das meet & greet im klassik-Kosmos

JONAS KAUFMANN IM KKL LUZERN

07. MÄRZ 2020

UNAUFGEFORDERTE WERBUNG

©Nicole Hacke / Meet & Greet im KKL Luzern mit Tenor Jonas Kaufmann

Im Pop-Business ein längst alter Hut, staune ich nicht schlecht, als auf meinem Ticket für das Jonas Kaufmann Konzert in Luzern ein VIP Meet & Greet inkludiert ist. Letztendlich habe ich dafür auch einige Schweizer Franken berappen müssen. Doch ein Meet & Greet im Klassik-Universum und dann noch für den allgemein zahlungskräftigen Konzertbesucher organisiert, das weckte von Anfang an meine unhaltbare Neugier.

 

Normalerweise sind Veranstaltungen dieser Art fast ausschließlich den Sponsoren vorbehalten, die auch mal deutlich tiefer in die Tasche greifen können, um das eine oder andere Kulturprojekt zu unterstützen. Der „Otto-Normalverbraucher“, der allzu gerne in den Genuss kommen würde, die Künstler hinter der Bühne oder auf einem Event mit offiziellerem Charakter kennenzulernen, darf sich lediglich an der Bühnentür die Beine in den Bauch stehen und muss voller Zuversicht darauf hoffen, dass vielleicht doch noch der eine oder andere Interpret am Ausgang in Erscheinung tritt.

 

Doch meistens ist dieses Privileg, zumindest bei den bekannten Operngrößen von Weltformat, immer seltener der Fall, zumal die Förderveranstaltungen, Sponsorentreffen und dergleichen immer häufiger nach einer konzertanten Veranstaltung abgehalten werden - und zwar im geschlossenen Kreis. Vereinnahmt durch die Obrigkeit der finanzkräftigen Förderschaft bleibt dem Fußvolk am Bühnenausgang nicht viel mehr übrig, als mit entleerten Hoffnungen, unerfüllten Autogrammwünschen, vollen Geschenktüten und kalt gefrorenen Gliedern auf dem Absatz kehrt zu machen.

 

statt Bühnentür lieber ein meet & greet!

Früher, noch zu Puccini´s Zeiten, trugen die begeisterten Operngänger ihren Tenor auf Händen nach Hause - eine Nahbarkeit, die mittlerweile weit entfernt von der dazumal gängigen Praxis ist. Nun möchte heutzutage sicherlich auch keiner mehr seinen Lieblingssänger auf Händen tragen und wenn, dann nur im übertragenen Sinne. Aber selbst dieser Wunsch wird immer mehr zum unerfüllten Traum, die Bühnentür irgendwann nur noch zum Alibirelikt aus besseren Zeiten, in denen diese magische Tür sich öffnete und noch hielt, was sie versprach zu geben.

 

Umso freudiger ist heute meine Erwartungshaltung an das bevorstehende Meet & Greet mit Jonas Kaufmann. Eine halbe Stunde bei einem informativen Austauch und einem Gläschen Sekt mit dem Bühnenstar soll Inhalt des After-Show-Konzepts sein.

 

Gespannt und ein wenig aufgeregt begebe ich mich sofort nach Konzertende in den dritten Stock Richtung Panorama-Foyer, um dem lang ersehnten Meet & Greet im KKL Luzern beizuwohnen.

 

© KKL Luzern / Switzerland

Völlig losgelöst und entspannt gibt sich der Münchner Tenor, nachdem die Gästeliste abgehakt ist und alle Teilnehmer an Stehtischen brav und gesittet ihren Platz eingenommen haben. Kein Gedränge, kein Geschubse, kein unruhiges Geschiebe, sondern vielmehr ein besonders interaktiver Abend, der nicht nur den Austausch mit Herrn Kaufmann ermöglicht, sondern auch die begeisterten Fans in angeregte Gespräche untereinander verwickelt.

 

Nachdem ein kurzes Interview Fragen zum aktuellen Konzertmotto beinhaltet, erlebe ich Jonas Kaufmann als Vollprofi. Rede und Antwort stehend, verfällt er in einen heiteren Erzählmodus, der über die regulären Presseinterviews hinausgehend eine unverfälschte, sehr persönliche Meinung zum Operettengenre abgibt. Ca. 10 Minuten dauert das Gespräch, das scheinbar aus den Reihen der Vertreter von Sony Records organisiert wurde.

 

Toller empfang, informativer austausch - ein Meet & Greet der Extraklasse!

Danach ist noch genügend Zeit für Autogrammwünsche, den ein oder anderen unverbindlichen Wortwechsel und selbstverständlich für ein persönliches Foto mit dem Tenor. Geduldig nimmt sich Jonas Kaufmann jedem Einzelnen an, beantwortet Fragen, lässt sich beschenken und erfüllt auch jeden Fotowunsch.

 

Eine halbe Stunde ist längst vergangen, als ein gut gelaunter Tenor noch immer im Pulk der kleinen Massen untergeht. Ich dränge mich nicht vor, sondern warte ab, bis ich endlich soweit vorgerückt bin, dass ich das Wort ergreifen kann. Nur weiß ich mal wieder nicht, was ich überhaupt sagen soll. Sprachlosigkeit ist mein Ausdruck für Bewunderung. Ob das ankommt, wage ich zu bezweifeln.

