MEINE TOP-SIX LISTE DER KLASSIK HIGHLIGHTS IM SOMMER 2020
13. MÄRZ 2020
UNAUFGEFORDERTE WERBUNG
©Nicole Hacke
Klassik Liebhaber sind oftmals besser vorbereitet als manch ein stressgeplagter Angestellter, der Anfang des beginnenden Kalenderjahres noch mitten in der Planung seines Jahresurlaubs steckt und noch nicht einmal weiß, wo seine Reise hingehen soll. Zu diesem Zeitpunkt distribuiert die Münchner Staatsoper längst ihre Opern- und Konzertkarten an alle ungeduldigen Opernenthusiasten, die sich mindestens schon ein halbes Jahr im Vorraus für das bekannte Losverfahren der sommerlichen Festspielsaison angemeldet haben.
Wer nämlich denkt, noch kurz vor knapp, vielleicht sogar noch ein oder zwei Wochen vor dem eigentlichen Opernereignis Karten zu ergattern, der hat sicherlich mehr Glück als Verstand und ganz bestimmt sehr viel mehr Schwein, als die vielen verrückten Musiknarren, die nicht nur rechtzeitig am Losverfahren teilgenommen haben, sondern zu einem gesonderten Stichtag zusätzlich noch vor den Ticketschaltern der jeweiligen Konzerthäuser stundenlang ausharren mussten, nur um an die begehrten Opernkarten zu gelangen, die allgemein bekannt als Mangelware gelten und das ganz besonders, wenn großformatige Sänger auf dem Programm stehen.
Man braucht nicht glauben, dass man Anna Netrebko, Jonas Kaufmann oder Placido Domingo mal eben so bei den Salzburger Festspielen oder in der Münchner Oper erlebt. Und wenn doch, dann ist es ein Erlebnis der Sonderklasse, das man nie vergessen wird.
Hier nun meine sechs Festivals, die ich bereits besuchen durfte und die ich jedem allerwärmstens ans Herz legen kann:
Gstaad Menhuin Festival © Nicole Hacke
Schon die Anreise von Deutschland über Genf und weiter mit dem Schokoladenexpress ist ein faszinierendes kleines Abenteuer, das besondere Vorfreude auf das bevorstehenede kulturelle Ereignis aufkommen lässt. Ab Montreaux windet sich die Schweizer Panoramabahn in Serpentinen aufsteigend, erst durch Weinberge, dann immer weiter hinauf an kleinen Ortschaften vorbei in Richtung Alpen. Man blickt zurück auf den Genfer See und verfällt in Träumereien. Durch panoramareiche Landschaftszüge, immer mit Blick auf herrliche Bergformationen, gelangt man nach knapp zwei Stunden im Schweizer Dorfidyll Gstaad an.
Ein kleiner Ort mit Luxusflair lädt zum Schlendern in der überschaubaren Fußgängerzone ein. Teure Geschäfte reihen sich unaufdringlich aneinander und lassen augenscheinlich durchsickern, dass Normalsterblichen das Einkaufsvergnügen wohl verwehrt bleiben wird.
© Gstaad Menhuin Festival 2018 // Jonas Kaufmann, Martina Serafin in einer konzertanten Aufführung: Wagner auf dem Berg
Doch als Outdoorparadies bekannt, braucht es abseits der dörflichen Betriebsamkeit nicht viel mehr als ein paar Wanderschuhe, gute Kondition und einen Berg, den man besteigen kann.
Abends geht es dann in das kleine Festzelt, das immitten von duftenden Blumenwiesen so gar nicht an Festival und Hautevolee erinnert, sondern mehr an eine Circus Roncally-Veranstaltung.
Auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten erlebt man bereits im Vorzelt des Konzertsaals die Reichen und Schönen bei einer exquisiten Auswahl an erlesenen Schmuckkreationen verweilen, die ich lediglich durch Glasvitrinen bestaune.
