24. November 2023
Rubrik Konzert
©Marco Borelli - Opéra Monte Carlo
Wenn das Fürstentum Monaco seinen Nationalfeiertag zelebriert, dann ganz sicher mit einem kulturellen Highlight der Superlative. Ein besonderer Abend soll es sein und er soll in der Opéra de Monte-Carlo mit einem der größten Tenöre der Gegenwart gefeiert werden: Jonas Kaufmann.
Als Hommage an Caruso, der in Monaco künstlerisch gewirkt hat, zeichnet der Opernregisseur Davide Livermore ein eindrückliches Portrait des großen Tenors mit einer inszenatorisch spektakulären Bühnenaufmachung, die sich in einem imaginären Foyer des Hôtel de Paris abspielt und die Lebensabschnitte von Carusos künstlerischem Werdegang beschreibt.
Mit aufwendigen 3D-Effekten, die den Zuschauer auf eine Reise in die Vergangenheit des legendären Opernsängers mitnehmen und mit melancholischen Schattierungen gespickt sind, fast schon geisterhaft anmuten, wird der Mythos Caruso an diesem Abend konturiert herausgearbeitet.
Wer konzertant denkt, muss umdenken, denn der Arienabend folgt einem klaren Programm, um das sich die Lebensgeschichte von Caruso wie ein Thriller spannt.
Konzert und Szene vereinen sich hierbei zu einer grundsätzlich neuen Form von arioser Programmatik, die nicht Oper, aber auch nicht wirklich Konzert ist, sondern ein Zwittermodell darstellt, das ein Arienpotpourri aus verschiedensten Werken zu einer in sich schlüssigen neuen Erzählform vereint.
©Marco Borelli - Opéra Monte Carlo
©Marco Borelli - Opéra Monte Carlo
Der Mensch und der Künstler Caruso: Darum geht es hier, auch wenn das Fürstentum primär für den deutsch-österreichischen Tenor Jonas Kaufmann in den erlauchten Musentempel gekommen ist.
Für ein programmatisches Spektakel eigentlich unüblich, man denke nur an klassische Liederabende, werden an diesem Abend auch Texte von Alfonso Antoniozzi und Remo Girone vorgetragen, die zwischen den Arien und symphonischen Zwischenspielen eingebettet sind und dem erzählerischen Charakter von Carusos Leben noch mehr Tiefe und Ausdruck verleihen.
Während Jonas Kaufmann sich seinem Arienprogramm mit Verve und emotionaler Vielschichtigkeit widmet, spannt Sir Antonio Pappano am Dirigentenpult ein Netz von irisierenden Klangfarben über dem Orchestergraben aus.
Ob mit "Vesti la giubba" aus Pagliacci, "Cielo e mar" aus La Gioconda oder dem "Kaufmann-Klassiker" "E lucevan le stelle" aus Tosca, so plastisch wie die Geschichte des legendären Tenors Caruso auf der monegassischen Bühne zum Leben erweckt wird, so beeindruckend ist auch Kaufmanns Interpretation und stimmliches Darstellungsvermögen.
Ganz sicher gibt es mehr als nur einen Grund, warum gerade Jonas Kaufmann diesen Abend bestreitet. Eine sehr frappante Parallele zwischen den beiden Tenören gibt es auf jeden Fall:
©Marco Borelli - Opéra Monte Carlo
©Marco Borelli - Opéra Monte Carlo
©Marco Borelli - Opéra Monte Carlo
Caruso hatte eine baritonal eingefärbte Stimme, die sich leicht und duftig in die exponierten Höhen, hinauf bis zum hohen C und sogar zum D erheben konnte.
Jonas Kaufmann haut gesanglich in genau dieselbe Kerbe und demonstriert an diesem Abend, dass eine lange Stimme sowohl warmgolden in den Tiefen und der Mittellage als auch samtweich schimmernd in den Höhen transportieren kann.
Emotionale Licht- und Schattenseiten, die ganze Gefühlspalette arbeitet Jonas Kaufmann mit seiner Stimme aus den Werken der italienischen Opernkomponisten heraus.
Dirigent und Tenor spinnen dabei einen gemeinsamen roten Faden, der sich harmoniesatt durch die Geschichte Carusos zieht, benetzt von einem Hauch melancholischer Tristesse vergangener Tage und dennoch auf magische Weise so lebendig in der Gegenwart verhaftet, dass klassische Konzertabende in dieser progressiven Programmatik endlich wieder so richtig Spaß machen.
©Marco Borelli - Opéra Monte Carlo
©Marco Borelli - Opéra Monte Carlo
CARUSO À MONACO
Philharmonisches Orchester Monte-Carlo
Chor Opéra de Monte-Carlo
Dirigent: Sir Antonio Pappano
Inszenierung: Davide Livermore
Tenor: Jonas Kaufmann
Erzähler: Remo Girone & Alfonso Antoniozzi
Programmatisches Arienkonzert Saison 2023/2024
Zwei Kritiken zum programmatischen Arienabend:
Interview mit dem Dirigenten Sir Antonio Pappano über Caruso, die Oper in Monte Carlo und die Zusammenarbeit mit Jonas Kaufmann an diesem Arienprojekt