 

Kaum dass ich mich versehe, wendet sich Herr Kaufmann plötzlich direkt mir zu. Jetzt kommt mein Auftritt! Spotlight an, Klappe die Erste und los! Und irgendwie klappt´s. Ich finde meine Worte, überreiche den Buchweizenhonig, der hoffentlich Genesung verspricht, und sehe mich einem strahlenden Jonas Kaufmann gegenüber, der mir dankend signalisiert, dass er den Honig gerade jetzt wirklich richtig gut gebrauchen könne.

 

©Nicole Hacke / KKL Luzern Switzerland

Auch eine Frage, die ich schon aus purer Neugier nicht zurückhalten kann, wird ausführlich beantwortet. Irgendwann stehe wohl noch eine Operetteninszenierung an. Nichts Genaues wisse man allerdings noch nicht. Somit bleibt ein kleiner Hoffnungsschimmer auf noch mehr zukünftige Walzerglückseligkeit bestehen.

 

Dann bekomme ich natürlich noch ein ganz tolles Foto mit dem Künstler und freue mich über einen gelungenen Abend und über ein Meet & Greet, das für mich eindeutig das i-Tüpfelchen der heutigen Veranstaltung ist.

 

Neben mir freut sich gleichermaßen, wenn nicht sogar noch viel mehr, eine ältere Dame über die Begegnung mit Herrn Kaufmann. Gerade eine Rücken-OP überstanden, weiß die liebenswerte Schweizerin gar nicht so genau, wohin sie mit ihren überbordenden Emotionen soll. Wie Medizin, sagt sie, wirke die Musik Kaufmanns auf ihren Seelenhaushalt. Und heute ginge es ihr so wunderbar, wie schon lange nicht mehr.

 

Ganz viele treue Kaufmann Fans verlassen mit strahlenden Gesichtern an diesem Abend wohl das Foyer im dritten Stock des KKL in Luzern.

 

Was für ein fantastisches Event, das so nie erlebt, ganz sicher seinesgleichen woanders erst noch suchen muss.


das KKL luzern - ein haus mit herausragender akustik

Ich staune nicht schlecht, als ich vor dem Bahnhofsgebäude in Luzern auf einen modernen, sehr puristischen Gebäudekomplex blicke, der einer abstrahierten Version des Raumschiff Enterprise gleich kommt.


Es ist das Kultur- und Kongresszentrum der Stadt Luzern (kurz KKL), in dem heute Abend der Tenor Jonas Kaufmann sein Operettenprogramm zum Besten geben wird. Ich staune zwei Mal nicht schlecht, denn in diesem idyllisch-historischen Städtejuwel am Vierwaldstättersee hätte ich so eine imposante, urban-dynamische Architektur kaum erwartet. Wie ein Schiff, das mit seinem Bug auf den malerischen See ausgerichtet ist, thront dieses Bauwerk von internationalem Format, dominant über allem.


Kaum das ich aus dem Staunen wieder rauskomme, bemerke ich, dass anscheinend Wasser vom See in den großen Gebäudekomplex fließt. Der Architekt Jean Nouvel hat scheinbar nichts ausgelassen, um den Luzernern eines der spektakulärsten Konzerthäuser direkt an die Promenade des Vierwaldstättersees zu setzten.

 

© KKL Luzern / Switzerland

Und damit noch nicht genug: Als ich am Abend der Vorstellung den großen Konzertsaal betrete, werde ich sogleich von einer sympathischen Schweizerin in die akustischen Raffinessen des erlauchten Musentempels eingeweiht. Über mir schwebt ein akustisches Baldachin aus Holz, dass je nach Bedarf, von der Decke herabgesenkt werden kann, mutmaßlich um den Schall des Klangs entweder zu dämpfen oder zu verstärken.


Die weißen Gipsreliefs an den Seitenflügeln des Saals, die ein wenig wie Fischkiemen anmuten, können geöffnet und geschlossen werden, sicherlich auch um den Schall zu lenken und der Klangentfaltung dabei die richtige Dosierung zu verpassen. Dann lerne ich zu guter Letzt noch, dass es ebenfalls Schleusen gibt, die Geräusche schlucken können. Ich hoffe ganz inständig, dass es sich dabei nur um all die unliebsamen Laute handelt, die durch Hustenattacken, Papiergeraschel und dergleichen verursacht werden.


Noch bevor ich Zweifel anmerken kann, erklärt auch schon ein redseliger Jonas Kaufmann den Ablauf des Konzertabends, nicht aber ohne explizit zu betonen, dass er im zweiten Teil des Programms für die intimer gesungenen Wiener Lied Schmankerln zum Mikro greifen müsse, obgleich die exzellente Akustik in diesem Haus grundsätzlich solch technische Verstärkung absolut nicht benötige.

 

Was für ein Ritterschlag für die herausragende Akustik das KKL Luzern. Tatsächlich erlebe ich ein famoses Klangerlebnis, das so manch anderes Konzerthaus am Wasser vor Neid erblassen ließe.

 

Aber ich will nicht kleinlich sein. Nicht jede Stadt kann mit so einem Konzerthaus konkurrieren. Dafür gibt es schließlich die Möglichkeit, sich solche konzertanten Genussmomente immer mal wieder zu gönnen, denn Luzern ist sicherlich mehr als nur eine Konzertreise wert.

 


KKL Luzern

Europaplatz 1

6005 Luzern

 

Website: www.kkl-luzern.ch

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