02. Februar 2023
Rubrik Interviews
©Maria Luise Calvero
Erst im letzten Jahr wurde die junge Sopranistin Elbenita Kajtazi gleich in mehreren Puccini-Rollen an der Hamburger Staatsoper gefeiert. Ob als Manon an der Seite des französischen Tenors Benjamin Bernheim oder als berührende Mimi in "La Bohème": Wenn Elbenita Kajtazi die Bühne betritt, hört man ihr auf der Stelle mit ungeteilter Aufmerksamkeit zu.
Und das liegt nicht allein an der jugendlichen Frische, mit der ihre Stimme perlend fein und mit einer leuchtenden Strahlkraft das Auditorium durchdringt. Es sind vor allem die Emotionen, die Elbenita Kajtazi dazu bewegen, ihren Rolleninterpretationen Charakter, Lebendigkeit und Authentizität zu verleihen.
Dass Elbenita Kajtazi ihre Rollen zu 100 Prozent fühlen muss, damit sie sich auf der Bühne authentisch und glaubwürdig präsentieren kann, nimmt man der gebürtigen Kosovarin in jedem Fall ab, denn das Singen war schon in frühen Kindheitstagen probates Mittel, um ihren Gefühlen sowohl ein Ventil als auch Ausdruck zu verleihen.
Und dass Sie ihr Weg nach Deutschland gleich an die renommierten Opernhäuser führen würde, hat Elbenita Kajtazi neben ihrer einzigartigen musikalischen Gabe auch drei großartigen Frauen zu verdanken, die nicht nur an ihr Talent geglaubt, sondern es zudem vehement gefördert haben: Ermonela Jaho, Vera Calábria und Carolin Merz.
Für die Zukunft wünscht sich die vielversprechende Sopranistin weitere herausfordernde Rollen, in denen ihr Herz so richtig aufgehen kann. Dabei macht Elbenita Kajtazi keinen Hehl daraus, dass die Musik von Richard Strauss ihr ganz besonders aus der Seele spricht. Und wenn sie irgendwann einmal nicht mehr singen sollte, dann beglückt uns Elbenita Kajtazi vielleicht sogar mit ihren eigens entwickelten Rezeptkreationen, denn eine gute Köchin steckt ebenfalls in der Sopranistin!
Operaversum: Was war das Schlüsselerlebnis, das Dich zum Gesang gebracht hat? Und warum hast Du Dich für die klassische Musik entschieden?
Elbenita Kajtazi: Das ist eine lange Geschichte! Es war Krieg im Kosovo und ich war damals acht Jahre alt. Ich erinnere mich gut daran, als die NATO am 24. März 1999 anfing, den Kosovo zu bombardieren. An dem Tag hatte ich vor den Angriffen so viel Angst, dass ich ganz plötzlich anfing zu singen.
Meine Eltern haben mich in dem Moment total perplex angesehen und sich wohl gefragt, warum ihr Kind während der Bombardements singt. Ich weiß noch, dass ich, als ich so vor mich hinsang, meine Augen fest geschlossen hatte. Das Singen half mir in dem Moment, mich von den Geschehnissen abzulenken, dieser schrecklichen Realität zu entkommen und mich durch den Gesang in meine eigene schöne Welt zu flüchten.
Meine Kindheit war nach diesen einschneidenden Erlebnissen eine andere. Noch während des Krieges sind wir aus dem Kosovo nach Albanien geflüchtet, wo wir in einem belgisches Camp Unterschlupf fanden. Dort hatte ich plötzlich wieder Berührungspunkte mit dem Singen, denn in dem Camp wurden regelmäßig Konzerte für Kinder organisiert und ich durfte bei vielen Aufführungen mitwirken und volkstümliche Lieder aus meiner Heimat darbieten.
Dort habe ich dann auch zum ersten Mal erfahren, wie gut mir das Singen tut und wie therapeutisch und heilsam es zugleich sein kann.
Nachdem der Krieg im Kosovo dann zu Ende war, sind meine Eltern und ich wieder in unsere Heimat zurückgekehrt. Mit dem Gesang war es vorerst vorbei, denn meine Interessen hatten sich zwischenzeitlich auf andere Themen verlagert. Doch als ich wieder in die Schule gehen durfte, nahmen die Musik und speziell der Gesang plötzlich einen hohen Stellenwert bei mir ein. Auch mein Vater bemerkte, dass ich eine schöne Stimme habe und förderte mein musikalisches Talent, indem er mich auf eine Musikschule für klassischen Gesang schickte.
Eigentlich wollte ich viel lieber volkstümliche Lieder singen. Doch meine damalige Gesangslehrerin bemerkte relativ schnell, dass ich eine stimmliche Begabung für das klassische Genre habe.
So kam dann eines zum anderen: Auf Empfehlung meiner Gesangslehrerin hörte ich mir alte Einspielungen von Maria Callas an und verliebte mich auf der Stelle in die Arie "Ebben? Ne andrò lontana" aus der Oper "La Wally". Von der Sekunde an war es um mich geschehen und mir war glasklar, dass ich Opernsängerin werden will.
Zum Gesangsstudium bin ich dann nach Prishtina gegangen und habe dort Carolin Merz getroffen, die seit nunmehr 14 Jahren meine Gesangslehrerin ist. Über sie bin ich letztendlich auch nach Deutschland gekommen und habe dort erste Engagements an der Deutschen Oper in Berlin bekommen.
Zum Glück habe ich auf meinem Weg immer die richtigen Menschen getroffen, die mich in meinem beruflichen Vorhaben sehr unterstützt haben, allen voran Ermonela Jaho, Vera Calábria und Carolin Merz. Diese drei großartigen Frauen haben in den entscheidenden Momenten an relevanten Stellschrauben gedreht, an mich und mein Können geglaubt und mir Chancen eingeräumt. Dafür bin ich ihnen bis heute sehr dankbar.
Operaversum: Und wie war Deine allererste Bühnenerfahrung an einem deutschen Opernhaus?
Elbenita Kajtazi: Meine erste unvergessliche Erfahrung, die ich an einem deutschen Opernhaus machen durfte, war bei einem Vorsingen an der Bayerischen Staatsoper. Dort habe ich für die Aufnahme ins Opernstudio vorsingen wollen und war noch sehr jung und unerfahren. Wohl so unerfahren, dass ich völlig ahnungslos mit Jeans auf der Bühne vorstellig wurde.
Ich hatte damals noch nicht einmal ein Kleid und wusste auch überhaupt nicht, was genau ein Vorsingen ist und wie man sich dabei optisch zu präsentieren hat.
©Arben Llapashtica
Operaversum: Und konntest Du die Jury stimmlich dennoch von Dir überzeugen?
Elbenita Kajtazi: Auf jeden Fall. Meine Stimme hat die Jury überzeugt. Doch für die Aufnahme ins Opernstudio hätte ich damals noch ein ganzes weiteres Jahr warten müssen. Und da ich sofort praktische Erfahrungen an einem Opernhaus sammeln wollte, schien sich mein Wunsch offensichtlich nicht sofort zu erfüllen.
Doch dann hat Vera Calábria an der Deutschen Oper Berlin ein zweites Vorsingen für mich organisiert und dort haben sie mich dann vom Fleck weg engagiert. Und mit diesem Engagement bekam ich dann auch gleich meine erste Rolle als Frasquita in Bizets Oper Carmen.
Operaversum: Wie war das dann für Dich, zum ersten Mal auf einer Opernbühne zu stehen und zu spielen?
Elbenita Kajtazi: Nun, das fühlte sich anfänglich wie ein Sprung ins kalte Wasser an, zumal ich vorher nur Arien einstudiert hatte und plötzlich eine komplette Rolle singen und spielen sollte. Und das in einer Wiederaufnahme, für die einem als Sängerin grundsätzlich wenig Probenzeit eingeräumt wird. Das hat mir fast den letzten Nerv geraubt.
Damals habe ich sogar im Scherz zu mir gesagt, dass mich dieser nervenaufreibende Einstieg ins Opernbusiness 10 Jahre meiner Lebenszeit kosten würde. Das Gute an der ganzen Sache war aber, dass ich durch diese prägende erste Bühnenerfahrung sehr viel gelernt habe und heute angstfrei auf die Bühne ins Rampenlicht treten kann.
Operaversum: Du leidest demnach nicht unter Lampenfieber?
Elbenita Kajtazi: Nein! In dem Moment, wenn ich auf die Bühne gehe, dauert es vielleicht knapp drei Sekunden, bis sich mein Herzschlag normalisiert und meine Stimme ruhig fließen kann. Und dann genieße ich meine Auftritte jedes Mal. Tatsächlich liebe ich es, auf der Bühne zu stehen, wohl auch, weil sich jede Vorstellung immer anders anfühlt und gestaltet.
Operaversum: Hattest Du denn Vorbilder, weil Du zuvor auf Maria Callas verwiesen hast? Hat sie Deine Art des Gesangs entschieden beeinflusst?
Elbenita Kajtazi: Tatsächlich habe ich Vorbilder und nach Maria Callas gab und gibt es noch viele andere Sängerinnen, die ich mir sehr gerne anhöre. Mirella Freni beispielsweise berührt mich sehr. Doch mein großes Vorbild ist Ermonela Jaho, die in Albanien als wirklich großer Opernstar gefeiert wird.
Was mich so sehr an ihrem Gesang fesselt, ist die Art, wie sie aus tiefstem Herzen singt und damit ihr Publikum erreicht. Ihre Fähigkeit, eine Geschichte interpretatorisch und gesanglich mit emotionalen Farben anzureichern, beeindruckt mich ganz besonders bei Ermonela Jaho. Sie lebt ihre Rollen, versenkt sich mit absoluter Tiefe darin und transportiert ihre Kunst authentisch mit Herz und Seele.
©Mimoza Veliu
Operaversum: Inwieweit verlierst Du Dich denn gesanglich und darstellerisch in Deinen Rollen und fällt es Dir leicht, nach einer Aufführung wieder in den Alltag zurückzufinden?
Elbenita Kajtazi: Zuerst einmal nehme ich mir viel Zeit, um meine Rollen eingehend zu studieren. Dabei analysiere ich jedes Wort und versuche exakt die Rollenfigur des Stückes zu verkörpern. Zum Beispiel bei der Mimi habe ich mich im ersten Schritt nur mit dem Text auseinandergesetzt.
Sobald ich den Text dann für mich zu 100 Prozent emotional durchdrungen und verstanden habe, kann ich mich anschließend mit dem Gesang auseinandersetzen. Dann beginne ich, stimmlich jede Phrase zu perfektionieren, sodass ich mich später auf der Bühne nur noch auf die reine Rolleninterpretation konzentrieren muss.
15 Minuten vor meinem Auftritt stelle ich mich bereits mental auf Mimi ein. Das bedeutet, ich schlüpfe relativ schnell in diese andere Welt, verlasse die Realität und bin für 2,5 Stunden nur noch Mimi - auch während der Pause.
Ich muss meine Rollen und die damit verbundenen Emotionen wie Liebe, Verzweiflung oder Trauer zu 100 Prozent fühlen können, damit mindestens 50 Prozent davon beim Publikum ankommen. Ansonsten kann ich nicht glaubwürdig und authentisch sein.
Das Herausfinden aus meiner Rolle nach beendeter Vorstellung gestaltet sich allerdings deutlich schwieriger für mich. Ein bisschen holt mich der Schlussapplaus zwar wieder in den Alltag zurück. Dennoch braucht es Zeit, die ich mir zuerst in der Garderobe nehme. Dort lasse ich mich abschminken, trinke viel Wasser und gehe dann langsam nach Hause. Zu Hause lenke ich mich dann meistens noch mit Putzen oder Kochen ab. Hin und wieder fange ich auch an, Dinge aufzuräumen, damit mein Adrenalinspiegel wieder auf ein normales Level zurückfinden kann.
Doch ganz egal, wie schwierig es für mich ist, aus der Rolle wieder herauszufinden, liebe ich es, meine Rollencharaktere mit allen erdenklichen multifacettierten Emotionen ausleben zu dürfen. Dafür allein lohnt sich die ganze Arbeit und Mühe.
Operaversum: Apropos Gefühle! Emotionalität ist ein starker Katalysator für ausdrucksstarken Schöngesang. Was passiert, wenn die Balance zwischen Gesang und Gefühlen einmal kippen sollte, Letztere überhandnehmen und Du der Rolle dabei förmlich entgleitest? Ist Dir das schon einmal passiert?
Elbenita Kajtazi: In meiner ersten Vorstellung von La Bohème an der Staatsoper Hamburg, wo sich Mimi im dritten Akt vor Rodolfo versteckt, während sie das Gespräch zwischen Marcello und ihrem Geliebten belauscht, gab es tatsächlich so einen ergreifenden Moment, der mir die Tränen in die Augen getrieben hat. Völlig in Tränen aufgelöst bin ich dann aus meinem Versteck hervorgekrochen. Mein Herz hat dabei unglaublich gerast und die Tränen flossen nur so an meinen Wangen herunter. Ich hatte wirklich Mühe, mich auf meine kurz bevorstehende Arie zu fokussieren.
Operaversum: Und wie hast Du es dennoch geschafft, Deine Konzentration wieder auf den Gesang zu lenken?
Elbenita Kajtazi: Nun, ich habe meine ganze Energie von den überbordenden Gefühlen weg und hin zum Gesang gelenkt, denn die Folgearie der Mimi braucht Fokus und Ruhe. Und da die Arie grundsätzlich nicht traurig ist und tendenziell hoffnungsvolle Gefühle ausdrückt, konnte ich zum Glück meine Emotionen wieder ausbalancieren.
Operaversum: Wie gut, dass so einer traurigen Szene eine optimistische Arie als Gegenpol entgegengesetzt wird! Dann hat Puccini doch alles richtig gemacht!
Elbenita Kajtazi: Absolut! Und das Gute an dieser Oper ist, dass man am Ende, wenn Mimi stirbt, seinen Gefühlen ganz unbehelligt freien Lauf lassen kann, denn es gibt schließlich keine weitere Arie, die ich noch singen muss.
Insofern kann ich weinen, ohne dass es jemand mitbekommt. Letztendlich arbeite ich aber vor einem Auftritt bewusst an meiner Emotionalität.
Zusammen mit meiner Gesangslehrerin erarbeiten wir insbesondere die Schlüsselszenen, in denen mich meine Gefühle übermannen könnten, sodass ich konsequent lerne, meine Stimme automatisch immer wieder unter Kontrolle zu bringen, sollte mir doch mal die eine oder andere Emotion entgleisen.
©Arben Llapashtica
Das bedeutet natürlich sehr viel technisches Arbeiten und man benötigt zudem eine gewisse persönliche Reife, um sich dieser fordernden Rolle so hingeben zu können, dass man sie überzeugend darbieten kann, ohne dabei am Ende Grenzen zu überschreiten und psychisch auszubrennen.
Operaversum: Als Pamina in Mozarts Zauberflöte konnte man Dich im letzten Jahr an der Staatsoper Hamburg ebenfalls bewundern. Was bedeutet Dir Mozarts Musik?
Elbenita Kajtazi: Ich bin ein sehr großer Mozart-Fan, weil Mozart für die Stimme sehr gut komponiert hat und man gesangstechnisch keine andere Chance hat, als bei seiner Musik immer haargenau auf dem Punkt zu sein. Aus diesem Grund kommt man meines Erachtens als Sängerin an Mozart nicht wirklich vorbei.
Sobald ich kontrollieren möchte, ob meine Stimme immer noch leicht klingt und technisch perfekt austariert ist, selbst wenn ich gerade eine Gilda oder Violetta singe, studiere ich Stücke von Mozart ein. Das ist quasi wie eine Stimmtherapie.
Operaversum: Wie schaffst Du es eigentlich, in einer La-Bohème-Serie von fünf beziehungsweise sechs Vorstellungen, Deine Rolle immer wieder neu zu interpretieren? Reizt sich das nicht irgendwann einmal aus?
Elbenita Kajtazi: Das Wichtigste für mich ist, dass mein Beruf niemals in Routine ausartet. Zum Glück läuft aber auch jede Vorstellung bei mir anders ab, was auch damit zu tun hat, dass die jeweilige Tagesform der Kollegen Einfluss auf meine Rolleninterpretation nimmt. Oder aber das Orchester die Musik immer wieder mit einer neuen Energie belebt, was das Agieren auf der Bühne ebenfalls kreativ beeinflusst. Schon allein deswegen reizen sich meine Rollen nie aus und es wird einem tatsächlich auch nie langweilig. Darüber hinaus bin ich der absoluten Überzeugung, dass ich meinem Publikum gegenüber die Verantwortung trage, ihm ein unvergessliches Opernerlebnis zu verschaffen.
Und da mich auch die Musik der jeweiligen Komponisten mitreißt, fällt es mir letztendlich überhaupt nicht schwer, mich meinen Rollen mit 100-prozentigem Einsatz hinzugeben.
©Mimosa Veliu
Operaversum: 2020 hast Du an der Operá National de Bordeaux als Violetta in Verdis La Traviata debütiert. Eine Partie, die im ersten Akt extrem koloraturreich ist und sich dann sukzessive bis zum letzten Akt immer dramatischer steigert.
Was ist Deiner Meinung nach die große Herausforderung, diese schicksalhafte Persönlichkeit auf die Bühne zu bringen?
Elbenita Kajtazi: Der Trick, der bei mir immer gut funktioniert ist, dass ich im ersten Akt bei meiner stimmtechnischen Interpretation der Violetta stur an Mozart denke, nicht an Verdi. Und das hilft mir dann wirklich für die extrem koloraturreichen Läufe, zumal die Violetta immer leicht und duftig klingen sollte.
Hinzu kommt, dass ich mich mental in die Welt einer verliebten jungen Frau versetze, die zwar weiß, dass sie bald sterben muss, aber gerade deshalb die wenige kostbare Zeit, die ihr in ihrem Leben noch bleibt, in vollen Zügen genießen will. So viel zu meiner Herangehensweise im ersten Akt.
Was den zweiten Akt betrifft, bringt mich die traurige und dramatische Musik ganz von selbst in die entsprechende Stimmung. Aufpassen muss man nur, dass man nicht bereits im ersten Akt an den zweiten Akt denkt. Dann kann man nämlich die gesangliche Leichtigkeit, die es in der ersten Szene benötigt, komplett vergessen.
Also entkoppele ich beide Akte mental voneinander und finde für beide die jeweils entsprechende Interpretation. Anders gesagt: Da die menschliche Stimme unmittelbar mit unserem Geist verbunden ist und ich beispielsweise schon, bevor ich überhaupt in den ersten Akt einsteige, anzweifle diesen mit Leichtigkeit singen zu können, kann dieses kontraproduktive "Mindset" tatsächlich negative Auswirkungen auf die Qualität meiner gesanglichen Interpretation haben.
Operaversum: Das ist durchaus nachvollziehbar. Was ich abschließend noch gerne wissen möchte, liebe Elbenita: Gibt es einen Komponisten, der Dir mit seiner Musik aus der Seele spricht?
Elbenita Kajtazi: Oh, Nicole, da gibt es sehr viele Komponisten. Aber wenn ich an die Sophie im Rosenkavalier denke, dann ist es wohl die Musik von Richard Strauss, die mir aus der Seele spricht.
