Sanchéz, der feurige Rhythmen in einem rassig-frohgemuten Lokalkolorit versprach, halfen der Komposition zu Bolero gewaltig auf die Sprünge.

 

15 Minuten sollte sie für Ravel dauern, 20 Minuten wollte Rubinstein dafür veranschlagen.

 

©X-Verleih / Pascal Chantier

©X-Verleih / Pascal Chantier

Einigen tat man sich letztendlich auf exakt 17 Minuten Spieldauer, woraufhin dem Komponisten die geniale Idee kam, nur eine Melodie zu notieren, die dann 17 Mal wiederholt und als spannungsgeladener Steigerungsmoment zu explosiver musikalischer Kraft bis hin zur kulminierenden Klimax heranwachsen würde.

 

Undenkbar für eine Zeit, in der die klassische Musik dem Verständnis nach einem deutlich komplexeren Werkgedanken unterlag.

 

Und so glaubte Ravel auch bis zur Uraufführung seines Balletts nicht an den Erfolg dieser so einzigartigen Melodie, die als Bolero in die Musikgeschichte eingehen würde.

 

Frivol und viel zu anzüglich empfand er sein Meisterwerk, das so gar nicht nach seiner Façon war. Was er nicht ahnte! Es traf den Zeitgeist, erregte Frauengemüter und stimulierte ganz offensichtlich auch die männlichen Fantasien.

 

Etwas einzigartig Neues war geboren! Und so malt gerade auch der Film der französischen Regisseurin Anne Fontaine, der am 6. März in ausgewählten Kinosälen ausgestrahlt wird, ein ganz besonders eindringliches Bild eines Mannes, der mit und in seiner Musik Geschichten erzählt und sie mit pulsierender Strahlkraft aufleben lässt - im Mittelpunkt sein berühmtestes Werk, um das sich alle Handlungsstränge spannen: Der Bolero!

 

©X-Verleih / Pascal Chantier

©X-Verleih / Pascal Chantier

Dabei wird von einem kreativ-schaffenden Leben erzählt, das sich durch die Kraft einer sehr eigenwilligen Musik Ausdruck verschafft und eine Komposition bereithält, die nur eine Melodie kennt und doch so viel mehr ist, als nur ihre repetitive Essenz.

 

Auf den Spuren von Maurice Ravel taucht der Zuschauer in das Paris des 19. Jahrhunderts ein und wandelt sowohl in Bilderbuchlandschaften zusammen mit dem Künstler an der französischen Küste entlang.

 

Unschwer vorzustellen ist das unprätentiös und dennoch kommode Leben des Komponisten, der sich mit Haut und Haaren seiner größten Leidenschaft, der Musik, uneingeschränkt verschrieben hat.

 

Dabei erscheinen einem die wenigen intim anmutenden Begegnungen mit Misia Sert wie Makulatur, ein schönes Beiwerk, das die romantische Note des Films wohlwollend unterstreicht, bis das der tragische Tod des Künstlers, die schönen Illusionen auf ein Happy End scheidet.

 

Maurice Ravel starb an den Folgen eines Gehirnleidens, dass sein Erinnerungsvermögen gravierend beeinträchtigte. Heute würde man von Demenz sprechen. Damals war an so eine Diagnose wahrscheinlich überhaupt nicht zu denken.

 

©X-Verleih / Pascal Chantier

©X-Verleih / Pascal Chantier

Für all diejenigen, die sich gerne im klassischen Musikkosmos zuhause fühlen, aber insbesondere auch für Neueinsteiger, die mehr über die klassische Musik und ihre Komponisten erfahren wollen, ist dieser biografische Film in Erzählform eine besonders eindrückliche Hommage und verspricht eine Innenschau in die Welt der tonalen Gedanken eines Genies, das sehr bescheiden mit dem berauschenden Erfolg seiner Musik umgegangen ist.

 

Hinweis: Bitte die mit * gekennzeichneten Felder ausfüllen.


Kommentare: 0