Nikola Hillebrand lässt die Elbphilharmonie bei Figaros Hochzeit mit weichem Klangschmelz koloraturintensiv erstrahlen

30. März 2025

Rubrik Konzert

©Katharina Gebauer

Konzertante Opernaufführungen sind ja nicht so mein Ding, vor allem dann nicht, wenn die Handlung verworren, chaotisch und einem Wollknäuelkonstrukt gleicht, das man nur schwer entwirren kann.

 

Genauso ergeht es mir mit Mozarts Opera buffa "Die Hochzeit des Figaro", die zwar amüsant, erheiternd und verwechslungskomödiantisch komisch ist, aber handlungstechnisch einem Labyrinth gleicht, aus dem man nur schwer wieder herausfindet.

 

Von Nicole Hacke

Deshalb verleibt man sich so eine Geschichte lieber mit Inszenierung, Kostümen und einem Bühnenbild ein, das zumindest tiefer blicken lässt als ein konzertantes Allerlei, das einfach alles irgendwie offen lässt.

 

Doch an diesem Abend in der Elbphilharmonie fühlt sich das konzertante Opernerlebnis doch sehr befriedigend an. Ach, was sage ich; fantastisch geht einem die Musik mit allem Drumherum so geschmeidig in den Gehörgang, dass an Szene gar nicht zu denken ist.

 

Voll und ganz konzentriert man sich auf die Grandiosität einer frühen klassischen Musikära, die mit alten Instrumenten gespielt, den instrumentalen Kolorit aus Mozarts Tagen zeitentrückt auf das eindrücklichste repräsentiert.

 

Hier macht man sich die Mühe, nicht auf das Gegenwärtige, sondern auf das musikalisch Altbewährte zu setzen.

 

©Kristin Hoebermann

©Bushhakevitz

Und das ist sehr raffiniert umgesetzt und misst sich an einem innovativen Standard, der das klassische und barocke Repertoire ansprechend und authentisch aus der Vergangenheit in die Gegenwart holt.

 

Giovanni Antonini kann das, zeigt es her und zeigt, was er damit interpretatorisch bewirken kann.

 

So gelingt ein Mozart-Spektakel der Superlative, das sich aber nicht ausschließlich an der genialen Instrumentierung orientiert, sondern auch die Künstler des Abends haushoch glänzen lässt.

 

Allen voran Nikola Hillebrand, die in der Rolle der Susanna den Hauptpart der Oper ergattert hat und erstmals ihr Debüt in der Elbphilharmonie feiert.

 

Und wie sie das tut! Souverän, wie immer, mit einem betörend verführerischen Glanz in der kristallklaren Stimme, flexiblen Koloraturen und einem satten Schmelz, der immerzu warmgolden in das Auditorium dringt.

 

Auch wenn die akustischen Verhältnisse an diesem Abend teils diffus auf mich wirken, so kann man Nikola Hillebrand zu jedem Zeitpunkt klar und geschliffen präzise hören.

 

Diese Stimme, so zart, fein und elegant sie auch klingt, hat eine Durchschlagskraft, die sich ganz offensichtlich bis in den letzten Winkel eines Konzertsaales bohrt.

 

Es ist ein Genuss der jungen Sopranistin beim Gestalten und Interpretieren zuzuhören und ihr dabei auch zuzusehen.

 

Tatsächlich ist die Künstlerin eine Darstellerin vor dem Herrn. Mit viel Witz, Charme und einer Prise Koketterie schafft sie es, nicht nur Figaro, sondern auch den Grafen Almaviva geschickt um den Finger zu wickeln. Das Publikum hat sie bereits von der ersten Sekunde an in der Hand.

 

Wenn Nikola Hillebrand ihre erblühend koloraturintensiven und farbenreichen Stimmregister zieht, dann ist es wahrlich um einen geschehen.

 

©Andreas Weiss

©Hugh Wesely

Aber auch eine Anett Fritsch, die als Gräfin Almaviva einen angenehm weichen Sopran mit hellschimmernden Konturen offenbart, ist eine Offenbarung sondergleichen. Strahlend, ruhig fließend und weich strömt es aus ihrer Stimme heraus. Herrlich ihre Koloraturen und feinsilbrigen Obertöne.

 

Wenn exponierte Stimmregister so formvollendet, sauber und Vibrato-arm klingen, dann ist es wie karamellweicher Genuss in den Ohren.

 

Verzaubert und fasziniert kann man sich auch am Cherubino alias Anna Lucia Richter nicht satt hören. Dieser rubinsteinfarbene Klang eines Mezzosoprans der sonore Eleganz versprüht, ist einfach umwerfend. So umwerfend wie das vereinnahmende Schauspiel der burschikosen Künstlerin.

 

Florian Boesch, der als Graf Almaviva um die Gunst der Susanna buhlt, überzeugt mit seinem gaumenrunden Bariton und einer darstellerischen Präsenz die auf ganzer Linie überzeugt.

 

Lustig, tralalalala, ist, wie könnte es wohl auch anders sein, der Part des Figaro. Der kanadische Bassbariton Robert Gleadow weiß ganz genau, wie er sich in den Vordergrund zu spielen hat. Gesanglich besticht der Mann mit einer saturierten Stimmpower und überaus gestalterischen Fähigkeiten, die es vermögen, eine Geschichte mit emotionalem Tiefgang zu erzählen.

 

Und Giovanni Antonini, der Mann mit der Lizenz zum Zaubern, greift zum Taktstock und produziert eine magische Note nach der anderen. Vielleicht liegt es aber auch an Mozart selbst, der mit Figaros Hochzeit die wohl melodisch farbenreichste Oper geschrieben hat. 

 

Nun, ich denke, es ist die Schnittmenge aus Komposition und Dirigat. Denn was Giovanni Antonini aus dieser Musik macht ist pure Zauberkunst vom Feinsten.

 

Hinweis: Bitte die mit * gekennzeichneten Felder ausfüllen.


Kommentare: 0