Die Oper kocht: Opernstars schwingen den Kochlöffel, denn auch musik geht wie die LIebe durch den Magen

22. Februar 2024

Rubrik Kultur & Genuss

©Johannes Ifkovits / Die Oper kocht - Sopranistin Anna Netrebko

Liebe geht durch den Magen, Musik allerdings auch. Das wussten Sie nicht? Nun, wer als Opernsänger heutzutage stimmliche Höchstleistung erbringen soll, muss seinen Stimmapparat samt Muskeln gehörig trainieren und bemühen - eine athletische Kür der Extraklasse sozusagen.

 

Das erschöpft natürlich, saugt sämtliche Energiereserven und macht so tierisch hungrig, dass sofort nach einer Opernvorstellung Essbares her muss.

 

Von Nicole Hacke

 

Gleichermaßen verhält es sich mit der Sehnsucht nach einem guten Mahl auf Reisen. Von einem Ort zum anderen, immer wieder in fremden Städten zugegen, oftmals ganz allein auf weiter, teils anonymer Flur. Auch da braucht es immer wieder emotionale Kost für das heimelige Gaumengefühl.

 

Opernsänger kochen also? Ja, tatsächlich: Die Oper kocht!

 

Um genau zu sein, sind es 70 Opernstars aus 28 Nationen, die den Kochlöffel schwingen und sich für die Herausgeber des gleichnamigen Kochbuches, Evelyn Rillé und Johannes Ifkovits, an den Herd gestellt haben.

 

Freudig haben sie vor sich hin geschnippelt, geknetet, gerührt, Zutaten miteinander vermengt und Messer schwingend ihre Leibspeise vom Hackbrett in den Kochtopf und auf den Teller gezaubert.

 

So entstand über die Dauer eines sicherlich aufregenden, schweißtreibenden und kulinarisch inspirierenden Jahres, das randvoll mit Küchenarbeit, Foto-Shootings, Reiserei und viel Herzblut angefüllt war, das über 336 Seiten liebevoll ausgestaltete Buch, das mal zur Abwechslung ein erfrischend unkonventionelles Licht auf das privatere Leben eines Opernsängers wirft.

 

©Johannes Ifkovits / Die Oper kocht - Sopranistin Anna Netrebko

©Johannes Ifkovits / Die Oper kocht

Weniger glamourös, dafür umso nahbarer, sympathischer und bodenständiger wirkt das, was dem Leser in Wort und Bild hier suggeriert wird. 

 

Aber bitte, was heißt denn bloß Suggerieren! Es ist doch wie es eben ist. Ein jeder muss essen, auch "Los Divinos" dieser Welt.

 

Dabei lässt der eine oder andere Gesangskünstler schnell durchblicken, dass selbst die ersten Gehversuche beim Kochen amateurhafter Natur waren. 

 

Nie fällt der Meister sofort vom Himmel. Wie beruhigend.

 

Doch wer hat´s verschuldet, dass für manch einen Sänger das Kochen mittlerweile zur zweiten Leidenschaft geworden ist? War es die primäre Not, ein Grundbedürfnis zu stillen oder doch mehr die optionale Neugier am kulinarischen Genuss?

 

Während man sich Seite für Seite durch die inspirierende Flut mundwässernder Gerichte durcharbeitet, erfährt man frank und frei, was die jeweiligen Sänger beim Kochen umtreibt, antreibt und fasziniert.

 

©Johannes Ifkovits / Die Oper kocht - Sopranistin Annette Dasch

©Johannes Ifkovits / Die Oper kocht - Sopranistin Annette Dasch

©Johannes Ifkovits / Die Oper kocht

Die Beweggründe, sich an den Kochherd zu stellen sind mannigfaltig, ebenso wie die multikulturelle Vielfalt der dargebotenen Gerichte.

 

"Ein ganzes Leben voller kulinarischer Genüsse", sinniert man und es wird lange nicht ausreichen, um sich die Welt vollumfänglich zu erkochen.

 

Doch reichen auch erstmal 70 Rezepte für das Frau-von-Welt-Verständnis aus, von denen sich die allermeisten erstaunlich leicht nachzukochen lesen und noch dazu gesund und lecker scheinen. Nahrhaft und gaumenschmeichelnd in jedem Fall.

 

Vielmehr als das ist "Die Oper kocht" ein wahrhaft unterhaltsames und zugleich erheiterndes, informatives und inspirierendes Buch - und jeder Sänger ein kleines "Kochwunder" für sich. 

 

©Johannes Ifkovits / Die Oper kocht - Tenor Charles Castronovo

©Johannes Ifkovits / Die Oper kocht - Tenor Charles Castronovo

©Johannes Ifkovits / Die Oper kocht

Auch wenn man den peruanischen Tenor Juan Diego Floréz anfänglich nicht als "Bocuse" hätte bezeichnen wollen, so führte ihn seine Mutter per "Telefonberatung" relativ schnell in die Geheimnisse der Kochkunst ein.

 

Weniger schwer fiel das Kochen Floréz Tenorkollegen Jonas Kaufmann, der sich bereits als Kind Kochlöffel schwingend neben den Frauen in seiner Familie zu behaupten wusste. De facto schaute er sich von ihnen ab, wie es geht. 

 

Nun kann er stolz behaupten, der einzige kochende Mann in der Familie unter all den Frauen zu sein. Hmm.

