12. Januar 2024
Rubrik Kultur & Genuss
©Nicole Hacke / Operaversum
Wie ein ungewisser Sprung in eine andere Welt, ein grenzenloses Abtauchen in eine Zeit, die längst vergangen und doch so gegenwärtig ist: Im Oxymoron in Berlin treffen zwanglose Eleganz, 20er-Jahre Glamour und orientalische Exotik auf eine gut-bürgerliche Küche mit einem Schuss raffinierter Extravaganz.
Dabei leuchtet die gastronomische Einrichtung blattgolden von Lüstern, haptisch geprägten Tapeten, schweren Seidenvorhängen und überhaupt...
Dieser Tempel kulinarischer Noblesse lädt nicht nur Liebhaber der gehobenen Gastronomie zu gaumenschwelgerischen Genüssen ein, sondern überrascht mit einfachen, aber hochgradig regionalen Zutaten in kreativ erfinderischer Zusammensetzung.
So probiert man sich imaginär und mit bereits wässrigem Mund durch eine Speisekarte, die sich verständlich liest und dennoch die Neugier auf etwas noch gänzlich Unentdecktes weckt.
Die Lust am Probieren, am Ausprobieren und sich Entführen lassen in eine kulinarische Vielschichtigkeit, bei der beispielsweise rahmig-sahnige Polenta mit einer wohldosierten Menge Datteln verheiratet werden, wächst überproportional in einem heran.
©Nicole Hacke / Operaversum
©Nicole Hacke / Operaversum
©Oxymoron
Mehr und mehr möchte man diese gewagte und zugleich gediegene Küche durchdringen, immer wieder aufs Neue an diesem Ort verweilen, an dem man trotz stürmischen Touristenaufgebots, Ruhe, Gelassenheit und zeitentrückte Nostagie vorfindet, genau dort, wo man Muße und Genuss Melange-intensiv zelebrieren kann.
Zurecht bekleidet das Restaurant im Herzen von Berlin - direkt im sommerkühlen Innenhof der Hackeschen Höfe - seinen Namen "Oxymoron", denn wörtlich steht das aus dem Griechischen stammende Wort für eine rhetorische Figur, bei der eine Formulierung aus zwei gegensätzlichen, einander widersprechenden oder sich gegenseitig ausschließenden Begriffen gebildet wird.
Überträgt man dieses spannungsgeladene, in sich scheinbar disparitär wirkende Konzept auf Interior und Küche, so muss man zu dem untrüglichen Schluss kommen, dass genau darin eine prickelnd visuelle Gaumenerotik liegt.
Mehr als überzeugend ist zudem das bewusst regional selektierte und überaus frische Zutatenangebot: Ob ausgewählte Feinkost-Zulieferer, exquisite Büffelprodukte, feinste Spirituosen und Weinprodukte, das Oxymoron lässt sich in punkto Qualität absolut nicht lumpen.
Alles ist hier stimmig, liebevoll aufeinander abgestimmt und in solide-versierter Handarbeit von den Küchenmeistern kredenzt.
So liebt man Genuss, so schätzt man Kochkunst!
©Oxymoron
©Nicole Hacke / Operaversum
©Oxymoron
Lässig überboten wird das perfekt zugeschnittene gastronomische Angebot nur noch von einem flotten, äußerst aufgeweckten sowie charmant-freundlichen Personal, das einem fast jeden Wunsch von den Augen abließt.
Nein, ganz ehrlich. Es ist keine Übertreibung, zu behaupten, dass die Bedienung zuvorkommend und genau im richtigen Moment zur Stelle ist, auch dann, wenn man sich vor lauter wohlklingender Gerichte schwer für das eine und gegen das andere entscheiden kann.
Doch just in dem Moment wird eine Empfehlung ausgesprochen, die, wenn sie auch nicht ins Schwarze der persönlichen Auswahl, dann aber mitten ins Herz des Gaumens trifft und so unaufdringlich ausgesprochen wird, das man meinen könnte, seine Entscheidung am Ende selbst getroffen zu haben.
Unter vielen guten Restaurants sticht das Oxymoron eindeutig als einladender, geschmackvoller und Flair versprühender Gastgeber hervor und hält damit ein Alleinstellungsmerkmal hoch, dass nicht viele Gastronomien mit qualitativer Individualität toppen können.
Berlin ist ja immer eine Reise wert! Ein Besuch dieser kosmopolitischen Stadt wird aber erst dann so richtig rund und schön, wenn man die Gelegenheit hatte, es sich im Oxymoron genussvoll gutgehen zu lassen - und das bitte gerne immer und immer wieder!