Der Höhepunkt des Abends ist sowieso das eigentliche Konzert. Vor zwei Jahren durfte ich Jonas Kaufmann und Martina Serafin in einer konzertanten Wagner Aufführung erleben, die einfach grandios war, obgleich Herr Kaufmann mit gebrochenem Zeh häufig sitzend an der gesanglichen Interpretation mitwirkte.
Unvergesslich blieb es trotzdem, zumal das Ambiente des dörflichen Gstaads mit dem einmaligen Festzelterlebnis woanders kaum zu toppen geht.
2020 steht das Motto des Menhuin Festivals im Zeichen des Komponisten Ludwig van Beethoven, der dieses Jahr seinen 250. Geburtstag gefeiert hätte.
Stars wie Jonas Kaufmann, Sol Gabetta, Andreas Ottensamer und Daniel Hope werden das vielfältige Klassik-Programm speisen und ganz sicher musikalisch klangvoll abrunden.
Weitere Informationen können über die Website des Gstaad Menhuin Festivals abgerufen werden:
Neben der Wiener Staatsoper, der Mailänder Scala und dem Royal Opera House in London ist kein anderes Haus in Europa so begehrt, wie derzeit die Münchner Staatsoper. Ganz besonders, wenn die Festspielzeit im Juli wieder an den Start geht und Neuinszenierungen auf dem Programm stehen, die auch noch von bekannten Operngrößen gesungen werden, wird es schwierig, an die begehrten Karten zu gelangen, die im Nu und vor allem mit einem Vorlauf von mehr als 6 Monaten so gut wie ausverkauft sind.
Zu den Festspielen im Juli findet sich das "Who is Who" der gesellschaftlich Mächtigen und Einflussreichen aus Kunst, Wirtschaft und Politik ein. Sehen und gesehen werden, heißt es dann. Wer Lust auf diesen Jahrmarkt der Eitelkeiten hat, der kann was erleben. Ein bisschen, wie auf den Modeschauen in Mailand oder Paris, flanieren die illustren Damen juwelenbehangen und in den exklusivsten Haute Couture Roben im Foyer der Oper auf und ab. Ein schönes Bild, aber noch aufregender ist das Erlebnis Bühne!
© Wilfried Hösl / Bayerische Staatsoper - Oper für Alle
Die "Oper für Alle" ist eine von der Münchner Staatsoper in Kooperation mit dem Automobilhersteller BMW ins Leben gerufene Veranstaltung, die jedes Jahr, seit nunmehr 20 Jahren, zu den Festspielen im Juli sowohl Opernbegeisterten als auch weniger affinen Klassikliebhabern die Möglichkeit bietet, einem kostenlosen Open-Air Konzert und einer Opern Live-Übertragung beizuwohnen.
Mit Picknickkörben, Decken und einer guten Flasche Wein bewaffnet, finden sich jedes Jahr zur gleichen Zeit mehrere Tausend Zuschauer vor dem Opernplatz ein, um die Live-Übertragung auf großen Leinwänden mitzuverfolgen. Das Besondere, auch für die Inhaber einer Opernkarte ist die nach der Vorstellung abschließende Zeremonie auf den Treppen des Opernhauses.
Wer schnell genug von den oberen Rängen ins Freie gelangt, der kann, nach dem letzten Schlussapplaus, die Stars der Opernbühne draußen vor den Eingangstoren der Oper hautnah miterleben und dabei der Dankesrede des Intendanten Nikolaus Bachler lauschen. Die Events werden auf staatsoper.tv live übertragen und können in der ganzen Welt gesehen werden. Wer in München lebt und keine Tickets für die so begehrten Opernvorstellungen bekommt, hat mit der "Oper für Alle" eine weitere gute Alternative auf kostenfreie Art dem Opernspektakel beizuwohnen.
Programmdetails für die neue Saison 2020/2021
Website: www.staatsoper.de
DAS SCHLESWIG-HOLSTEIN MUSIK FESTIVAL
© S.N. De Vries / Johanni van Oostrum beim diesjährigen Schleswig Holstein Musik Festival
Ob man es glauben mag oder nicht, auch der hohe Norden beherrscht die hohe Kunst der Festspiele. In der Holstenhalle in Neumünster konnte ich es vor zwei Jahren erst gar nicht fassen, dass ich den weltbesten Tenor dort live zu hören bekommen würde. Und wahrscheinlich trauten auch alle anderen Karteninhaber des Jonas Kaufmann Konzerts weder ihren Augen noch ihren Ohren.
