Maria CAllas wird 100 Jahre: Eine Hommage mit aufregenden FAkten, neuen Filmen, Dokumentationen, Buchtipps

16. November 2023

Rubrik Oper

©Cecil Beaton 1957 - Maria Callas

Sie bleibt wohl auf ewig die größte Operndiva aller Zeiten: Maria Callas, die Primadonna Assoluta, die mit ihrer Stimme erstmals große Gefühle auf die Opernbühnen der Welt zauberte. In den Vereinigten Staaten von Amerika in eine zerrüttete Ehe hineingeboren und bereits als junges Mädchen nach Griechenland verbannt, erfuhr die junge Maria von Kindesbeinen an, was es bedeutete, ungeliebt zu sein.

 

Während die jüngere Schwester, wohl wegen ihrer Schönheit, alle Aufmerksamkeit der Mutter auf sich zog und Maria sogar nach dem frühen Tod ihres an Typhus verstorbenen Bruders in dessen Schatten stehen musste, lernte die pummelige und unscheinbare Künstlerin schnell ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. 

 

Mit enormem Fleiß und einem zähen Willen ihrer Schlüsselbegabung, dem Singen, Flügel des Perfektionismus zu verleihen, studierte die junge Callas Gesang ohne Unterlass, übte unter professioneller Anleitung tagein und tagaus, solange, bis sie die ersten Früchte ihrer herausragenden Begabung in ihrer griechischen Heimat ernten durfte. Auftritte am Opernhaus in Athen folgten. Ihr erstes Engagement in Verona bei den Festspielen  ließ ebenfalls nicht lange auf sich warten.

 

Doch der Callas war das alles noch lange nicht genug. Sie wollte zurück nach Amerika - und zwar an das größte Opernhaus der Welt, die Metropolitan Opera in New York! Von dort aus galt es, die Welt mit ihrem Gesang zu erobern.

 

Auf der Treppe vor dem Eingangsportal der MET wollte sie so lange Wurzeln schlagen, bis man sie endlich vorsingen ließe. Willensstark, stur, unangepasst und sogar äußerst unangenehm konnte die Callas werden, wenn man ihr ungefragt die Meinung geigen wollte, sie kritisierte oder ihre Konkurrenz gar die besseren Engagements an renommierten Häusern einheimste.

 

So wartete sie lange und sehr ungeduldig auf ihren ersten Auftritt an der Mailänder Scala. Dort sang mit geschmeidiger Textur die Erzfeinding der Callas, Renata Tebaldi, die große Erfolge feierte und sich sowohl beim Publikum als auch bei den Intendanten renommierter Häuser großer Beliebtheit erfreute. 

 

Und Maria Callas tobte, denn sie konnte nicht mit so einem gefälligen Stimmcharakter aufwarten.

 

Tatsächlich war sie kein glattgeschliffener Cabochon, der mit kristallklarer Textur von allen Seiten ästhetisch schimmerte.

 

La Divina bestach durch etwas ganz anderes: Multifacettierte Emotionen!

 

Und genau diese Beseeltheit in der Stimme, dieser menschelnde Gesang, der technisch fehlbar sein konnte, wurde von eben diesen farbenreichen Facetten durchdrungen, die die Opernwelt je gehört hatte. Von überall strömten plötzlich Menschen in die Opernhäuser, sobald feststand, dass die Callas singen würde. 

 

Auch all jene, die überhaupt keine Ahnung von der Oper hatten, wollten die Frau mit der eindrucksvollen, leidenschaftlichen und zutiefst beseelten Stimme wenigstens einmal in ihrem Leben gehört haben.

 

Der Fankult um die Callas war immens, riss nicht ab und wurde immer größer. All das ließ die Diva kalt. Sie zog sich zurück, umgab sich mit nur wenigen Menschen und vergnügte sich lieber auf elitären Partys, am allerliebsten aber mit dem mächtigsten Reeder Griechenlands: Aristoteles Onassis!

 

Eine zarte Liebe entwickelte sich zwischen den beiden Seelenverwandten, noch während Marias unglücklicher Ehe mit dem Industriellen Meneghini.

 

Doch wie fast alles im tragischen Leben der Callas, sollte gerade diese auf wackeligen Säulen stehende Verbindung je auseinanderbrechen, als Onassis die US-amerikanische Journalistin und Verlagslektorin Jackie Kennedy ehelichte. Maria Callas, die zuvor von Onassis schwanger war, das Kind aber verlor, versank zunehmend in einem Meer aus Trauer.

