24 Stunden und 14 Insider-Tipps rund um die UNESCO City of Music Hannover

26. November 2024

Rubrik Kulturreisen

©Nicole Hacke / Operaversum

Als kulturelle Perle zählt Hannover, Landeshauptstadt der Niedersachsen, seit 2014 zur UNESCO City of Music -  und das zu Recht, denn in keiner anderen Stadt Deutschlands ist die Beschäftigungsrate in der Musikbranche so hoch.

 

In Hannover wurde die Schallplatte erfunden, die ersten Musikkassetten produziert und die ersten CDs gepresst, vom Standort der Firma Sennheiser mal ganz abgesehen.

 

Von Nicole Hacke

 

Aber nicht nur das! Auch die Musikhochschule in Hannover zählt zu einer der besten des Landes. Igor Levit, der weltbekannte Pianist, studierte dort. Rockbands wie "The Scorpions" und "Fury in the Slaughterhouse" begannen ihre Karrieren in Hannover.

 

Spinnt man den musikalischen Faden noch ein bisschen weiter, dann hat die königliche Stadt an der Leine auch gesanglich die Nase ganz weit vorn.

 

200 Chöre an der Zahl, von denen nicht einer auch nur ein  bisschen leise ist. Musik liegt in der Chorstadt ganz gewaltig in der Luft. Zwar kann das schmucke Städtchen im innereuropäischen Vergleich natürlich nicht mit der Kulturstadt Wien geschweige den mit den berühmt berüchtigten Wiener Sängerknaben mithalten.

 

Nichtsdestotrotz gibt es in ganz Deutschland keine andere so musikaffine Kleinmetropole, die neben ihrem königlichen Erbe so viel kulturelle Vielfalt geballt auf einem Fleck anzubieten hat.

 

©Nicole Hacke / Altstadtkern mit Blick auf die Marktkirche

©Nicole Hacke / Operaversum / Nana am Leineufer

Und das spürt man bereits, sobald man seinen Fuß auf Hannoveraner Boden setzt. Aus dem imposanten Bahnhofsgebäude heraustretend, vorbei am Landesvater König Ernst August, der auf seinem hohen Ross omnipräsent den impertinent großen Bahnhofsvorplatz überstrahlt, sichtet man gleich linker Hand das moderne Touristeninformationszentrum, von dem aus ein fantastischer Ausflug in die Stadt der Musik startet.

 

Eine rote Line, die sich auffällig am Bordstein entlang schlängelt und direkt vor der Touristeninformation endet, bildet vielmehr den Anfang vom Ende eines roten Fadens, der sich charmant von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit durch die Stadt zieht. Wie clever! Einen Guide braucht man da nicht.

 

Nicht unbedingt. Denn mit dem roten Faden folgt man ganz entspannt einer Wegführung, die von der historischen Kröpcke-Uhr, vorbei an der Staatsoper Hannover, das Alte Rathaus und die Marktkirche passierend, auf direktem Weg in die Altstadt der Hannoveraner führt.

 

Bei Kaffee und Kuchen kann man sich inmitten der imposanten Fachwerknostalgie ein lauschiges Plätzchen im Vorhof des Ballhof-Theaters suchen. Gastronomisch vielfältige Angebote, Internationales sowie gut Bürgerliches finden sich auf kleinstem Raum in der beruhigten Fußgängerzone.

 

Doch der Rundgang ist noch lange nicht zu Ende. Weiter geht es entlang des Leineufers in Richtung Leineschlösschen bis hin zum Neuen Rathaus mit seinem pittoresken Maschteich, wobei das pittoresk eigentlich mehr für den neoklassizistischen Bau, den ich liebevoll als Taj Mahal von Hannover bezeichne, gilt.

 

©Nicole Hacke / Operaversum / Altstadt Am Ballhof

©Nicole Hacke / Operaversum / Altstadt vor dem Portal der Kreuzkirche

©Nicole Hacke / Operaversum / Altstadt Blick auf die Kreuzkirche

Prächtig ragt das unverwechselbare Wahrzeichen der Stadt wie ein formschön geschliffenes Juwel aus der grünen Parklandschaft heraus und wirkt als Spiegelung auf dem Maschteich noch eindrucksvoller und majestätischer.

 

Hier findet jährlich im Juli das bekannte Klassik Open Air statt, das auf einer Seebühne vor der Rathausterrasse mit international renommierten Opernsängern stattfindet.

 

30.000 Zuschauer haben es sich 2022 bei bester Picknicklaune mit Schampus und kleinen Häppchen auf den Rasenflächen rund um das Bühnenspektakel gut gehen lassen - und das völlig kostenfrei.

 

Denn Oper für alle bedeutet, die ganz großen Künstlerinterpreten für jedermann erlebbar zu machen.

 

Großer Beliebtheit erfreuen sich zudem die internationalen Feuerwerkswettbewerbe, die jährlich Millionen Besucher in die nahe gelegenen Herrenhäuser Gärten locken.

 

2023 treten die besten Pyrotechnik-Teams unter dem Motto "Hello Europe" gegeneinander an und werden der Europahymne "Ode an die Freude" von Ludwig van Beethoven zu effektvollem Lichterglanz verhelfen.

 

Dank Niedersachsens königlichem Vermächtnis zählt die schöne Stadt an der Leine gleichermaßen zu den Regionen mit der höchsten Dichte an herrschaftlichen Landschaftsgärten, barocken Schloss- und mittelalterlichen Klostergärten.

 

Allein der den Herrenhäuser Gärten gegenüberliegende 300 Jahre alte Berggarten lässt Botanikerherzen mit seinen mehr als 12.000 Pflanzenarten und -sorten aus aller Welt sofort höherschlagen. Doch der älteste aller Gärten befindet sich stadtauswärts am Marienwerder Holz. Er zählt zu den wohl ältesten englischen Landschaftsgärten Deutschlands: der Hinübersche Garten.

 

©Nicole Hacke / Operaversum / Niki de St. Phalle-Grotte - Herrenhäuser Gärten

©Nicole Hacke / Operaversum / Hinüberscher Garten bei Hannover

Dass Hannover nicht nur kulturell reich, sondern landschaftlich opulent ist, wird schnell offensichtlich, wenn man bei einem Stadtrundgang vom Neuen Rathaus ausgehend weiter in Richtung Maschsee flaniert.

 

Dort, wie könnte es auch anders sein, macht sich ebenfalls in den Sommermonaten Festival-Feeling breit. Das Maschseefest, das Fans der Rock, Pop und Jazz Musik verwöhnt, belebt das normalerweise unaufgeregte Naherholungsgebiet mit lauten Beats und ausgelassener Stimmung. Unbestreitbar liegt in Hannover Musik hoch konzentriert in der Luft.

 

Und auch die Kunstszene kommt nicht zu kurz, denn im Sprengel Museum am Maschsee kann man etwa 50.000 Kunstwerke und Archivalien des 20. und 21. Jahrhunderts bestaunen. Doch die ungekrönte Künstlerkönigin der Stadt, die zur Ehrenbürgerin Hannovers ernannt wurde, ist und bleibt wohl die französische Malerin Niki de Saint Phalle.

 

Von ihrem künstlerischen Erbe ist der Stadt so einiges vermacht worden, angefangen mit den drei Nanas, die quirlig bunt am Leineufer unübersehbar ihre opulenten Rundungen zur Schau stellen bis hin zur magisch schillernden Niki-de-Saint-Phalle-Grotte, die man in den Herrenhäuser Gärten bewundern kann.

 

Und auch die unterirdisch vom Bahnhof bis zum Kröpcke verlaufende Einkaufspassage, die sich auf einzigartige Weise in das Stadtbild einfügt, trägt den Namen Niki-de-Saint-Phalle-Passage.

 

Hannover ist ein kulturelles Juwel, für das ich als bekennende Hannoveranerin eigentlich keine Werbung machen bräuchte. Doch ich tue es dennoch, weil es mich mit Stolz erfüllt zu sehen, was in dieser Stadt kulturell, musikalisch und historisch alles so los ist. Und das ist wirklich eine Menge.