Doch der Mann mit der schönen Stimme kam, sang und siegte auf ganzer Linie. Ich erinnere mich noch ganz genau, wie die Halle, die ich liebevoll als Pferdeauktionshalle tituliere, weil sie so borstig und kantig erscheint, bebte. Die Menge tobte, johlte und pfiff wie auf einem Rock-Konzert. In meiner Fantasie sah ich die unbändige Begeisterung des Publikums ausarten. Es hätte nur noch das Stürmen der Bühne gefehlt und der Auftritt von Herrn Kaufmann wäre in die Geschichte eingegangen.
Nirgendwo anders habe ich seitdem so ein herzliches, begeisterungsfreudiges Publikum und so eine tolle Stimmung erlebt wie in der Holstenhalle.
Dabei sind die Konzerte und Aufführungen generell auf verschiedene Standorte verteit. Hamburg, Lübeck, Lüneburg, Kiel und Flensburg sind nur ein paar der unzähligen Veranstaltungsorte, die sich auf ein Fest der Musik mit großen Künstlern freuen dürfen.
Seit 1986, der Gründung des Schleswig-Holstein Musik Festivals, begleitet der Dirigent Christoph Eschenbach das Festival jährlich, so auch wieder in diesem Jahr. Zu seinem 80igsten Geburtstag wird er Prokofieffs "Romeo und Julia" sowie eine Bruckner-Sinfonie dirigieren.
Außerdem mit dabei sind große Künstler wie die Sopranistin Johanni von Ostrum, die ich selbst als Duettpartnerin von Jonas Kaufmann im Januar 2020 live erleben durfte. Chansonette Ute Lemper, der Geigenvirtuose Daniel Hope und der Tenor Rolando Villazón bereichern ebenfalls das Musikfestival "mit Herz".
Weitere Informationen können über die Website des Schleswig Holstein Musik Festivals abgerufen werden:
DIE THURN & TAXIS SCHLOSSFESTSPIELE
Auf Schloss Emmeram (dem Sitz der Fürsten von Thurn & Taxis) in Regensburg, finden die alljährlichen Schlossfestspiele statt. Keine andere als die ehemalige Punkfürstin zeichnet als Schirmherrin für die Festspiele verantwortlich, die im Jahr 2003 erstmals ins Leben gerufen wurden. Somit genießt man nun jedes Jahr pünktlich im Juli im Park des Schlosses besondere Genussfreuden - und das gleich in zweifacher Hinsicht: musikalisch und kulinarisch!
© Nicole Hacke
Und was für Gäste sich die Fürstin einlädt! Fast 30.000 Besucher pro Jahr machen sich eigens für dieses Großereignis auf den weiten Weg nach Regensburg, denn nicht nur die Einheimischen, sondern gerade die musikbegeisterten Liebhaber aus allen Regionen Deutschlands, bis weit über die Grenzen des Landes hinaus, zieht es zu den fürstlichen Open-Air Festspielen, die wohl mitlerweile zu den größten und populärsten des Landes zählen.
Das ist auch nicht weiter verwunderlich, denn die Schlossfestspiele machen mächtig was her. Schon beim Betreten des Schlossparks gehen einem schier die Augen über. Überall stehen weiße Zelte, in denen edelste Getränke und Speisen offeriert werden. Es gibt Champagner, Hummer, Antipasti Variationen und dergleichen. Wer vorab mit seinem Konzertticket ein Dinner in den fürstlichen Gärten gebucht hat, labt sich nunmehr an einem feinen, exquisiten Gängemenü in den eigens dafür vorgesehenen und exklusiven Pavillions.
Doch all der glamoröse Pomp im Vorfeld bildet noch lange nicht den eigentlichen Höhepunkt der Festspiele. Er dient lediglich als vielversprechender Vorgeschmack auf den bevorstehenden erlebnisreichen Konzertabend. In der Spielzeit, die sich über den gesamten Juli hinaus zieht, wird fast jeder Musikgeschmack bedient. Ob Jazz, Pop, Rock oder Klassik. Für jedermann ist etwas Passendes dabei.
Weitere Informationen über die Schlossfestspiele können über folgende Website abgerufen werden:
©Nicole Hacke
Das Venedig des Nordens ist immer eine Reise wert. Wer einmal in Amsterdam das Holland Festival erlebt hat, der möchte immer wieder kommen.
Mein erster Besuch vor genau drei Jahren führte mich in das altehrwürdige Concertgebouw, das unweit des Muesumsviertels gelegen, ein Konzerthaus mit einer herausragenden Akkustik ist. Dort hörte ich zum ersten Mal ein Arienprogramm mit einem Interpreten, den ich ein paar Wochen zuvor bei meinem Besuch in der Elbphilarmonie in Hamburg bereits als Künstler ad acta gelegt hatte.
Erst im Concertgebouw verstand ich, warum die Welt von einem der besten Opernsänger spricht, wenn der Name Jonas Kaufmann fällt. Seitdem reise ich diesem "Wunderknaben" auf seinen Konzerten hinterher. Zu verdanken habe ich all das meinem Besuch des Holland Festivals.
Seit 1947 bietet das Holland Festival ein weit gefächertes Angebot an darstellender Kunst. Es gehört sogar zu einer der führenden internationalen Veranstaltungen auf diesem Gebiet und hält unter anderem eine gut selektierte Auswahl an Künstlern und jungen Talenten aus aller Welt vor. Auch die Klassik begeisterten Musikfreunde kommen beim Holland Festival nicht zu kurz. Darüber hinaus kommen Enthusiasten der innovativen und progressiven Kunst gleichermaßen auf ihre Kosten.
Es lohnt sich ganz bestimmt dieses Festival in Betracht zu ziehen, denn Amsterdam selbst ist ebenfalls eine Reise wert. Warum nicht diese reizende Stadt mit dem vielfältigen kulturellen Angebot verbinden!
Weitere Informationen über das Holland Festival können über folgende Website abgerufen werden:
©Nicole Hacke
Das Hampton Court Festival ist nicht irgendein beliebiges Konzertspektakel unter freiem Himmel. Es spielt in einer ganz anderen Liga als beispielsweise Woodstock. Eher würde ich Hampton Court den Thurn & Taxis Festspielen gleichstellen wollen. 1993 ins Leben gerufen, finden jedes Jahr im Juni Konzerte mit unterschiedlichsten Künstlern im Innenhof des Palastes statt. Zu den namhaften Größen aus dem Showbusiness zählen unter anderem: Kylie Minogue, Andrea Bocelli, Eric Clapton, Josh Groban und José Carreras, um nur einige zu benennen.
Besonders reizvoll und lohnenswert sind die gastronomischen Angebote, die man ca. 3 Stunden vor Konzertbeginn in der königlichen Parkanlage des Palastes wahrnehmen kann. Neben Champagnerbars, Menüofferten, kleinen Appetizern und allerlei Leckereien, kann man sich auch einfach nur mit einem Picknickkorb bewaffnen und auf der großen Rasenfläche in den eigens für das Event aufgestellten Liegestühlen und Loungeecken "chillen".
Ich tat es den Briten vor drei Jahren gleich, genoss die kulinarischen Köstlichkeiten als Auftakt zum eigentlichen Event und machte mich eine halbe Stunde vor dem Gig zum Innenhof auf. Fröhlich gestimmte Menschenmassen schoben sich mit mir durch den Toreingang auf die Freilichttribüne zu. Das Wetter war fantastisch, der Sonnenuntergang hautnah mitzuerleben. Mittendrin im Innenhof zwischen uralten Mauern ging es los. Entertainment vom Feinsten - und das auf einem der wohl nobelsten Open-Air Events in Europa.
Weitere Informationen über das Hampton Court Festival können über folgende Website abgerufen werden: