06. Februar 2024
Rubrik Oper
©Nicole Hacke / Operaversum
Wassermarsch und schon geht der Spaß so richtig los! Im Schloss Hellbrunn bei Salzburg hat ein jeder eine Heidengaudi, der sich in den verspielt gestalteten Gärten zwischen Musen, Musik und Manierismus aufhält.
Es ist ein einzigartiger Ort, der aufgrund seiner geografischen Lage prädestiniert für einen Muße-suchenden Spaziergang durch das großräumige Areal ist. Aber Achtung.
Wer nicht aufpasst, den erwischt mal hier, mal dort ein kalter Spritzer eines plötzlich aufschießenden Wasserstrahls oder aber eine erquickend durchnässende Dusche überkommt einen so eiskalt, dass man als begossener Pudel die Lacher voll und ganz auf seine Seite zieht.
Markus Sittikus, Fürsterzbischof und Erbauer von Schloss Hellbrunn, der sich auf Humor, Kunst und Kultur bestens verstand, vermochte es ausgezeichnet, die Gäste des Parks mit seinen kunstvoll Inszenierten Wassersspielen zu necken.
Jedoch galten Wasserscherze im 18. Jahrhundert als nutzlose Zerstreuung.
Umso erstaunlicher war jedoch die Tatsache, dass dieses nach italienischem Vorbild angelegte Kleinod manieristischer Baukunst und Gartenkultur Wasserspiele hervorgebracht hat, die sich aufgrund touristischer Nutzung bis dato ungebrochener Beliebtheit erfreuen und in ihrer Einzigartigkeit sogar als "Wunderkammer der Gartenarchitektur" gelten.
©Nicole Hacke / Operaversum
©Nicole Hacke / Operaversum
©Nicole Hacke / Operaversum
©Nicole Hacke / Operaversum
Wundersame Fabelwesen befinden sich auch im Schlossmuseum, wie zum Beispiel das weiße Einhorn, das weiße Rentier oder aber der weiße Molukkenkakadu aus dem 17. Jahrhundert.
Beeindruckend, dass gerade weiße Wildtiere als fürstliche Schaustücke begehrt waren. Andererseits durften diese auch nicht bei der Jagd erlegt werden, denn das hätte Unglück gebracht.
Woher das Wasser Hellbrunns entspringt, was es mit der Macht und den Spielen auf sich hat und warum Markus Sittikus der italienischen Musik so zugewandt war, erfährt der Besucher von Schloss Hellbrunn in den dafür entsprechenden Museumsräumlichkeiten, in denen, je nach Themengebiet, ausführlich über die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte des kunsthistorischen Ortes informiert wird.
Faszinierend auch die musikalische Expertise, die Markus Sittikus dazu veranlasste, bei der Neuplanung des Doms von Salzburg, auf die Akustik und Echowirkung zu achten. Schließlich wollte er die venezianische Mehrchörigkeit in ihrer vollen Klang- und Resonanzpracht gustieren. Doch das ist eine andere Geschichte.
Während man staunend von Raum zu Raum weiterwandert und dabei immer mehr versteht, dass der vermeintlich vordergründige Unterhaltungsfaktor des Schlossareals mehr Schein darstellt und im Sein der Anlage vielmehr die Repräsentation von Bildung und Macht begründet liegt, fragt man sich insgeheim, was am Ende die jährliche Unterhaltung der verschwenderischen Wasserscherze wohl für ein teurer Spaß sein muss.
Doch zu viel kalkulatorisches Überschlagen tut dem Geist nicht gut, gerade weil der Bauherr sich die außerordentlich günstige Lage des Landschaftsparks und seiner Beschaffenheit kostengünstig zunutze machen konnte.
©Nicole Hacke / Operaversum
©Nicole Hacke / Operaversum
Denn gespeist wurden und werden die Wasserspiele immer noch aus den zahlreichen natürlichen Quellen und Wasserläufen Hellbrunns.
Also, Wasser zur Genüge! Und mit einem ausgeklügelten Netz aus Versorgungsleitungen, die sich auch noch der Hanglage des Gartens bedienen, läuft das Wasser im Schlossgarten von Hellbrunn ohne Unterlass.
Ein paar Stunden sind eigentlich viel zu wenig, um nur mal so eben durch die Anlage zu flanieren, ein wenig nass zu werden und sich dabei an Fabelwesen, Wasserscherze und manieristische Gartenkultur zu erinnern.
Ganz sicher sollte man sich auch die Zeit nehmen die vielen Grotten auf dem Gelände zu besichtigen, angefangen mit der Regengrotte des Neptuns, der Spiegelgrotte, der Vogelsanggrotte bis hin zur Muschel- und Ruinengrotte.
Gemeinsam haben alle lediglich, dass sie den natürlichen Übergang zwischen Natur und Architektur bilden. Ansonsten trennen sie in Bauweise und thematischer Intention Welten.
Allen voran ist die Regengrotte mit ihren Mamor, Tuffstein und Muschelmosaiken an Wänden und Deckengewölbe ein prunkvolles Monument manieristischer Ausdrucksweise. Das Germaul, heimliches Wahrzeichen von Hellbrunn, bildet die im Brunnen applizierte zentrale, wenn auch nicht auf den ersten Blick sichtbare Figur.
©Nicole Hacke / Operaversum
©Nicole Hacke / Operaversum
Spätestens wenn den Besuchern von der Decke ein harscher Platzregen trifft, streckt das langohrige Unikum keck die freche Zunge aus seinem Maul.
Nichts, wirklich gar nichts geht über Schadenfreude und über den Sinn für Humor.
Im Schloss Hellbrunn kann man all das genießen, erkunden und erleben.
Ein Tag reicht fast nicht aus, um noch einen Abstecher über das 60 Hektar große Gebiet in Richtung Hellbrunner Berg zum Monatsschlössl und dem Steintheater zu machen.
Lohnen tut es sich allemal, denn besonders im Steintheater macht der "Fels die Musik". Ursprünglich als Steinbruch genutzt, wurde das Theater fast gänzlich aus dem massiven Gestein ausgehöhlt und bildet seit jeher eine attraktive Location für musikalische Aufführungen und Veranstaltungen.
Was das Herz, die Sinne, die Lust am Leben, die Kunst und das Gemüt begehren, Schloss Hellbrunn mit seinen Wasserspielen hat all das zu offerieren. Und nun: Wasser Marsch und ganz viel Spaß!
©Nicole Hacke / Operaversum