21. Dezember 2021
UNAUFGEFORDERTE WERBUNG
©Ulrich Stamm / Jonas Kaufmann Weihnachtskonzert Kuppelsaal Hannover
Es weihnachtet sehr an diesem frostigen Winterabend im Dezember 2021. Während sich draußen in der Dunkelheit Konzertgänger in wartenden Menschenschlangen geduldig die Beine in den Bauch stehen, brav ihre Impfnachweise vorzeigen und 2G-konforme Kontrollprozedere über sich ergehen lassen, leuchtet es aus dem Inneren des niedersächsischen Konzerthauses verheißungsvoll in die klirrende Kälte.
Nur einer wärmt sich in den witterungsresistenten vier Wänden des Kuppelsaales für den Weihnachtslieder-Marathon bereits die Stimmbänder auf.
Jonas Kaufmann, der Tenor der Tenöre, der bereits 2020 mit seiner " It´s Christmas" Tournee voll durchstarten wollte und aufgrund der Corona-Pandemie unwirsch ausgebremst wurde, tischt in diesen feierlichen Stunden seinem Publikum endlich seine weihnachtlichen Schmankerln, bestehend aus traditionellen, klassischen, volkstümlichen und internationalen Weisen auf.
Dabei kann der deutsche Tenor von Glück sagen, dass er von seinen fünf für 2021 avisierten Konzerten bereits zwei realisieren konnte. In seiner Heimatstadt München und im englischen London wurden seine konzertanten Pläne nämlich aufgrund pandemiegetriebener Restriktionen erneut durchkreuzt und bedauerlicherweise auf ein weiteres Jahr nach hinten verschoben.
©Ulrich Stamm / Jonas Kaufmann Weihnachtskonzert Kuppelsaal Hannover
Trotzdessen strahlt der Münchner Tenor an diesem seligen Abend über sein Glück, der niedersächsischen Hauptstadt seine musikalische Aufwartung machen zu dürfen.
Aus einem breit gefächerten Repertoire schöpfend, das mit insgesamt 49 Liedeinspielungen nicht nur einen, sondern gleich zwei Abende in Folge füllen könnte, schaffen es heute 24 Weisen auf den Adventskalender der musikalischen Genüsse, genauso viele nämlich wie normalerweise Türchen bis zum Heiligabend gezählt werden.
Zufall oder Kalkül!
Wer Herrn Kaufmann schon mal Live erlebt hat, seine perfektionistisch veranlagte Ader kennt und selten erlebt, wie auch nur irgendetwas dem Zufall überlassen wird, weiß relativ genau, dass der Tenor der Herzen sich immer etwas bei seiner Programmauswahl denkt.
Ein humoristischer Seitenhieb, vielleicht ein weihnachtlich-konzertanter Gag mit Augenzwinkern. Genau das käme dem Sängerdarsteller ganz gut zupass.
©Ulrich Stamm / Jonas Kaufmann Weihnachtskonzert Kuppelsaal Hannover
Und so beginnt der Abend mit einem märchenhaften Vorspiel aus Humperdinck´s Oper "Hänsel und Gretel", in dem weder eine böse Hexe ihr Unwesen treibt, noch zwei armselige Kinder schonungslos gequält werden. Überhaupt bleiben heute alle Sorgen und Ängste draußen vor den Toren des hehren Musentempels.
Stattdessen entfaltet sich ein leiser, entspannter Zauber im Auditorium, noch lange bevor der eigentliche Hauptdarsteller unter frenetischem Applaus die Bühne betritt.
Ganz Showman in einem schwarzen, mit Goldbrokat duchwirkten Smoking, der bereits vor einigen Jahren in der Royal Albert Hall bei "Last Night of the Proms" seine glanzvollen Dienste tat, strahlt Jonas Kaufmann strahlender als jeder illuminierte Weihnachtsbaum mit seinem festlichen Gewand um die Wette.
Passend dazu tönt es sogleich aus voller Kehle "In dulci jubilo". Weihnachtliche Stimmung macht sich breit. Der erste Konzertteil fängt gut an und steigert sich von Lied zu Lied in berauschend emotionale Höhen.
Allzeitklassiker wie "Alle Jahre wieder" oder "Kommet ihr Hirten" bereichern das musikalische Programm dabei genauso wie die internationalen Christmas Carols und Swing-Klassiker.
©Ulrich Stamm / Jonas Kaufmann Weihnachtskonzert Kuppelsaal Hannover
Jonas Kaufmann ist ein Tausendsassa mit seinen unzähligen Talenten, die sich in alle Musikrichtungen zu verströmen scheinen.
Und so changiert der Mann mit der goldenen Stimme zwischen den tenoral brillant aufgespreizten Weihnachtsklassikern und den leichteren, geswingten Nummern, die wenig technische Stütze, dafür umso mehr samtenen Klangschmelz verlangen.
Tief sonor, schokoladensatt und lässig aus der Hüfte geschossen erklingen die amerikanischen Swing-Jazz-Nummern leicht flockig und dahingeduftet, wie es Bing Crosby oder Frank Sinatra nicht hätten besser darbringen können.
Gute Laune, ausgelassene Stimmung und ein beschwingtes Publikum sind das Resultat aus einer musikalischen Melange, die wie die Glocken nie süßer klingen als eben zur Weihnachtszeit. Aber auch nur, weil sie Herr Kaufmann so klangvoll zum Klingen bringt.
©Ulrich Stamm / Jonas Kaufmann Weihnachtskonzert Kuppelsaal Hannover
Höhepunktreif sind auch die orchestralen Abendfüller mit Tschaikowsky´s Blumenwalzer aus "Der Nussknacker" und Anderson´s Christmas Festival, die Jonas Kaufmann zu einer wohl verdienten Pause verhelfen.
Obgleich das Dirigat immer etwas zu forsch und dahingaloppiert wirkt, kann man Jochen Rieder die Freude an der musikalischen Schlittenfahrt durch winterliches Wunderland nicht verdenken.
Manchmal muss die Musik auch mal so richtig auf die Pauke hauen dürfen.
Nach einem volltönend lautstarken Intermezzo darf der krönende Abschluss des langsam ausklingenden Abends nicht fehlen.
Das Weihnachtslied der Weihnachtslieder wird angestimmt. Stille Nacht, heilige Nacht! Beseelt und vollends in sich gekehrt, auf du und du mit dem wohl besinnlichsten aller Weihnachtslieder, erlebt man Herrn Kaufmann andächtig und entrückt in eine sternenklare Winternacht entgleiten, die von eisiger Luft, schneedurchzogener Landschaft und einem bittersüßen Schmerz in der Brust erzählt.
©Ulrich Stamm / Jonas Kaufmann Weihnachtskonzert Kuppelsaal Hannover
Und selbstverständlich auch von der Freude über das Christkind, das der Welt geboren ward.
Fünf Zugaben muss der Tenorissimo noch zum Besten geben, bevor ihn das Hannoveraner Publikum in die wohlverdiente Weihnachtspause entschwinden lässt.
Mit seiner letzten gesanglichen Darbietung wird es dann zur Überraschung der hochdeutschen Nordlichter noch mal dialektisch. "Es wird schon glei dumpa" ist eine traditionelle Volksweise aus Kaufmanns Heimat Bayern.
Und wer, wenn nicht der Münchner selbst könnte auch dieses Genre so wunderbar überzeugend, ausdrucksstark und authentisch unter das längst verzauberte Publikum bringen.
Ob wir wohl kommende Weihnacht noch mehr Stubenmusi zu hören bekommen. Wünschenswert wäre es. Schließlich hat man zu Weihnachten mindestens einen Wunsch frei.
©ZDF-Weihnachtsshow mit Jonas Kaufmann
Als Trostpflaster für diejenigen, die an keinem der bislang stattgefundenen Konzerte teilhaben konnten, gibt es am 25. Dezember 2021 um 22:30 Uhr die Weihnachtsshow mit Jonas Kaufmann. Der Startenor aus München lädt zu einer besinnlichen Zeit mit vielen Prominenten ein.
Vanessa Mai, Gregory Porter und die Opus-Klassik-Preisträgerin Regula Mühlemann sind nur einige der genannten Interpreten, die sich zu einem musikalisch-kulinarischen Event der Sonderklasse zusammenfinden.
In weihnachtlich beschwingter Atmosphäre lässt sich auch Herr Kaufmann nicht lange bitten und sing ein Repertoire bekannter Weihnachtsklassiker sowie "Let It Snow" im Duett mit Regula Mühlemann.
Die Vorfreude auf das ZDF-Highlight steigt. Der Countdown läuft!
All that Christmas, all that Jazz. Jonas Kaufmann kann alles, zumindest schafft der gebürtige Münchner es wieder Mal sein Publikum in Erstaunen zu versetzen. Traditionelle, klassische und angloamerikanische Weihnachtslieder sowie swingbares Liedgut überraschen auf der Extended CD-Einspielung "It´s Christmas"
Und damit nicht genug, den die erweiterte CD glänzt mit sieben neuen Titeln, die der alpenländischen Stubenmusi gewidmet sind.
Vielseitigkeit ist ganz sicher das, was Herr Kaufmann kann. Und das bei 49 Weihnachtsliedern wohlgemerkt! Welcher Interpret hat jemals eine so breit gefächerte, genreübergreifende und große Liedauswahl auf einer CD kompiliert?
Die vollständige CD-Rezension gibt es unter diesem Link: