Genusskultur Bregenzerwald: Kulinarik Hot Spots zum Schlemmen und Genießen

11. September 2024

Rubrik Lifestyle

©Nicole Hacke / Operaversum Magazin

Auf der Stelle fühlt man sich heimelig im sonnengeküssten Bregenzerwald. Sanfte Hügel, saftig grüne Wiesen und bimmelndes Kuhglockengeläut heißen einen beim Ankommen mit freundlich hellem Klang auf das Herzlichste willkommen.

 

Genau hier, an diesem "Heile-Welt-Ort", der Ruhe, Stille und Entschleunigung verspricht, erlebt sich eine geschichtsträchtige Kultur, die das Alte mit dem Neuen, das Traditionelle mit dem Modernen verbindet.

 

Von Nicole Hacke

 

Wer von außen einen Blick auf die herrlichen Holzfassaden der urigen Gasthöfe im malerischen Schwarzenberg wirft, staunt nicht schlecht, denn die meist 100 Jahre alten Schindeln, die vom Wetter gezeichnet, teils verblasst und von einer Nostalgie geprägt sind, zeugen von längst vergangenen Tagen, vom Überdauern und Bewahren eines kostbaren architektonischen Erbes.

 

Es ist der Bregenzerwald ein Ort, der nahezu unverändert und in seiner Ursprünglichkeit authentisch geblieben ist, wären da nicht die vielen Haubengastronomien, die der allzu deftigen Wirtshauskultur über die letzten Jahre zu Leibe gerückt sind. 

 

Frisch zubereitet, regional und mit einer Essenz weltgewandter Raffinesse kredenzen die unzähligen Kochkünstler am Herd die in der Gegenwart angekommenen kulinarischen Hochgenüsse. Für Leib und Seele ist da auf jeden Fall gesorgt. Nur wundern tut es einen schon, wie so viele Hauben den Weg in das ländliche Alpenidyll gefunden haben.

 

Tatsächlich hängt das entscheidend mit der Sehnsucht nach der Ferne zusammen, die so manch einen Bregenzerwälder den Duft der großen weiten Welt entdecken ließ, um inspiriert von neuen Eindrücken, Genusskultur moderner zu interpretieren - eine Bereicherung für jeden Gaumen, der sich gerne kulinarisch verwöhnen lässt. 

 

Von Herzen bodenständige genussgastronomie im  Gasthof Adler in Schwarzenberg

©Nicole Hacke / Operaversum Magazin

Im Gasthof Adler in Schwarzenberg beispielsweise erlebt sich der gastronomische Reichtum in der Ausbeute seiner überaus frischen und regionalen Produkte.

 

Lauschig sitzt man bei hochsommerlichen Temperaturen im beschatteten Biergarten, der gediegen und sehr gepflegt um die Ecke blinzelt.

 

Auf der Karte stehen allerlei herzhafte und mundwässernde Speisen zur Auswahl, die eine gelungene Mélange aus regionaler Kost und moderner Kulinarik bilden. 

 

Und obgleich die gehobene Variante einer bodenständig gebliebenen Küche hierzulande immer schon ein Indiz für erbsenkleine Portionen war, ist man im Hotel Adler bereits nach dem ersten Gang angenehm gesättigt.

 

Der zweite Gang gleicht einer überaus großzügigen Portion, die kaum noch Platz für einen Dessert lässt. Doch man kommt nicht umhin, sich diesem Schlemmerfest ganz und gar mit Leib und Seele hinzugeben.

 

©Nicole Hacke / Operaversum Magazin

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Also heißt es durchhalten, denn das Beste kommt schließlich immer zum Schluss. Und genauso ist es auch: Fluffige Mehlspeisen, buttrig zart auf der Zunge zergehend, das sind absolut österreichische Klassiker zum Verlieben.

 

Hier schlägt beim Anblick des Kaiserschmarrns das freudige Genussherz gleich noch viel höher. 

 

Wie elegant Küchenchef Felix Messner die kulinarische Brücke zwischen Gestern und Heute schlägt, ganz zu schweigen von den mit Frischkäse gefüllten Ravioli an einem leichten Tomatenragout ohne viel Chichi, dafür aber mit umso mehr Gaumen kitzelnder Auserlesenheit.

 

Das Ganze gefolgt von einem Kalbsbutterschnitzel auf einem Selleriepüree, ummantelt von zarten Brokkoli-Röschen, das förmlich auf der Zunge zergeht und ganz sicher nach einem traditionellen Rezept von Oma Trude zubereitet wurde.

 

©Nicole Hacke / Operaversum Magazin

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Ebenfalls interessant ist die Tatsache, dass das Gasthaus Adler vor ewigen Zeiten eine Vormachtstellung im Ort innehatte.

 

Sein Gastwirt, der im Keller einen sogenannten "Tante-Emma-Laden" beherbergte, hielt zudem alle finanziellen Fäden der Dorfgemeinschaft fest in seinen Händen.

 

Ihm gehörte nämlich die einzige Bank in Schwarzenberg, die ebenfalls neben der Gastronomie im Haus untergebracht war. Doch das ist schon sehr, sehr lange her.

 

Biohotel Schwanen Bizau: wilde Weiber, toughe Typen und tolle Kulinarik mitten im pulsierenden Leben

©Nicole Hacke / Operaversum Magazin

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Wo ein Wirt, da ein Wirtshaus, sollte man meinen! Im Biohotel Schwanen in Bizau hingegen sind die "Wilden Weiber" recht fleißig am Werk und betätigen sich in Zuckerbäckermanier sogar an einer süßen Spezialität, die als Nervenkeks deklariert, Menschen fröhlich und die Sinne rein machen soll.

 

Nach einer alten Rezeptur der Kräuterheilkundlerin Hildegard von Bingen werden diese besonderen Dinkelplätzchen mit Mandeln, Zimt, Muskat und Nelken verfeinert. 7 Stück täglich genossen, macht angespannte Nerven wieder betriebstauglich.

 

Doch noch viel besser lässt sich das ausgesprochen Vegetarier inkludierende Konzept genießen. Auch in dieser Hinsicht Frau von Bingen nacheifernd, entstehen in der Küche des Biohotels Schwanen ausgeklügelt schmackhafte Gerichte, die endlich auch mal ohne Fleisch das besondere Genusserlebnis versprechen.

 

Was braucht es schließlich auch mehr als den puren Geschmack einer richtig guten, aus eigenem Anbau geernteten Karotte, um sie dann mit weißer Bohnencrème, Chili, Pinienkernen und Karottengrün zu verheiraten?

 

In perfekter gemüsereicher Kombination und gut aufeinander abgestimmten Kräutern wird ein vollkommen exzellenter Hauptgang daraus, der sich sehen und fantastisch gut schmecken lässt.

 

Dabei bleibt das Gemüse auf dem Boden, hebt nicht ab und wird dennoch zum wohlverdienten Star einer kulinarisch gepflegten Hauptspeisen-Küche.

 

©Nicole Hacke / Operaversum Magazin

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Beeindruckend ist im Biohotel Schwanen das auf Nachhaltigkeit, aber insbesondere auf Regionalität, Saisonalität, "Weniger-ist-mehr" und Herkunft ausgerichtete Konzept. Besser als sein Gemüse aus dem eigenen Garten zu ernten, geht sowieso nicht.

 

Das Fleisch vom Züchter des Vertrauens zu beziehen, ist vorbildlich. Sich dem Kochprinzip der Hildegard von Bingen zu verschreiben, in der Kräuter nicht nur ausgesprochen gesund, sondern auch absolut schmackhaft sind, toppt alles, was einen ausgewogenen und gegenüber Mensch und Tier verantwortungsvollen Genusstempel ausmachen kann, der leidenschaftlichen Überzeugung von Emanuel Moosbrugger (Gastronom und Hotelier)  sei Dank.

 

"Wir sind raus aus der "Bio-Ecke" und mitten im echten, pulsierenden Leben angekommen".

 

Oder wenn´s nach meinem O-Ton ginge, müsste es lauten: "Früher zu Zeiten unserer Großmütter war sowieso Bio, ohne den Stempel des "Bin ich nicht cool" oben drauf."

 

Ach so, und was die Gleichberechtigung der Geschlechter im Schwanen anbelangt, so kochen dort nicht ausschließlich "Wilde Weiber", sondern auch ganz, ganz "Toughe Typen" - und das mit viel Leidenschaft und Liebe.

 

Höhenrausch und Kaiserschmarrn auf der Edelweiß Alm am Oeberle

©Nicole Hacke / Operaversum Magazin

"Hoch droben auf dem Berg, gleich unter den funkelnden Sternen, da seh´ich ein Haus, dort wartet auf mich mein Schatz". Oder noch viel besser, der Kaiserschmarrn.

 

Denn der soll nirgendwo anders so lecker sein wie auf der Edelweiß Alm am Oeberle.

 

Und tatsächlich: Auf der Speisekarte als Geheimtipp angepriesen, weiß es im Umfeld von wenigen Wanderkilometern schon jeder. Er ist kein Geheimtipp mehr, aber dafür ein Top Tipp unter den kaiserlichen Eierspeisen.

 

Nicht zu viel versprochen, lässt man sich jeden Bissen des butterweichen Schmarrns auf der Zunge zergehen.

 

Und die Portion ist so groß, dass man kaum noch etwas anderes danach probieren kann, was äußerst bedauerlich ist, da die Speisenauswahl mit so viel Verführungskunst lockt, dass man sich liebend gerne durch alles einmal durchprobieren möchte.

  

©Nicole Hacke / Operaversum Magazin

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Schließlich macht die Höhenluft hungrig. Auf der sonnigen Terrasse mit Blick auf ein herrliches Gebirgspanorama lassen es sich ganz viele Wanderer bei einer genussvollen Brotzeit oder bei einem frischen Sauerkraut mit Rote-Bete-Knödeln an zerlassener Nussbutter gut gehen. 

 

Hausgemachte Käsknöpfle, ein saftiges Cordon bleu oder einfach nur Bergkäse, Sennbutter und Essiggurken: Was will man mehr, wenn alles hoch droben auf dem Berg beste Produkte, Zutaten aus erster oder vielleicht noch zweiter Hand verspricht.

 

So erzählt die Wirtin vom regionalen Bergfrühstück-Buffet, das selbst gemachte Marmeladen, Käsevariationen und Aufschnitt für den Gast bereithält. Es läuft und läuft einem das Wasser im Munde zusammen bei so viel Gaumengenuss aus dem "Almparadies".

 

©Nicole Hacke / Operaversum Magazin

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Doch zuerst sollte man auf den Gipfel der Kanisfluh laufen, den warmgoldenen Sonnenaufgang genießen, um dann in den kulinarischen Genuss eines köstlichen Frühstück-Buffets zu kommen.

 

Also, Wanderschuhe eingepackt und rauf auf die Alm. Denn Berg, Höhenluft und gutes Essen rufen den, der sich´s verdient!

 

nostalgische Eleganz im Haubengewand im HOtel Hirschen in Schwarzenberg

©Nicole Hacke / Operaversum Magazin

Nostalgische Eleganz im "Haubengewand" trifft man im Hotel Hirschen in Schwarzenberg an.

 

Während das Haus aus allen Ecken und Winkeln eine uralte Geschichte zu erzählen weiß, sitzt man im lauschigen Garten an fein gedeckten Tischen, an denen die auf Hochglanz polierten Weingläser im Sonnenlicht nur so funkeln.

 

Schier geblendet fühlt man sich von so viel Glanz. Adrett, höflich und zuvorkommend wird an den voll besetzten Tischen bedient, beraten und serviert. Man solle 3 -4 Gänge einplanen, so der Ratschlag auf der Menüseite der Speisekarte. 

 

Was es gibt? Bodenständig, aber fein. Und auch die jeweiligen Gänge entsprechen sehr dem Portionen-Standard einer gehobenen Haubengastronomie ,wie man sie für gewöhnlich kennt.

 

©Nicole Hacke / Operaversum Magazin

Das kommt dem Probiergedanken sehr zugute, denn mindestens 3 Gänge sollen es schon sein. Und dafür braucht es Platz, damit auch noch die Miniaturvariante der Kässpätzle vollumfänglich genossen werden kann. 

 

Wirklich fein und mit einer dezenten Schmelzkäse-Decke und gerösteter Zwiebelgarnitur versehen, hat man nicht das Gefühl, zu satt oder gar übersättigt zu sein.

 

Die Freude auf den zweiten Gang ist daher groß und wird auch nicht enttäuscht. Viel falsch kann man schließlich mit dem Saibling und dem begleitenden Petersilienstampf nicht machen. Gut schmeckt´s. Was will man mehr?

 

Nun, ohne ein Dessert geht man hier selbstverständlich nicht nach Hause. Das wäre purer Frevel. 

 

Und so lässt man sich denn von einer Komposition aus Pfirsich, Pflaume und einem Traum aus schaumig-cremiger Nuss verführen, die eingehüllt in einen knusprigen Keksmantel, das süße Leben um ein Vielfaches erhöht.

 

©Nicole Hacke / Operaversum Magazin

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Oh ja, im Bregenzerwald kann man es sich wahrhaft gut gehen lassen. Und was dem Gott sein Essen in Frankreich ist, das ist dem Feinschmecker der kulinarische Himmel auf Erden im Bregenzerwald. Und das ist definitiv nicht zu viel versprochen!

 

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