07. Dezember 2023
Rubrik Klassik-Stars
©Victor Borge / Youtube
Kennen Sie eigentlich Victor Borge, den dänischen Pianisten, der in den 1930er Jahren Karriere in der klassischen Musikbranche machte. Nein? Nun gut.
Das müssen Sie auch nicht, denn Victor Borge blieb der klassischen Musikwelt nicht zu 100 Prozent treu oder besser gesagt, er verabschiedete sich von der Ernsthaftigkeit, die das Genre mit sich brachte und füllte es fortan bis zum Rand voll mit humorgespickten Seitenhieben und Parodien.
Was dabei raus kam, war etwas, das man als seriöser Opernpurist naserümpfend verachten könnte. Tatsächlich kann man aber über Borges wirklich intelligenten Humor herzhaft lachen.
Und nicht nur das. Mit Borges vereinnahmend schelmischer Art und seinem fundierten Verständnis für die klassische Musik, gelang es dem Komiker, Massen für seine Auftritte zu begeistern.
Schon bald kam er damit ins Radio, trat zusammen mit Bing Crosby auf und hatte im Zeitraum von 1953 bis 1956 seine "Ein-Mann-Show" Comey in Music, die als die längste "Ein-Mann-Show" überhaupt galt.
Borge konnte vorzüglich dirigieren, spielte äußerst virtuos Klavier und schaffte es in seinen Shows, Menschen für die klassische Musik zu begeistern - auf eine unkonventionelle, verständige und augenzwinkernde Art. Er sagte sogar: "Ein Lächeln ist die kürzeste Verbindung zwischen zwei Menschen".
©Victor Borge / Youtube
Und daran ist wirklich viel dran. Vielleicht galt sein Humor und die Art, die klassische Musik nicht zu überhöhen und sie ebenfalls nicht auf ein unrealistisch hohes Podest zu stellen als Türöffner für viele Menschen, die diesem Musikgenre normalerweise abgewandt sind.
Ich jedenfalls habe mir seine auf Youtube abrufbaren Video-Clips einmal näher angesehen und konnte auch nicht anders, als aus tiefstem Herzen darüber zu lachen.
Es gibt wirklich keinen Grund, diese so zauberhafte Musikform so penetrant ernst zu nehmen, denn in erster Linie macht sie Spaß, Freude und lässt uns meistens unsere Alltagssorgen vergessen.
Wenn Borge es geschafft hat, mit seiner Musik-Show im Gedächtnis hängen zu bleiben und noch Post mortem Millionen von Views auf Youtube für seine Auftritte verzeichnet, dann hat er rein Marketing-technisch bereits damals ganz viel richtig gemacht.
So einen Borge könnte die Branche mal wieder gebrauchen. Oder was meinen Sie?
Wenn die kürzeste Verbindung zwischen zwei Menschen ein Lächeln ist, dann sollte vielleicht die Ernsthaftigkeit einer Branche einer Nahbarkeit weichen, die ähnlich geartete zwischenmenschliche Verbindungen zulässt. Denn in der Kürze liegt bekanntlich die Würze.
©Victor Borge
Frk. Møllers jubilæum (1937)
Der var engang en vicevært (1937)
Alarm (1938)
I folkets navn (1938)
De tre måske fire (1939)
Higher and Higher (1943)
The Story of Dr. Wassell (1944)
The Daydreamer (1966)
The King of Comedy (1983)
Die Muppet Show – 4. Staffel, Folge 5: Victor Borge spielt Tschaikowskis 1. Klavierkonzert und Beethovens Klaviersonate Nr. 14 (Mondscheinsonate)
Victor Borge hat im Laufe seines Lebens 46 Alben veröffentlicht. Die Liste der Tonträger ist auf Wikipedia unter folgendem Link einsehbar: