29. JULI 2020
UNAUFGEFORDERTE WERBUNG
©Nicole Hacke
Ich habe schon so vieles ausprobiert, wenn es darum ging, Stress abzubauen, entspannter und gelassener zu werden, meine innere Balance und meinen Seelenfrieden zu kultivieren, ganz zu Schweigen von der Suche nach dem alles gepriesenen und viel beschworenen Glück, das sich nie so richtig bei mir einstellen wollte.
Zwei Jahre praktizierte ich Yoga, kam mit den monotonen Abläufen in einen gähnend langweiligen Flow, praktizierte sämtliche Asanas bis zum Abwinken vor und zurück, rauf und runter wie die
Tonleiter auf der Klaviatur und hatte dennoch das unbefriedigende Gefühl, in all dem nicht wirklich Erfüllung, Zufriedenheit und inneres Glück zu finden.
Auch mit dem Joggen verhielt es sich ähnlich unzufriedenstellend. Sport hielt bei mir nicht lange vor, hielt nicht, was es vorgab zu sein und versetzte mich auch nie in diesen rauschähnlichen,
von Glück durchtränkten Zustand, von dem in den Hochglanzmagazinen immerfort und in den höchsten Tönen geschwärmt wurde.
Endorphine würde man zuhauf ausschütten, versprachen sie einem allesamt. Sport mache nämlich glücklich, so der Grundtenor - und das bereits nach einer knappen Stunde Ausdauertraining. Hört, hört!
Sicherlich spürte ich kurz nach dem Laufen Erleichterung, es geschafft, den inneren Schweinehund überwunden zu haben. Ja, vielleicht war da auch so ein leichter Anflug eines Glücksgefühls
darüber, dass ich durchgehalten, dass ich acht Kilometer am Stück bewältigt hatte, ohne erschöpft und völlig außer Atem schon während des Trainings schweißgebadet und hyperventilierend
zusammenzubrechen.
Sicherlich wurde ich immer fitter, konditionierter, ausgeglichener, einfach beweglicher und beinahe so wendig wie ein Maserati. Doch was hatte ich von all den Optimierungsmaßnahmen, außer einen drahtigen, gestählten Körper davon tragen zu können und diesen mit stolzer Brust der Allgemeinheit zu präsentieren.
Natürlich hatte ich so eine ganze Menge für mein Ego getan, was meinem Selbstbewusstsein zugutekam. Dennoch fehlte mir eine entscheidende Sache.
Ich wollte einer Freizeitbeschäftigung nachgehen, die mich auf Anhieb mit Leidenschaft erfüllte, die mir ohne große Mühe mit Leichtigkeit von der Hand ging und mich per se schon glücklich machte,
ohne das ich darauf hoffen musste, das Glücksgefühl würde sich im Nachgang einstellen oder ich würde im Laufe der Zeit schon noch gesteigerte Freude an diesem Hobby finden.
Es musste etwas sein, dass mich keine Überwindung kosten würde, dass ich wie selbstverständlich, ohne Zaudern, Unschlüssigkeit und Widerwillen ausüben wollte. Und dieses „Etwas“ hatte - und das
wusste ich nur zu genau - nichts mit Sport im originären Sinne zu tun, obgleich Ausdauer und Körperkontrolle einen bedeutenden Anteil an diesem ausgeprägt muskulären Training hatten.
Dieses „Etwas“ hieß: Singen!
©Nicole Hacke
Ganz genau. Singen. Denn wer sich in die vertrauensvollen Hände eines Gesangspädagogen begibt, der weiß, dass auch die Stimmarbeit eine schweißtreibende Angelegenheit sein kann, die Ausdauer, Körperfitness, eine starke, durchtrainierte Rücken-, Bauch- und Stimmmuskulatur erfordern.
Singen ist eine andere Art der körperlichen Ertüchtigung. Es nötigt einem aber ebenso viel Muskeleinsatz, Atemkontrolle und einen aufrechten, vor Spannung strotzenden Körper ab wie fast jeder reguläre Sport auch.
Nichts, was man von Haus aus ungeübt und untrainiert einfach mal so eben mitbringt.
Singen, das liebte ich schon als kleines Kind. Auch wenn ich damals nur so vor mich hin trällerte , ohne mir dabei irgendwelche Gedanken über Stimmtechnik und dergleichen zu machen, so spürte ich rein intuitiv schon damals, dass ich nichts anderes als just diese melodische Tätigkeit zu meinem Allzeit-Sport und Rundumsorglos-Paket auserwählen wollte.
Und ich tat einiges dafür, um diesem hochgesteckten Ziel peu à peu näher zu kommen. Über die musikalische Früherziehung hinaus, sammelte ich erste praktische Erfahrungen im Kinderchor der
örtlichen Musikschule und perfektionierte mein Stimmvermögen soweit, bis ich schließlich und endlich in die elitäre Herrenhäuser Chorgemeinschaft aufgenommen wurde.
Unzählige Chorreisen im In- und Ausland folgten und bereicherten meinen gesanglichen Erfahrungsschatz, erweiterten meinen musikalischen Horizont und ermutigten mich viel später mit Ende zwanzig
noch Gesangsunterricht bei einem Vollprofi zu nehmen.
Erst dort lernte ich das Handwerk grundsätzlich noch mal neu und von der Picke auf. Leicht war es nicht, schweißtreibend, herausfordernd und athletisch allerdings ständig, denn es ging beim
Singen immer auch darum, die Messlatte noch einen Ticken höher zu setzen, noch ein paar Töne mehr auf den bestehenden Stimmumfang hinzuzuaddieren, die Grenzen des Machbaren zu überschreiten und
tonal über das Mittelmaß hinauszuwachsen.
Technische Akkuratesse war eine Pflicht, die Kür, eine Mischung aus stimmlicher Perfektion und ästhetisch tonaler Brillanz.
Vollkommen ging ich in den Gesangslektionen auf, sog jede Information, jede neu erlernte Technik wie einen Schwamm in mich auf. Ich konnte einfach nie genug kriegen. Singen erfüllte mich
vollends, vereinnahmte mich und schürte meine Leidenschaft vom Anfang bis zum Ende. Einen Motivationsschub, den brauchte ich nie, auch keinen Grund um mit dem Singen anzufangen.
Singen war für mich ein Selbstläufer, beinahe so selbstverständlich wie das Sprechen, wie das Atmen, wie das Gehen. Singen gehörte einfach zu meinem Leben, zu meinem Alltag dazu. Und das nunmehr
seit mehr als 35 Jahren.
©Nicole Hacke
Wenn ich dieser Tage morgens aufwache und meine Gedanken um die ungewisse Zukunft kreisen, von der ich genauso betroffen bin wie viele andere Menschen in der aktuellen Krise, dann kann ich a)
meinen Kopf in den Sand stecken, wie der Feige Vogel Strauß oder ich versuche b), mir meine Welt nicht schlimmer zu reden, als sie faktisch ist.
Leicht fällt mir Option b) nicht immer, aber mit einem kleinen Trick, der mich auf positive Gefühle konditioniert, stimme ich in letzter Zeit immer öfter einfach ein Lied an, damit der Blues mich
nicht permanent überrollt und von meinen aufkeimenden negativen Gedanken Besitz ergreift.
Und das Beste an dieser Praxis ist, dass ich mit einem fröhlichen, heiteren Lied auf den Lippen gar nicht mehr dazu in der Lage bin, überhaupt noch negativ zu fühlen, geschweige denn irgendeinen
negativen Gedanken zu hegen, denn Musizieren unterbindet grundsätzlich alle Reflexe, alle eingetretenen Pfade, die im Gehirn auf negative Glaubenssätze getrimmt sind. Sie werden durch das Singen
quasi ausradiert.
Fakt ist, wer musiziert, wer singt, der ist ausnahmslos positiv gestimmt. Und weil das so ist, höre ich auch nach dem ersten Lied noch lange nicht auf zu üben. Unter der Dusche singe ich mich
langsam ein, lasse meine Stimmbänder locker werden, indem ich mich die Tonleiter rauf und runter hangele. Während ich dann die Wohnung aufräume, das Geschirr vom Vortag in die Spülmaschine
einsortiere, das Frühstück vorbereite, singe ich weiter - und zwar ein Lied nach dem anderen.
Je länger ich das tue, desto geschmeidiger, samtiger und leichter wird meine Stimme. Jetzt merke ich, dass ich erst so richtig in Fahrt komme. Nach den leichten Chanson-Klassikern aus der Ära der
goldenen 20er-Jahre, stimme ich nun ein paar italienische Arien an. Meine Stimmbänder sind warm gelaufen, sodass ich mich von der mittleren Stimmlage in die höheren Register wagen kann.
Und es klappt. Mühelos zwitschere ich wie eine Nachtigall mal die eine, mal die andere Arie nonchalant vor mich hin und mache zwischendrin einen kurzen Abstecher in das Operettenfach. Es ist
herrlich.
©Nicole Hacke
Ich merke, wie ich innerlich strahle, wie mein Herz einen Hüpfer macht, wie meiner Seele langsam aber sicher Flügel verliehen werden. Fast hebe ich ab. Jetzt ist der Punkt erreicht, da ich aus dem Flow heraus, beinahe taumelnd vor Glückseligkeit, größenwahnsinnige Anwandlungen bekomme.
Ich kann alles erreichen, was ich will. Ich schaffe alles. Ich bin einfach wundervoll. Dabei verankert sich dieses „Welt-ich-komme-Gefühl“ gerade ganz tief in meinem positiven Empfinden. Ich bin
unverwundbar, der Tag gehört mir und die Sonne scheint, auch wenn es gerade regnet, strahlt sie mir warm aus den Augen und über die Lippen. Sorgen, kenne ich nicht, Stress, was soll das sein?
Nun kann ich gar nicht mehr anders, als lauthals zu lachen. Über was aber eigentlich. Der Grund dafür erschließt sich mir nicht. Dennoch schwappe ich über vor Glück, es ist wie ein Rausch, wie
eine Droge, die mich süchtig macht nach immer mehr... Musik, Musik, Musik! Und dabei ist sie noch so unverschämt gesund, diese wundersame abhängig machende Droge.
Nach knapp zwei Stunden, ein wenig erschöpft, aber ungemein glücklich, beende ich meinen musikalischen Diskurs in die Gefilde der melodiösen, himmlischen Harmonien. Das Paradies, denke ich, kann
nicht schöner sein, als das, was ich gerade im Jetzt und Hier mit mir erlebt habe.
Meine Dosis an Glückshormonen, die sich übervoll in mir angestaut haben, wollen nun raus ins Leben, wollen den verbleibenden Tag bis zum Rand ausfüllen. Und ich will das auch. Welt, ich komme -
und zwar singend!
Wer nicht glaubt, was er da gerade gelesen hat, der kommt nicht umhin, die nächsten Tage einmal singend zu gestalten. Mit folgender kleiner Liedauswahl stimme ich mich positiv in den Tag ein. Probiert es doch auch einfach mal aus. Es hilft hundertprozentig.
Eure
Liedauswahl:
Die ganze Welt ist Himmelblau - aus der Operette "Im weißen Rössl"
Irgendwo auf der Welt - Werner R. Heymann
Voglio vivere cosí - Giovanni d´Anzi
Heut´ ist der schönste Tag in meinem Leben - Hans May
©Jonas Kaufmann, bereitgestellt über Youtube
Wer mehr zum Thema Singen erfahren möchte, kann einen E-Learning Kurs auf der Meet your Master Plattform unter www.meetyourmaster.de belegen. Der Tenor Jonas Kaufmann gibt dort in einem neunstündigen Video-Tutorial Auskunft über den Opernbetrieb, das Leben eines professionellen Sängers und lässt sich zudem detailliert über folgende Themen aus: Stimmbildung, Stimmgesundheit und Stimmtraining. Darüber hinaus gibt es praktische Aufwärmtipps für die Stimme sowie vokaltechnische Kniffe und Praktiken, die das A und O einer fundierten Gesangsgrundlage bilden. Einen kurzen Einblick bietet außerdem folgender Trailer:
©Meet your Master / Offizieller Trailer mit Tenor Jonas
Kaufmann
Die Sopranistin Rachel Willis Sörensen bietet gerade auf Instagram Live-Lessons an. Wer Lust hat, soll kurz erläutern, warum er oder diejenige unbedingt Gesangsstunden nehmen möchte. Na, dann, nur zu. Von dieser Frau kann man absolut was lernen, denn die amerikanische Gesangsakrobatin singt nicht nur bezaubernd schön, sie hat obendrein auch noch eine scheinbar ausgefeilte Technik, von der man sich sehr viel abschauen kann. Eine gute Gesangspädagogin steckt ganz sicher in ihr, denn so verständlich und leicht nachvollziehbar wie ihre vielen Instagram Tutorials zum Thema Stimmbildung konzipiert sind, können die Live-Sessions ohnehin nur von Erfolg gekrönt sein.
©Simon Pauly / Sopranistin Rachel Willis Sörensen
Und wem das noch nicht reichen sollte, der kann sich eingehend mit dem schönsten Thema der Welt auch in der Theorie auseinandersetzen. Das Buch Singen aus dem Königshausen & Neumann Verlag erklärt, was es mit der Beschaffenheit der Stimmbänder auf sich hat, warum es kurze und lange Stimmbänder gibt, wie das Sprechen und Singen funktioniert, ob jeder ein geborener Sänger ist und was es alles braucht, um im Dienste des Gesangs erfolgreich sein zu können. Dabei plaudern Operngrößen wie Anja Harteros, Diane Damrau und Jonas Kaufmann aus dem Nähkästchen und lassen uns an ihren Erfolgen, Erfahrungen und Wissensschätzen teilhaben.
Ein besonderes Lesevergnügen, das tatsächlich Lust auf die Praxis macht. Letztendlich ahnen wir es doch längst. Singen macht glücklich und Gesang hilft, siehe Kapitel 218.
Viel Spaß beim Lesen und Nachsingen!
Website: www.verlag-koenigshausen-neumann.de
Wer es glaubt, wird selig. Aber ganz sicher doch. Musik beglückt, entzückt, macht froh, frei von Sorgen und Ängsten und sagt auch den Depressionen unseres Zeitalters den Kampf an. In "Good Vibrations" von Prof. Stefan Kölsch wird "Die heilende Kraft der Musik" in den Mittelpunkt gestellt. Und das zurecht, denn wer musiziert, der kann weder Schlechtes denken, noch Schlechtes tun. Und wer seiner Gesundheit auf die Sprünge helfen will, der tut gut daran, sich jeden Tag ein bisschen mit Musik zu befassen, entweder aktiv oder passiv. Im besten Fall allerdings regelmäßig und intensiv und nicht nur beiläufig. Dieses Buch ist eine fantastische Anleitung, um durch die Kraft der Musik ein für alle Mal negative Gedankenspiralen zu knacken, und den positiven Emotionen Raum zur freien Entfaltung einzuräumen. Ein absolutes Must-Read für all diejenigen, die sich ihre Welt mit Musik optimistischer und lebenswerter und gesünder gestalten wollen.
Website: www.ullstein-buchverlage.de