27. Februar 2023
Rubrik Genusskultur
©Nicole Hacke / Operaversum
Es klappert die Mühle am rauschenden Bach... Nun, was die Pfistermühle im Herzen der Münchner Altstadt anbelangt, so rauscht dort schon lange kein Bächlein mehr.
Doch ihre Historie ist nach wie vor beeindruckend, denn die seit 1578 bestehende älteste und vielleicht sogar originellste gastronomische Institution der bayerischen Landeshauptstadt hat sich von einer ehemaligen Hofmühle zu einem etablierten Restaurant gemausert, das sich der traditionell bodenständigen Küche auf höchstem Niveau verschreibt.
Urig, aber sehr stilvoll ist es in den gemütlichen vier Wänden, die immer noch aus allen Poren den Zauber vergangener Tage ausatmen. Schon beim Betreten des gehobenen Speiselokals hat man das Gefühl, sich immer mal wieder durch Türrahmen hindurchducken zu müssen.
Früher waren die Menschen in ihrer Statur halt etwas kleiner. Und seit jener Zeit scheint der unveränderte Baustil, zur großen Freude aller Nostalgikerherzen, einfach ein wenig in der Vergangenheit stecken geblieben zu sein.
©Nicole Hacke / Operaversum
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Auch wenn sich das Rad der Pfistermühle schon lange nicht mehr dreht, so dominiert doch geschäftiges Treiben das Leben in den heimeligen Räumlichkeiten, die sich in ein größeres Speisezimmer und wenige angrenzende Nebenzimmer unterteilen.
Im gewölbeartigen Eingangsbereich, der von einem mittig platzierten, sehr massiven Holztisch eingenommen wird, duften aufgeschnittene Brotlaibe aus rustikal anmutenden Messingschalen und kurbeln schnell den aufkommenden Appetit an.
Unter der Woche zur Mittagszeit pulsiert das Leben in der Pfistermühle ganz besonders zu den Hauptstoßzeiten. Geschäftsleute, die sich während ihrer Arbeitspause gut und gesund beköstigen lassen wollen, frequentieren das zauberhafte Lokal und lassen sich im gediegenen Ambiente gaumenschmeichelnd verwöhnen.
Denn dass die Pfistermühle das ganz ausgezeichnet kann, dafür sorgt nicht allein die hohe Kochkunst, mit der den Gästen raffinierte Gerichte kredenzt werden, sondern gleichermaßen die Philosophie des Hauses, die auf Nachhaltigkeit, Regionalität und Qualität bei der Produktauswahl setzt.
©Nicole Hacke / Operaversum
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So werden alle Naturalien, ob Fleisch oder Fisch sowie Kaffee, Wein oder auch die besonders schmackhafte Brotauswahl aus dem bayerischen Umland direkt aus erster Hand bezogen. Und genau diesen kleinen, aber feinen qualitativen Unterschied schmeckt man ganz genau.
So verwundert es auch kaum, dass es in der gastronomischen Einrichtung immer hoch her geht. Von Speis und Trank kann der gaumenverwöhnte Goûteur hier ganz bestimmt nie genug bekommen.
Das beweist auch die übersichtlich, aber raffiniert kombinierte Auswahl regionaler Köstlichkeiten. Und diese werden immer auf Basis traditioneller Rezepturen mit dem gewissen Etwas verfeinert, denn Tradition verpflichtet auch dazu, mit Innovation das "Mühlrad" ein Stück weit neu zu erfinden.
Ein ganz besonderer Clou der innovativen Kreativküche ist das in der Mittagszeit bis 15:00 Uhr angebotene Brettl, eine Miniaturauswahl eines 4-Gang-Menüs, das auf einem hölzernen Brett optisch ansprechend serviert wird.
©Nicole Hacke / Operaversum
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Tatsächlich köstlich sind die liebevoll arrangierten Kleinigkeiten, die in Summe ein sättigendes, aber insbesondere exquisites Geschmackserlebnis bilden.
Wer einmal am Brettl genascht hat, der möchte sich auf noch mehr kulinarische Hochgenüsse in der Pfistermühle einlassen. Auf der Stelle verführt, stimmen Abendkarte mitsamt Menüauswahl auf noch intensivere Genussmomente ein.
Und dass Genuss an diesem Ort wirklich großgeschrieben wird, zeigt nicht nur die verlockende Auswahl an internationalen Weinen, sondern auch das handwerkliche Geschick, mit dem die Gastronomen der Pfistermühle die wohl beste Antwort auf den italienischen Aperol Spritz liefern.
Die Rezeptur des eigens hergestellten "Spatzl" ist selbstverständlich geheim. Aber der intensive, unverwechselbare Geschmack mit einer fruchtig-herben Note muss sich wohl kaum hinter dem italienischen Original verstecken.
©Nicole Hacke / Operaversum
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Ein kulinarisches Highlight ist die Pfistermühle zu 100 Prozent. Leicht zu finden ist sie im aufgeregten Altstadttrubel der verwinkelten Gassen nicht wirklich. Doch hat man sie erst einmal gefunden und für sich entdeckt, dann kann man sie sich nicht mehr aus dem Kopf schlagen. Die Pfistermühle - ein unvergessliches Gourmeterlebnis für die Sinne!
©Nicole Hacke / Operaversum
Eigentlich hatte ich mir gerade mal wieder geschworen, die Finger vom Zucker zu lassen. Ich wollte mich tatsächlich von all den süßen Leckereien ein für alle Mal entwöhnen. Doch Pustekuchen. Als ich auf meinem Stadtrundgang durch Münchens Theatinerstraße...
Hinter dem Verkaufstresen steht sie an einer Siebträgermaschine und extrahiert mit gekonntem Handgriff höchst effizient eine Kaffeevarietät nach der anderen. Der Tag scheint hektisch, alle paar Minuten betritt Kundschaft das liebevoll dekorierte Geschäft, das auch irgendwo auf einer belebten Pariser Cafémeile beheimatet sein könnte.
©Nicole Hacke / Operaversum
Von den alten Meistern zu lernen, kann doch nicht allzu schwer sein, dachte sich der Junggastronom Tim Graul, machte es seinem Vater gleich und eröffnete Anfang April dieses Jahres sein Restaurant Anna im alten Residenzschloss.
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Als ich die letzten Stufen zur Dachterasse des Hotel George nehme und freudig die Tür zur Open Air Bar aufstoßen will, werde ich bitter enttäuscht. Die Tür lässt sich nicht öffnen. Sie ist verschlossen. Irritiert mache ich mich auf den Weg zurück nach unten in die Hotellobby...
©Nicole Hacke / Operaversum
Zu einem gelungenen Opernabend gehört auch immer das gaumengenießerische Geplänkel vor oder nach einer Vorstellung dazu. Kultur ohne Kulinarik ist wie ein Wienerschnitzel ohne Pannade. Nur, was macht man, wenn man über das Wochende auf Opernbesuch in einer fremden Stadt ist...