 

Das Schwein auf seiner Schulter wird es jedenfalls nicht überleben. So viel steht fest. Dafür aber zaubert der Tenorrisimo, wenn mal nicht sein brustsprengendes Hohe C den Hörgenuss kitzelt, einen Schweinebraten auf den Tisch, der sich auf den ersten Blick wirklich fantastisch sehen lässt.

 

Völlig klar, dass der auch ausgezeichnet schmecken muss bei einem Mann der Perfektion.

 

Was Réne Pape allerdings in seiner Bratpfanne zu brutzeln plant, geht sich nun wirklich nicht aus. Eine Quitsche-Ente a la Réne Pape. Soll das ein Scherz sein!

 

Gott bewahre, nein. Natürlich gibt es auch beim deutschen Bass ein echtes regionales Schmankerl aus seiner sächsischen Heimat, nämlich: Sächsischer Sauerbraten mit Klößen und Rotkohl. Lecker!

 

©Johannes Ifkovits / Die Oper kocht - Tenor Jonas Kaufmann

©Johannes Ifkovits / Die Oper kocht - Tenor Jonas Kaufkmann

©Johannes Ifkovits / Die Oper kocht

Spätestens jetzt ist der Heißhunger nicht mehr zu stoppen. Auch die Sopranistin Annette Dasch mit ihren Mozart-Marillenknödeln für Fortgeschrittene lässt das Herz süßer Naschkatzen ins Unermessliche höher schlagen.

 

Schwach macht einen dieses österreichische Dessert, das man im hohen Norden bedauerlicherweise unwissentlich verschmäht.

 

Man fühlt sich von all den vielen Leckereien verführt, denn so viele ästhetische Reize machen irgendwann auch das Auge zufrieden satt. Am Ende hat es so viel konsumiert, dass es gar nicht mehr weiß, wohin mit all den genussvollen Eindrücken.

 

Und dennoch will es sich bei Charles Castronovo nun auch nicht einfach nur mit zwei französischen Baguettes abspeisen lassen. Aber keine Sorge, diese erfüllen ausreichend ihren Zweck als Boden und Deckel für den Los Angeles-Spanish Colonial Burger, der mit Käse, Chorizo, Manchego, Knoblauch, Tomaten, Paprika und Rinderhack gefüllt, nach raffinierter Burger-Kultur klingt.

 

Und bitte lassen Sie in diesem Fall das Kalorienzählen. Machen Sie es lieber wie der sportliche Tenor, der einmal mehr ins Fitness-Studio rennt, sobald er Gefahr läuft, Hüftgold anzusetzen.

 

Dann dürfen Sie sich auch an der besonderen Weinauswahl laben, die zu jedem Gericht passend empfohlen wird. Ob aus Deutschland, Österreich, Portugal, Spanien, Kroatien, Frankreich, Italien oder gar Japan, hier reihen sich die richtig guten Tropfen aneinander und schnüren das perfekte Genuss-Gesamtpaket.

 

Also, auf in die Küche. Morgen ist ein neuer Tag, der gelebt und genossen werden will.

 

Warum nicht auch mal mit einem Gericht aus der Welt der Opernstars, das ganz sicher mit Liebe besungen und mit Leidenschaft gekocht wurde. 

©Johannes Ifkovits & Evelyn Rillé - Die Oper kocht

Lieber Herr Ifkovits,

 

1. Kochen ist....

 

...für mich das Verarbeiten von regionalen und vitaminreichen Zutaten mit einem hoffentlich geschmackvollen Gericht auf dem Teller.

 

2. Ich kann nicht leben ohne...

 

...meine wunderbare Frau und der klassischen Musik.

 

3. Ihr Lieblingsgericht aus "Die Oper kocht"?

 

Das sind fürwahr alle 70 Gerichte, die ich mir je nach Lust und Laune zubereite.

 

4. Was hat Ihnen am meisten Spaß am Buchprojekt bereitet?

 

Unsere Kochshootings mit den Sängern und den anschließenden gemeinsamen Essen.

 

5. Warum Kultur und Genuss nicht ohneeinander auskommen?

 

Weil sie einander inspirieren, denn jede Art von Kultur findet erst im Genießen ihren wahren Höhepunkt.

 

6. Wohin rudert die Zukunft von "Die Oper kocht"?

 

So viele Menschen wie möglich zu erreichen, um Ihnen die Oper schmackhaft zu machen.

 

7. Ihr Motto!

 

Niemals aufgeben und immer für andere da zu sein.


Gut gelaunt haben 70 Opernstars aus 28 Nationen geschnitten, zerstückelt, geviertelt, vermengt, geknetet, gerührt, rotes oder weißes Fleisch, Fische, Gemüse, Früchte, Marzipan und Schokoladen zu wunderbar duftenden Lieblingsspeisen verarbeitet und ihr Kochtalent unter Beweis gestellt. 

 

Herausgekommen ist ein Kochbuch mit mehr als 700 Fotos, 70 persönlichen, handgeschriebenen Rezeptanleitungen in der Muttersprache der Opernstars, mit Antworten auf ihre Essgewohnheiten und Küchengeheimnisse, humorvollen Kochportraits, Fotos beim freudigen Zubereiten und den Weinempfehlungen der weltbesten Weinbauern zu jedem der Künstlerrezepte. 

 



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