 

Nie erholte sie sich von der Trennung mit dem Reeder. Am 2. November 1977 starb die Callas in ihrer Pariser Wohnung mutmaßlich an einem Herzinfarkt. 100 Jahre wäre die Callas in diesem Jahr geworden. Die Rolle der Medea aus Cherubinis gleichnamiger Oper wurde zu ihrer Schicksalsrolle. Wie keine andere verkörperte sie diese vom Leben gezeichnete, verdammte Frau der griechischen Mythologie, stand dieser Figur so nahe wie keine andere Opernsängerin und legte all die Tragik ihres eigenen Schicksals mit Leib und Seele in die Interpretation, mal engelsgleich, mal teuflisch böse. Aber immer mit einer absoluten Wahrhaftigkeit. 

 

Maria Callas, die Göttliche. Von ihren Bewunderern geliebt, von ihren Feinden gehasst - und dennoch die unangefochten einzigartige Stimme des 20. Jahrhunderts.


ARD-Klassik dokumentiert 100 Jahre Maria Callas

©ard-klassik - 100. Geburtstag Maria Callas

ARD-Klassik feiert die Operndiva Maria Callas mit historischen Konzertaufnahmen und Fernsehberichten. Bereits am 17. November 2023 setzt der TV-Sender den Callas-Schwerpunkt und lädt in seiner Mediathek auf eine biografische und konzertante Reise der großen Diva ein. Beindruckende Belcanto-Partien von Donizetti, Verdi und Bellini werden ebenso ausgestrahlt wie historische Interviews und Fernsehberichte anlässlich ihres 100. Geburtstags am 2. Dezember 2023. 

 


Umfangreichste CD-Box von WArner Classics zum 100. Geburtstag neu aufgelegt

Die umfangreichste CD-Kompilation hat das Label Warner Classics zum 100. Jahrestag der Operndiva Maria Callas neu aufgelegt. In der CD-Box befinden sich Probenausschnitte, Live-Aufnahmen, Interviews mit der Sängerin und Kollegen sowie remasterte Studioaufnahmen und ausgewählte Konzertmitschnitte.


am 2. November in den Kinos - Maria Callas in Paris

©Callas-Paris, 1958, der Film über Maria Callas

Am 2. Dezember 2023 läuft anlässlich des 100. Geburtstags der Maria Callas der legendäre Konzertfilm "Callas-Paris, 1958" weltweit in den Kinos. 

 

Dieses Konzert galt als großes gesellschaftliches Ereignis, zu dem Prominenz geladen war, darunter Brigitte Bardot, Charlie Chaplin, die Herzogin von Windsor und viele andere Persönlichkeiten von Rang und Namen.

 

"Callas-Paris 1958" wurde vom Produktionsteam des 2017 kreierten Dokumentarfilms "Marie by Callas" in Farbe neu aufbereitet und gewährt Einblicke in die Musiklegende Maria Callas. 


Filmtipp Maria CAllas by Callas

©Maria by Callas

"Maria by Callas" stammt aus der Feder des gleichen Produktionsteams, die am 2. Dezember 2023 den Konzertfilm "Callas-Paris 1958" weltweit in die Kinos bringen werden. Ein beeindruckendes Porträt einer eigenwilligen, sehr kapriziösen Diva, die sich nichts sagen ließ und unbeirrt ihren Weg ging.


Lesenswerte Maria Callas Biografien

"Die Stimme der Leidenschaft" ist ein sehr persönliches Buch der Kunsthistorikerin und Musikwissenschaftlerin Eva Gesine Baur über das von Tragik gespickte Leben der größten Operndiva aller Zeiten: Maria Callas.

Detailgenau entführt uns die Autorin in das facettenreiche Leben der "La Divina", spart keine peinlichen Einzelheiten aus und malt dadurch ein treffendes Bild einer charakterstarken Frau, die sowohl eigensinnig, hart gegen sich selbst und andere, aber auch feinfühlig und verletzbar sein konnte.

Ein zutiefst berührendes Porträt einer vom Schicksal geplagten Frau, die kein privates Glück fand, dafür von den Bühnen der Welt eine ganze Generation von Opernliebhabern verzauberte und auch heute immer noch fasziniert und polarisiert.

 


Die aktuelle Biografie der Maria Callas ist im Reclams-Verlag erschienen und vom renommierten Opernexperten Arnold Jacobshagen fundiert recherchiert worden. 

 

Jacobshagen erkundet die Kunst der "Grand Dame" des Operngesanges und hinterfragt die Mythen, die das Bild der Diva bis dato verzerrt haben.

 

Welchen Einfluss ihre Schicksalsschläge auf ihre Gesangskarriere hatten, was ihre größten Erfolge und bittersten Niederlagen waren, erforscht der Autor mit viel Liebe zum Detail.

 



EIN BEWEGENDER ROMAN ÜBER DAS LEBEN DER MARIA CALLAS: Die Stimme meiner Mutter

©Nicole Hacke / Operaversum

Eva Baronsky ist mit ihrem Roman "Die Stimme meiner Mutter" ein ganz besonderes Portrait der großen Operndiva Maria Callas gelungen. Obgleich ihr Zweitlingswerk nach "Herr Mozart wacht auf" rein fiktiver Erzählkunst entspringt, so taucht der musikliebhabende Leser nicht nur in eine glamouröse Scheinwelt der Oberflächlichkeiten ab, erfährt nicht ausschließlich vom rampenlichtdurchtränkten Dasein auf Opernbühnen und dekadenten Partys...

 


9 Fakten, die Sie noch nicht über die Callas wussten!

Publicity photo of Maria Callas(December 2, 1923 – September 16, 1977) as Violetta in La Traviata by Houston Rogers

1. Schlagzeile: "Callas-Karten sind Trumpf"

Die Bayerische Staatsoper in München blieb der Callas verwehrt, obgleich sie 1959, 1962 und 1973 in München auftrat. Stattdessen gab sie Konzerte im Kongress-Saal des Deutschen Museums. Viel Aufhebens machte auch die Presse um die wenigen Gastauftritte der Operndiva in München. Und so zierten reißerische Schlagzeilen die Tageszeitungen. Da hieß es beispielsweise "Callas-Karten sind Trumpf" oder gar "Die Callas nippt am Münchner Bier".  

 

2. Kratzen, beißen, treten. Was davon konnte die Callas wohl?

Dass die Callas schwierig war, oftmals auch für ihre Kollegen, geht aus vielen Biografien hervor. Dass sie ebenso wenig Kritik vertragen konnte und ungefragt auch keine Kritik annahm, ist ebenfalls bekannt. Dass sie aber nach einem misslungenen Auftritt derbe Kritik des Intendanten Barreto Pinto einstecken musste, der ihre Interpretation für lausig hielt, ließ sie keineswegs auf sich sitzen. In seinem Büro mit einem bronzenen Papierbeschwerer bewaffnet, der etwa 10 Kilo wog, wollte die Callas auf Pinto losgehen. Doch sie überlegte es sich nochmals, nahm stattdessen ihren 95kg schweren Körper zu Hilfe und rammte ihr Knie mit voller Wucht in seinen Magen. Der gute Mann fiel rücklings zu Boden und krümmte sich vor Schmerzen. Die Tat der Callas blieb ungesühnt, auch die Uneinsichtigkeit der Diva. Am liebsten, so sagte sie nach dem Vorfall, hätte sie Pinto den Schädel eingeschlagen.  

 

3. Ein blindes Huhn auf der Bühne und parfümierte Taschentücher zur Orientierung

Maria Callas litt seit frühester Kindheit unter Kurzsichtigkeit. Eitel wie die Operndiva war, trug sie selbstredend keine Brille auf der Bühne. Und so kam es, dass der Regisseur Luchino Visconti Taschentücher mit dem Lieblingsparfüm (Hammam Bouquet) tränkte und diese an den markierten Punkten auf der Bühne platzierte, an denen die Sängerin verweilen sollte. Für gute Schnuppernasen eine geniale Idee zur Orientierung.

 

4. Ich pack dir an die Stimmbänder und sage Dir wie du singst

Tatsächlich soll die Diva im Streben nach gesanglicher Perfektion einer befreundeten Sopranistin im wahrsten Sinne des Wortes "an die Gurgel" gegangen sein, um das Geheimnis ihrer ausgeklügelten Stimmtechnik für sich zu lüften. 

 

5. Was es mit dem Lavendel und den Glückszahlen auf sich hat.

In der italienischen Theaterwelt bringt Lavendel Unglück. Da Maria Callas höchst abergläubisch war, mied sie diese Farbe und konsultierte ebenfalls regelmäßig ihr Horoskop. Bald fand sie heraus, dass die 3, 6 und die 9 zu ihren Glückszahlen gehörten. Was sie nicht wusste, denn sie verstarb am 16. 09.1977, dass die 9 auch ihr Schicksal besiegeln würde.  

 

6. Für mich soll´s Radieschen regnen

Statt roter Rosen, lass es Radieschen regnen! An der Mailänder Scala passierte genau das. Gegner der Callas ließen Radieschen auf die Bühne regnen, sogar ganze Sträuße davon. "La Divina" hob, kurzsichtig wie sie war, ein Bund Radieschen auf, erkannte jedoch bei näherer Betrachtung ihren Fehler und reagierte schlagfertig. Sie schnupperte an dem Bund, lächelte und bedankte sich für den "Salat". 

 

7. Wie pudelwohl die Callas sich mit ihrem Vierbeiner fühlte

"Toy", so hieß ihr Zwergpudel - und der musste wirklich überall mithin. Das führte oftmals zu gravierenden Problemen bei der Einreise des Vierbeiners nach England, denn die Quarantänevorschriften waren streng. Das veranlasste die Diva sogar dazu, Gastspiele in London abzusagen. Ohne ihren Pudel fühlte sich einfach nicht mehr so pudelwohl.

 

8. Als die Nerven blank lagen und die Hühnersuppe von Marlene Dietrich wahre Wunder wirkte

Bei der Norma an der Metropolitan Opera in New York lagen die Nerven der Maria Callas blank. Sie hatte zwar eine gute Stimme, doch ein faustdicker Skandal um ihre exorbitante Gage ging dem Opernereignis voraus, sodass die Callas um ihr Nervenkostüm bangen musste. 

 

Da schaffte Marlene Dietrich Abhilfe und besänftigte die aufgeregte Diva mit einer selbstgemachten Hühnerbrühe. Und le voilà, der Auftritt lief wie geschmiert.

 

9. Die verschwundene Urne der Maria Callas

6 Monate nach der Beerdigung der Maria Callas wurde ihre Asche in der Ägäis verstreut. Doch davor verschwand ihre Urne auf mysteriöse Art und Weise vom Pariser Friedhof Père Lachaise. Es gab sogar einen Aufruf im Fernsehen, die Urne bitte wieder zurückzugeben, was nach einem Tag des Verschwindens auch wieder geschah. Und so existiert zwar das Grab der Maria Callas, nur ist es leer!


100 Jahre Maria CAllas - Der Bildband von Tom Volf

Nachdem sich die Operndiva Maria Callas von den großen Bühnen der Welt zurückgezogen hatte, entdeckte der Filmemacher Tom Volf seine Liebe für die Diva. Er bereiste fortan die Welt, um Interviews mit Freunden der Callas zu bekommen, sammelte seltene Fotos und Schnappschüsse, von denen einige aus den Privatalben der Opernsängerin stammten und trug diese Sammlung seltener Fundstücke in einem großartigen, sehr persönlichen Bildband zusammen.

 


7 Deaths of Maria Callas

©Bayerische Staatsoper

"7 Deaths of Maria Callas" ist ein Opernprojekt der serbischen Performance-Künstlerin Marina Abramović. Dabei vereinen sich darstellende Kunst, meditative Filmelemente und klassische Arien für Sopranstimme zu einer kreativen Einheit.

 

Im Zentrum dieses multifacettierten Projekts stehen 7 Arien, die Operndiva Maria Callas einst auf den großen Opernbühnen der Welt gesungen hat:

 

Violettas Aria aus La traviata, Akt 3: “Addio, del passato”

Toscas Aria aus der gleichnamigen Oper Tosca, Akt 2: “Vissi d’arte”

Desdemonas Aria aus Otello, Akt 4: “Ave Maria”

Cio-Cio-Sans Arie aus Madame Butterfly, Akt 2: “Un bel dì, vedremo”

Carmens Arie (Habanera) aus der gleichnamigen Oper Carmen, Akt 1: “L’amour est un oiseau rebel”

Lucias Arie aus Lucia di Lammermoor, Akt 3: “Il dolce suono”

Normas Arie aus der gleichnamigen Oper Norma, Akt 1: “Casta Diva”

 

Diese 7 Arien haben eines gemeinsam: Sie stehen für den Tod der jeweiligen Rollencharaktere. Deshalb auch der treffende Titel "Die 7 Tode der Maria Callas".

 

Interessant ist, dass 7 Sopranistinnen jeweils eine Arie zum Besten geben. Kinematografisch untermalt durch Kurzfilmsequenzen, die den Todesarten der Protagonistinnen entsprechende Titel tragen: "Burning", "Knifing", "Jumping", "Hara-kiri", "Strangulation", "Consumption" und "Madness", runden das aufmerksamkeitsheischende Spektakel ab.

 

Zum Schluss wird noch ein achter Tod auf die Bühne gebracht. Es ist eine Szene in einer Pariser Wohnung, in der die echte Callas starb. Neben der klassischen Arienauswahl erklingen Komposition des serbischen Komponisten Marko Nikodijević.


NEuVerfilmung MIt Angelina Jolie in der Hauptrolle

Auf die Kinoleinwand kommt das Leben der Operndiva Maria Callas, in der Hauptrolle die US-amerikanische Schauspielerin Angelina Jolie, die aktuell an Filmstandorten in Budapest, Mailand, Paris und Griechenland dreht.

Der chilenische Regisseur Pablo Larraín porträtiert die letzten Lebenstage der Callas kurz vor ihrem Ableben im Jahr 1977.

 

Pablo ist für starke Frauenporträts auf der Kinoleinwand bekannt und hat unter anderem auch das Leben der Jackie Kennedy mit Natalie Portman auf die Leinwand gebracht. 

 

 


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