Staatsoper Hamburg: Bryn Terfel zeigt seine Kunst mit Witz, Humor und ausdrucksstarker Stimmwucht

24. März 2025

Rubrik Konzert

©Johannes Ifkovits

"Wenn ich einmal reich wär´"  - ja, genau das ist der Song, den nicht viele Bassbaritone so überzeugend, gewitzt und mit dieser unvergleichlichen Prise Humor bestücken können, es sei denn sie heißen Bryn Terfel und besitzen die Lizenz zur gaumenrunden, vollsaturierten Stimmpracht, die am heutigen Abend so ausufernd bis in den letzten Winkel der Hamburgischen Staatsoper dringt.

 

Und dann erst dieses faszinierende Mimikspiel, das geniale Fratzenschneiden, dieser schauspielerische Ausdruck, der nur noch gesteigert werden kann, wenn das kräftige Stimmwunder den bösen, bösen Stadthalter Scarpia in Puccinis legendärer Oper Tosca gibt.

 

Von Nicole Hacke

 

Dann nämlich biegen sich die Bretter der Bühnenwelt so dermaßen heftig, dass man es nurmehr beben hört. Ein Polterkopf sondergleichen, ein ganzer Kerl, eine Wahnsinnsstimme, die man auf der Stelle lieben muss, auch wenn man viel lieber den Tenören hinterherstellt.

 

Bryn Terfels Stimme ist so schokoladensatt im Abgang, schmelzend weich und dabei sonor durchdringend bis hinab in die tiefsten aller Kellertiefen, dass man sich hineinlegen möchte in diesen formschönen Guss eines dunkelsamtigen Timbres.

 

Terfel singt so allererste Sahne, dass man sich nicht eine Sekunde verlassen, verloren oder gar deplatziert in diesem besonderen Konzert fühlt.

 

©Johannes Ifkovits

Die Liedauswahl ist aber auch zu bunt und zu schön, um wahrhaft wahr zu sein. Doch ist sie es, vor allem auch wegen zwei besonderer Grazien, die sich jeweils am Klavier und an der Harfe mit zauberhaften Klängen ihre eigene Bühne beim Publikum erobern.

 

Hannah Stone, die für seine königliche Hoheit, des Prinzen von Wales die Harfe ehemals und exklusiv zum Klingen gebracht hat, entfacht bei diesem besonderen Liederabend mit drei Soli einen sphärischen Zauber, der sich wie Goldstaub in tonaler Magie über einen ergießt. 

 

Gerne hört man der charismatischen Harfenistin zu, die nicht nur finger-, sondern auch sehr wortgewandt, das Publikum vorab in ihre musikalischen Interpretationen einweiht.

 

Das kommt gut an und lockert den Liederabend immens auf, transportieren die einführenden Worte in das Programm Sympathie und Nahbarkeit, beides Attribute, die wir von Künstlern kaum kennen, selten erwarten, aber mehr und mehr zu schätzen lernen.

 

Auch Bryn Terfel hält nicht mit Worten hinterm Berg und macht sich als Entertainer ebenso gut wie als ausdrucksstarker Sängerinterpret. Und das er in Ausdruck, Darstellung und Interpretation eine 1+ verdient hat, zeigt sich vollumfänglich in der schnörkellosen Liedauswahl walisischer Herkunft.

 

©Johannes Ifkovits

Großartig sind die Volkslieder aus Terfels Heimat Wales, die den Zuhörer in den Lokalkolorit, in das Wesen dieses traditionellen Liedguts einführen. Passgenau erlebt man so die wahren musikalischen Wurzeln des Walisers, der mal ernst, mal  nachdenklich und dann auch wieder mit viel Humor facettenreich zu gestalten weiß. 

 

Mit eindrücklicher Erzählkunst wird  "And her mother came too" zu einer Schmunzelepisode, die für Lacher und lachintensiver Ansteckungsgefahr sorgt, denn immer war die Schwiegermutter dabei, egal wo! Schrecklich humorvoll, schrecklich schön.

 

Und Bryn Terfel mittendrin. 

 

Nach der Pause wird es ernster, viel ernster. Insgeheim hätte ich mir diesen Programmteil für den Auftakt gewünscht. Zuerst die Schubert Lieder und erst danach die walisischen Lieder. Es wäre ein viel entspannteres und steigerungsintensives Finale geworden.

 

Doch nachdem der eklektische Mix der "Songs of the Stars", die von Debussy über Schumann, Wagner bis hin zu Schönberg reichen, ein beeindruckendes Ende finden, gibt es schließlich noch eine besondere Zugabe. Und die ist mit "Wenn ich einmal reich wär`" ein absolutes Highlight.

 

Kaum ein anderer macht dem lustigen, lebensfrohen und vor Energie strotzenden Bassbariton bei dieser musikalisch kunterbunten Nummer etwas vor, geschweige denn etwas nach. Schließlich muss man hierbei Schauspieler genug sein, um die komische Dramatik des armen Mannes lustvoll zu unterstreichen.

 

Was für ein grandioser Pfundskerl, dieser Bryn Terfel!

 

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