28. Februar 2025
Rubrik Oper
©Brinkhoff - Mögenburg / Staatsoper Hamburg
Frisch im zweiten Durchlauf an der Hamburgischen Staatsoper präsentiert sich Mozarts Frühwerk "Mitridate, re di Ponto" diesmal nicht in voller Szenenmontur, sondern ausnahmsweise als konzertante Version, denn die Bühnenarbeiter des norddeutschen Musentempels streiken am heutigen Abend des 27. Februar.
Schlicht und dennoch ergreifend spielt sich das Drama um den König Mitridate, dessen Verlobte Aspasia und seiner beiden rivalisierenden Söhne Sifare und Farnace in hochdramatischer musikalischer Ausgestaltung ab.
Von Nicole Hacke
Dabei staunt man nicht schlecht, wie ein gerade mal 14-jähriger Mozart ein solch komplexes Thema um politische Auseinandersetzungen und interne familiäre Konflikte so tiefgreifend und tonal durchdrungen bewältigen konnte.
Inszenatorisch bleibt es zwar den ganzen Abend über statisch, dafür unterhalten Robert Murray (Mitridate), Nikola Hillebrand (Aspasia), Sifare (Olivia Boen), Adriana Bignagni Lesca (Farnace) und Dorine Mortelmans (Ismene) darstellerisch und gesanglich auf das Packendste.
Allen voran Nikola Hillebrand, die eine Wahnsinns-Arie nach der anderen in die koloraturintensiven Sphären absetzt. Es ist schier unglaublich, mit welcher Strahlkraft und kristallklarer Brillanz die Sopranistin vokale Akrobatik gepaart mit emotionaler Intensität auf einen ausdrucksstarken Nenner bringt.
©Brinkhoff - Mögenburg / Staatsoper Hamburg
Gebannt lauscht man jedem Ton, jeder vokalen Regung und den farbenreichen Koloraturen, die immerzu leicht, duftig biegsam und äußerst flexibel in akkurater Registerverblendung elegant und zartströmend in den Orbit des Auditoriums dringen.
Nicht ganz von dieser Welt, erlebt man eine Lichtgestalt, die im Kegel der Scheinwerfer ein umwerfend magisches Bild abgibt, der zauberhaften Optik in Feengestalt sei Dank.
Alles, wirklich alles ist an Nikola Hillebrand im wahrsten Sinne des Wortes "stimmig"! Jeder tonale Salto mortale gelingt und macht Lust auf noch mehr Oberton-Akrobatik. Wenn eine Stimme fliegen kann, dann ist es die von Nikola Hillebrand.
Doch damit nicht genug, denn auch der warmgoldene Mezzosopran einer Olivia Boen erstrahlt mächtig und satt und steht in Ausgestaltung und koloraturintensiver Formgebung der jungen Sopranistin in nichts nach.
Herrlich kraftvoll und flexibel schwingt sich auch Olivia Boens Stimme zu koloraturintensiven Höhenflügen auf. Es ist wahrhaft nicht übertrieben, wenn man an diesem Abend vom einem explosiven Koloraturrausch der Stimmen spricht.
Vielmehr ist es sogar ein Fest dieser besonderen Stimmen, die vokale Höchstleistung ohne Unterlass praktizieren und noch dazu mit so viel emotionaler Vielschichtigkeit, dass einem das Drama der Opera seria sehr wohl bis tief in die innersten Seelenschichten dringt.
©Brinkhoff - Mögenburg / Staatsoper Hamburg
Zum Rausch und faszinierenden Alleinstellungsmerkmal wird ganz besonders das Liebesduett, in dem sich beide Stimmen honiggolden ineinander verblenden. Und das klingt so, als hätte man kribbelnde Schmetterlinge im Bauch.
Was für eine passgenaue Cast, die nicht nur optisch optimal aufeinander abgestimmt ist, sondern auch in den Klangfarben einen vokalen Reichtum verströmt, dass es einem harmoniesatt den Gehörgang herunterläuft.
Großartig schlagen sich auch Robert Murray als König Mitridate und Andriana Bignagni Lesca, die sowohl stimmlich als auch darstellerisch eine mehr als überzeugende Bühnenpräsenz abliefern.
An diesem Abend ist es wirklich schwer, abzuwägen, wer von allen Künstlern das Rennen im Kampf um die beste Leistung gemacht hat, denn sie alle waren großartig, grandios und einfach umwerfend brillant.
Und Adam Fischer ist mit vollem Elan, Verve und spritzigem Eifer am Dirigentenpult zugange. Aber wie! Davon sollten Sie sich in einer der kommenden Vorstellungen besser überzeugen.
Verpassen Sie dieses Meisterwerk, aber vor allem diese fantastischen Ausnahmekünstler bitte nicht!
Weitere Vorstellungen:
2. März 2025
7. März 2025