Operaversum: Würdest Du denn zukünftig auch Lieder von Richard Strauss interpretieren wollen?
Elbenita Kajtazi: Unbedingt! Seine Musik berührt mich sehr tief und ist einfach so schön, dass ich hoffe, irgendwann eine große Rolle in einer Richard Strauss-Oper zu bekommen. Auch seine Lieder berühren mich und ich liebe es sehr, auf Deutsch zu singen.
Operaversum: Was ist genau der Reiz für Dich auf Deutsch zu singen?
Elbenita Kajtazi: Ob Du es glaubst oder nicht, aber meine Stimme strahlt anders, wenn ich auf Deutsch singe. Sie entwickelt dann plötzlich eine andere Klangfarbe. Außerdem ist es herausfordernd, auf Deutsch zu singen. Und weißt Du was? Ich liebe Herausforderungen ungemein.
Operaversum: Liebe Elbenita, was darf ich Dir für Deine Zukunft wünschen. Welchen beruflichen Traum möchtest Du gerne noch erfüllt wissen?
Elbenita Kajtazi: Besonders wichtig ist es mir, dass ich gesund, vor allem aber stimmlich gesund bleibe.
Natürlich habe ich viele Träume und wünsche mir, zukünftig an der Wiener Staatsoper oder am Royal Opera House singen zu dürfen. Und wenn ich irgendwann nach meiner Gesangskarriere in den Ruhestand gehe, dann möchte ich ein Restaurant im Kosovo eröffnen, denn ich liebe es zu kochen und bin sehr stolz auf meine eigens entwickelten Rezeptkreationen.
Operaversum: Das klingt vielversprechend, liebe Elbenita. Dann wünsche ich Dir weiterhin toi, toi, toi und ganz viel Erfolg mit allem, was Du Dir für die persönliche und berufliche Zukunft vorgenommen hast.
©Eric Bouloumie / La Traviata
Die Sopranistin Elbenita Kajtazi stammt aus dem Kosovo. Sie studierte an der Musikhochschule in Mitrovica und der Universität von Prishtina und ist Preisträgerin zahlreicher internationaler Wettbewerbe.
So gewann sie 2015 den ersten Preis beim Riccardo Zandonai Vocal Competition und erhielt ein Stipendium für das Campo Doro Summer School Program in New York. Von 2014 bis 2016 sang sie an der Deutschen Oper Berlin Partien wie Frasquita (»Carmen«), Gianetta (»L’elisir d’amore«), Papagena (»Die Zauberflöte«), Annina (»La traviata«), Hirt (»Tannhäuser«) und Sandmännchen/Taumännchen (»Hänsel und Gretel«).
Ab 2016/17 war sie Mitglied des Aalto-Musiktheater Essen und ist seit der Spielzeit 2018/19 im Ensemble der Hamburger Staatsoper engagiert. Zu ihrem Repertoire gehören seither u.a. Pamina (»Die Zauberflöte«), Gretel (»Hänsel und Gretel«), Musetta (»La bohème«), Liù (»Turandot«), Violetta (»La traviata«), Adele (»Die Fledermaus«) und Nannetta (»Falstaff«).
Herausgeberin Nicole Hacke (Montag, 20 November 2023 10:23)
Lieber Opernfan,
absolut. Elbenita Kajtazi hat eine unglaublich beseelte Stimme und fällt meines Erachtens in jeder Opernproduktion auf. Wenn man vernünftig mit seinen Stimmressourcen umgeht, sollte einer langen Karriere sicherlich nichts im Wege stehen. Vielen Dank für Ihren Kommentar.
Herzliche Grüße
Nicole Hacke
wolfie (Sonntag, 12 November 2023 22:51)
Ganz tolle Sängerin mit einem wunderbaren Ausnahmetimbre. Hoffentlich kommt sie bald mal nach Berlin zurück und singt hier ein paar Hauptrollen. Und hoffentlich überanstrengt sie sich nicht, so daß das Timbre noch lange erhalten bleibt.