9 Gründe Warum Opernsänger glücklicher sind und länger leben

19. Februar 2022

UNAUFGEFORDERTE WERBUNG

©Julian Hargreaves / Anna Netrebko und Yusif Eyvazov

Singen macht Spaß, gute Laune und verbreitet positive Energie.

 

Wer Kinder beim Singen beobachtet, weiß, dass der tönenden Luft etwas Faszinierendes anhaftet, etwas so ansteckend glücklich Machendes, dass wir als Erwachsene nur mehr amüsiert über die ungehemmten Gesangsausbrüche unserer Minimenschen schmunzeln können.

 

Dabei ist das Ungehemmte vor sich hin trällern nicht ausschließlich Sache einer kindlichen Entdeckungsreise in das Land der harmonischen Tonalwelten. Und nicht nur professionellen Opernsängern ist es vergönnt, nur weil sie von Berufswegen singen müssen, zur Stimme zu greifen.

 

Auch jeder normale Mensch, der sich problemlos seiner Gesangsstimme bedienen kann, sollte sich ihrer bedienen, denn Singen macht nicht nur glücklich und gesund, sondern beschert uns bei regelmäßigem Praktizieren eine signifikant höhere Lebenserwartung.

 

Doch was ist genau das lebensverlängernde, gesund machende Geheimnis des Gesangs und warum scheinen Opernsänger auf der Bühne und auch lange nach einem Konzert in einem nicht abreißen wollenden Glückszustand zu schwelgen, sich nahezu in einem Rausch der Gefühle aufzulösen?

 

©Nicole Hacke / Operaversum - Fotocollage Buchtitel Singen

1. Singen stärkt das Immunsystem

Wer regelmäßig singt, produziert beim Singen automatisch mehr Speichel als jemand, der seine Stimme allein zum Sprechen benutzt.

 

Das ist zum einen wichtig für den reibungslosen Stimmfluss, zum anderen enthält die vermehrte Speichelproduktion eine stärkere Konzentration der Immunglobuline A, die dafür sorgen, dass sich Antikörper an den Schleimhäuten bilden können.

 

Das wiederum sorgt für gesteigerte Abwehrkräfte und demzufolge für ein gesundes Immunsystem. Es kann also schon helfen, 1 oder 2 Mal pro Woche ein paar Lieder vor sich hinzuträllern, um sein Immunsystem nachhaltig auf Vordermann zu bringen.

 

2. Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems

Singen ist wie ein melodisches Workout, das man etwa mit einer leichten Joggingeinheit oder einem moderaten Yoga-Workout vergleichen kann.

 

Sämtliche Muskeln, insbesondere die Rücken- und Bauchmuskulatur, die Lunge, der Kehlkopf und nicht zu vergessen die Stimmbänder werden kontinuierlich auf Ausdauer und Kraft trainiert, was einer ziemlich athletischen Konditionierung gleich kommt.

 

Wer seine Gesangstechnik beherrscht und mit vollem Körpereinsatz singt, der stärkt dadurch bereits nach 15 Minuten sein Herz-Kreislauf-System.

 

©Nicole Hacke / Operaversum - Fotocollage Buchtitel Singen

3. Atemtechnik bedingt höhere Sauerstoffzufuhr

Eine gestützte goldene Körpermitte, ein ruhiger Atemfluss, ergo ein langer, stabiler Atem, der entspannt aus den Untiefen des Bauches heraus fließt, sind Grundvoraussetzungen für den Schöngesang. Ohne eine gute Atemtechnik geht also schon mal gar nichts.

 

Der positive Nebeneffekt, der sich dabei einstellt, ist ebenfalls nicht zu verachten, denn er beeinflusst aufs Positivste eine durchschnittlich höhere Sauerstoffzufuhr im Blut.

 

Was passiert also beim tiefen Einatmen in den Bauch?

 

Unser Zwerchfell senkt sich, drückt unsere Eingeweide nach unten und räumt so den Lungenflügeln mehr Platz ein, damit sie sich entfalten können. Das führt im Umkehrschluss zu einer verstärkten Sauerstoffaufnahme im Körper, was mit einer deutlich besseren Durchblutung aller anderen Organe einhergeht und zudem noch den Blutdruck stabilisiert.

 

4. Seelisches Wohlbefinden erlangen

Singen macht glücklich, gesund und lässt uns ausgeglichen und entspannt in die Zukunft blicken. Längst ist es wissenschaftlich erwiesen, dass Musizieren im Allgemeinen und Singen im Speziellen das seelische Gleichgewicht stark zum Positiven beeinflussen.

 

Mit jedem Ton, jeder Phrase und jeder Minute, die mit dem Selbersingen vergehen, fluten körpereigene Opiate, die sogenannten Glückshormone wie Endorphine und Serotonine unseren Organismus.

 

Das fühlt sich bereits nach dem ersten gesungenen Lied erhebend an und wird mit jedem weiteren Lied zu einem nicht abreißen wollenden Rausch.

 

Irgendwann hat man dann das Gefühl, nicht mehr aufhören zu können. Singen ist ein absoluter Vertreiber von schlechter Laune, miesen Gefühlen und ein unabdingbarer Rettungsanker für stressgeplagte Menschen, die aus ihrem Hamsterrad kaum noch einen Ausweg finden.

 

Denn wer singt, ist nicht mehr in der Lage zu denken, empfindet daher nichts Negatives und wird zwangsweise auf eine erhellende Stimmung getrimmt.

 

Ganz nebenbei verflüchtigt sich dabei das Stresshormon Cortisol. Den Kampf gegen die ausdauernd strahlende Kraft der Musik kann es sowieso nicht gewinnen.

 

©Nicole Hacke / Operaversum - Bildband Jonas Kaufmann

5. Selbstbewusst durch Singen

Es sagt bereits das Wort: sich selbst bewusst sein beziehungsweise sich selbst bewusst werden - aber durch was?

 

Im Singen liegt ganz klar der Wesenscharakter, der uns zum Reflektieren animiert. Wir kommen uns körperlich und insbesondere unserem seelischen "Ich" so nahe, dass es uns plötzlich ganz leicht fällt, uns im Singen als Persönlichkeit zu erkennen und auf den Grund unserer Seele vorzudringen.

 

Das mag zwar partiell auch beim Sport der Fall sein, zumindest was die rein körperliche Aktivität anbelangt. Doch unseren eigenen Seelenzustand entlarven wir nur, wenn wir uns schier im Singen auflösen.

 

So wird das Innerste durch das Singen transparent, die Seele sichtbar und verletzbar. Sie liegt jetzt roh auf der Zunge, zumindest mag es sich bei den ersten Gesangsversuchen so anfühlen, zumal es nicht leicht ist, seine Gefühle loszulassen, sich über den Gesang emotional zu offenbaren, sich nackig zu machen, auf die Gefahr hin, belächelt oder gar ausgelacht zu werden.

 

Doch mit der Übung und dem Vertrauen in die eigene Stimme erwacht auch das Selbstvertrauen, durch das man eine gewisse unangreifbare Haltung entwickeln kann.

 

Was gibt es also noch zu verlieren, wenn die Seele eh schon lose auf der Zunge liegt?

 

Erreiche ich das Publikum, kann ich es begeistern und gewinnen?

 

Transportiert die Stimme jene Emotionen, die berühren und zu Tränen rühren können, dann kann aus dem gewonnenen Selbstvertrauen heraus das Selbstbewusstsein nur noch stärker wachsen.

 

©Nicole Hacke / Operaversum - Buchtitel Singen

©Nicole Hacke / Operaversum - Bildband Jonas Kaufmann

6. Konzentrazionsförderung und geistige Agilität

Was bei vielen professionellen Musikern und auch bei Opernsängern gehäuft auffällt, ist ihre enorme geistige Kapazität, Klarheit, Agilität und Konzentrationsfähigkeit. Musik ist ein komplexes Gebiet.

 

Wer singt und dabei noch auf der Bühne schauspielern muss, jongliert in dem Moment zwei Bälle gleichzeitig. Aber damit noch nicht genug:

 

Wer als Opernsänger erfolgreich sein will, der muss sich nicht nur auf die Handlung und sein Stimmorgan konzentrieren können, sondern auch auf seine Sängerkollegen, den Dirigenten, die Regie und das Publikum achten.

 

Das bedeutet, so viele Bälle wie nur möglich gleichzeitig jonglieren zu können, was ein beachtlich hohes Maß an Konzentration und geistiger Flexibilität erfordert.

 

Kommen dann noch Diktion und eine Fremdsprache hinzu, in der gesungen werden muss, dann ist das kapazitive Maß der geistigen Dinge so übervoll, dass man sich als Laie fragt, wie der Sängerdarsteller auf der Bühne über seine Stimme überhaupt noch Emotionen transportieren kann.

 

Doch all diese Fähigkeiten, die man sich im Laufe einer Opernkarriere als Sänger aneignen muss, fördern die geistige Lernfähigkeit und ein ausgeprägtes kognitives Vermögen, das bis ins hohe Alter für eine ausgeprägt vitale Gehirnleistung, ergo Gehirngesundheit sorgen kann.

 

©Nicole Hacke / Operaversum - Buchtitel Singen

7. Vom Glücksgefühl des Sängers auf der Bühne

Nichts ist so erhebend und birgt einen so großen Suchtfaktor in sich wie das Bühnenerlebnis für einen Sänger. Auf der Bühne zu stehen, vor Publikum zu singen und schauspielern zu können, in einer Rolle aufzublühen, ihr Leben einzuhauchen, sich in einen interessanten, spannenden Charakter wiederzufinden und schlussendlich dabei Menschen zu begeistern, kann eigentlich nur das höchste der Gefühle für einen Sängerdarsteller sein.

 

Viele Interpreten, wenn sie denn über ihre Berufung sprechen, verklären die Musik sogar als große Liebe ihres Lebens.

 

Warum wohl?

 

In seiner stimmlichen Mitte ganz bei sich zu sein ist zwar die hauptsächlich glückselige Seite der beruflichen Medaille, die andere Seite, die aber kaum weniger zu verachten ist, beinhaltet Aspekte, die nunmehr aus zwei Seiten der Medaille ein großes stimmiges Ganzes ergeben:

 

Anerkennung, Applaus, Fans, die einen lieben, schätzen und als Künstler auf Händen tragen, versetzen Sänger und Publikum in einen wahrhaft wechselseitigen Resonanzrausch, der so erhebend ist, dass die Sucht nach mehr Beifallsbekundungen und Publicity unstillbar wird.

 

8. Gesang als Melting Pot der kreativen Vielseitigkeit

 

Wer singt, der kann meistens auch auf anderen kreativen Gebieten punkten. Kaum ein Künstler, der sich der Musik hingibt, ist ausschließlich auf sein musikalisches Fachgebiet beschränkt.

 

Sänger im Besonderen sprechen aufgrund ihrer Repertoirestärke eine oder sogar mehrere Fremdsprachen, sind worttechnisch äußerst eloquent, schauspielerisch versiert, handwerklich geschickt, gute Buchautoren, Maler oder sogar Tänzer.

 

Aus einem großen Pott kreativer Möglichkeiten schöpfen zu können, liegt der musischen Begabung oftmals schon in Kindertagen zugrunde.

 

Dem Gehirn ständig neue kreative Reize zu setzen, es vor immer neue, abwechslungsreiche schöpferische Herausforderungen zu stellen, trägt entscheidend zur geistigen und seelischen Gesundheit bei.

 

Wer kreativ durchs Leben geht, bereichert sein Leben durch den ständig gewagten Blick über den Tellerrand hinaus, schöpft fortwährend neue Energie, Inspiration und findet immer wieder aufs Neue interessante Impulsquellen, ohne auch nur im geringsten in langweilige, abstumpfende Routinen zu verfallen.

 

©Nicole Hacke / Operaversum - Buchtitel Singen

9. Abwechslungsreichtum im Sängerberuf

Ein normales Leben führen Opernsänger meistens nicht. Ständig sind sie unterwegs auf Konzertreise in ferne Länder und zudem noch gefordert, was ihren Repertoireumfang anbelangt.

 

Ob genreübergreifende Musikstile, stimmliche Fachwechsel von der lyrischen zur dramatischen Rolle: Tausendsassa müssen heute mehr denn je ihre stimmliche Vielseitigkeit zur Schau stellen können.

 

Stillstand, eingefahrene Routinen, ein dahinplätscherndes Leben in ruhigen Fahrwassern gibt es daher für den Sängerberuf nicht.

 

Obgleich dieses "Aus-dem-Koffer-Leben" zu Stress führen kann, lebt der Sänger dennoch gesünder als jede andere Berufsgruppe, die oftmals gefesselt an den Bürostuhl tendenziell selten etwas anderes sieht als die größeren vier Wände eines Konferenzsaales.

 

Wer rastet, der rostet!

 

Berufssänger sind so dermaßen gefordert, fachlich flexibel, global unterwegs und auch ansonsten immer offen für neue Impulse von Außen zu sein, dass trotz partiell auftretender Stressphasen ihr Leben überdurchschnittlich spannend, interessant und vielseitig verläuft - und zwar ein ganzes Sängerleben lang.

 

Und genau diese abwechslungsreiche Kombination macht glücklich, genauso wie das bei Kindern in ganz jungen Jahren der Fall ist.

 

Fröhlich vor sich hinträllernd in einem abenteuerlichen Kosmos unterwegs, auf der nicht enden wollenden Suche nach spannenden kreativen Erlebnissen, und eine unstillbare Neugier auf die noch unbekannten Herausforderungen des Lebens...

 

Was will man mehr, wenn einem im Erwachsenenalter so ein gleichermaßen inspiratives, aufregendes und glückliches Sängerleben zuteil wird?


©Till Wand / ZDF Dokumentation Oper, das knallharte Geschäft

Die Oper - Das harte Brot der brotlosen Kunst

Was willst du denn beruflich mit der Musik machen? Du studierst dich dumm und dämlich, strengst dich wahnsinnig an, um nach sechs Jahren harter, verbissener Arbeit bitte was zu verdienen?

 



©Nicole Hacke / Operaversum

Wenn nichts mehr hilft, hilft nur noch singen

Ich habe schon so vieles ausprobiert, wenn es darum ging, Stress abzubauen, entspannter und gelassener zu werden, meine innere Balance...

 



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