 

©Nicole Hacke / Operaversum / Berggarten Hannover

Attraktionen

  • König Ernst-Augst Denkmal auf dem Bahnhofsvorplatz (wahrscheinlich war ich die Einzige, die jemals auf dem Schoß des Königs gesessen hat)
  • Treffpunkt Kröpcke-Uhr am ehemaligen Kröpcke-Café
  • Turmbegehung des Neuen Rathauses mit sensationellem Blick auf Hannovers grüne Lunge
  • Klassik Open Air am Neuen Rathaus mit großen Staraufgebot (jährlich im Juli)
  • Internationaler Feuerwerkswettbewerb in den Herrenhäuser Gärten (Mai - September)
  • Sommerfestivals: Maschseefest mit Rock, Pop und Jazz Musik auf der Wasserbühne
  • Konzerte mit bekannten Künstlern der Klassik-Szene in der Marktkirche
  • Theaterbesuch im Ballhof / Altstadt
  • Konzert-Highlights im Kuppelsaal
  • Sprengel Museum mit 50.000 Exponaten des 20. und 21. Jahrhunderts
  • Besuch des Wilhelm-Busch-Museums im Großen Garten Herrenhausen
  • Besuch des ältesten Landschaftsgarten nach englischem Vorbild: Hinüberscher Garten
  • Besuch des 300 Jahre alten Berggartens mit 12.000 internationalen Pflanzenarten
  • Niki-de-Saint-Phalle-Grotte und die "Drei Nanas"

Wie und wo man sich in Hannover trifft!

Wer sich in Hannover zu einem Treffen verabredet, sollte sich niemals wundern oder gar echauffieren, wenn es heißt, man treffe sich unter dem Schwanz. Gemeint ist natürlich der Pferdeschweif des königlichen Rosses vom Landesvater Ernst-August, dessen Denkmal auf dem Bahnhofsvorplatz sehr omnipräsent steht und in Richtung "City" weist und demnach ein idealer und unkomplizierter Treffpunkt für Erkundungstouren durch die Stadt Hannover ist.

 

Ein weiterer sehr bekannter Treffpunkt ist die Kröpcke-Uhr in der Innenstadt, die noch an die Zeit erinnert, als Willhelm Kröpcke, ein ehemaliger Oberkellner, 1885 das in unmittelbarer Nähe gelegene Caféhaus übernimmt. "Wir gehen zum Kröpcke" war für viele Hannoveraner lange eine geflügelte Redensart, galt und gilt doch das Caféhaus als erste Adresse für Touristen und Hannoveraner.

  

Unbedingt auch in Hannover besuchen!

Der Hinübersche Garten

Der Hinübersche Garten bei Hannover ist ein absoluter Geheimtipp und weil er das tatsächlich noch ist, tut es mir fast schon leid, dieses paradiesische Geheimnis preiszugeben. Als ältester deutscher Landschaftsgarten nach englischem Vorbild blickt der Hinübersche Garten auf uralte freimaurerische Einflüsse im Bereich der Gartengestaltung zurück und lädt seine Besucher zum Verweilen, Genusswandeln und Erleben ein. Dass man dabei einen Blick in die Vergangenheit wirft, ist unumgänglich, denn die Entstehung der hochherrschaftlichen Parkanlage datiert zurück auf das Entstehungsjahr 1766.



Berggarten Hannover

Als Teil der Herrenhäuser Gärten, zu denen auch der Große Garten und der Georgengarten gehören, wartet der botanische Garten der niedersächsischen Landesmetropole mit 12.000 Pflanzenarten und -sorten aus aller Welt auf - und zählt damit zu einem unverwechselbaren Kleinod für entnervte Großstadtpflanzen und Naturliebhaber. Ob Stauden, Orchideen, alpine Gewächse oder gar die herrlich opulente Rhododendronblüte (von Anfang April bis Ende Juni): Für jeden passionierten Blumenfreund bietet der Berggarten ein Kaleidoskop an Artenvielfalt. 


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