Fatma Said präsentiert mit ganzem Herzen und zutiefst beseelt erstmals deutsche Lieder auf ihrem neuen Album

19. Februar 2025

Rubrik CD-Tipp

©Simon Fowler

Sie lehnt sich tief aus ihrer Seele heraus, ganz tief! Fatma Said schafft auf ihrer neuen CD-Einspielung, was ganz vielen Liedinterpreten nur schwer gelingt.

 

Mit einer sphärischen Leichtigkeit, irisierenden Klangfarben und einer Selbstverständlichkeit, Worte so zu verinnerlichen, dass sie untrennbar mit der Künstlerin verbunden, eine musikalisch tiefgründige Glaubwürdigkeit verströmen, schwingt sich Fatma Saids Seele flügelschlagend in duftig balsamische Ewigkeitsmomente auf.

 

Von Nicole Hacke

 

So habe ich das Lied wahrhaftig noch nie aus dem Munde eines Interpreten gehört. So lebendig, gegenwärtig, frisch, jung und dennoch in der Zeit angehalten, stehengeblieben, für den Moment so entrückt und verzaubernd eingefangen, dass man einfach innehalten muss, um diese Stimme zu huldigen, um sie mit jeder Faser seines romantischen Herzens für sich zu begreifen.

 

Fast ist es unbegreiflich, wie schön, rein und wahrhaftig es silberfein mit jedem Ton bis in die exponiertesten Obertöne erklingt. Mühelos und beinahe wie verwurzelt mit den Gedichten, die in Ton gegossen, eine so faszinierende Einheit bilden, dass man kaum verstehen mag, warum das Lied oft so lieblos und stiefmütterlich hinter der klassischen Musik verkümmern muss.

 

Bei Fatma Said kommt man keine Sekunde auf die Idee, das deutsche Liedgut könnte auch nur annähernd unpopulär oder gar in Vergessenheit geraten sein.

 

Ganz im Gegenteil: Gerade weil die junge Sopranistin es versteht, dem Lied ein Gefühl der Zeitlosigkeit zu verpassen, sich selbst dabei zu ermächtigen, es aus der eigenen Seele heraus sprechen zu lassen, sich mit ihr und dem Lied mutig an den Abgrund zu stellen, wird es zu etwas Einzigartigem, Besonderem - Unverwechselbarem!

 

©Simon Fowler

Und das kann nurmehr den verwundern, der nicht weiß, wie sehr Fatma Said dem deutschen Kunstlied verbunden ist und es sogar so inniglich liebt, dass 24 Lieder der bekanntesten deutschsprachigen Liedkomponisten den Weg auf die aktuelle Kompilation gefunden haben - und das in einer programmatisch exquisiten Ausarbeitung.

 

Und damit es auch gar nicht erst langweilig wird, sorgt das neue Album der Ausnahmesängerin mit musikalischen Überraschungsmomenten für spannende Unterhaltung.

 

So wirken unter anderem die Klarinettistin Sabine Meyer, der Bariton Huw Montague Rendall, die Harfinistin Anneleen Lenaerts und der Männergesangsverein "Walhalla zum Seidlwirt" in den ausgewählten Selektionen mit. Auch bleibt es nicht bei einem Liedbegleiter, denn das Musizieren mit Freunden ist Fatma Said immens wichtig:

 

Malcom Martineau, Yonatan Cohen und Joseph Middleton sind aller guten Liedbegleiter drei! Und dass sie mehr als gut sind, beweisen ihre ausgefeilten und eleganten Interpretationen, die der Sopranistin ein Podest bieten, auf dem sie sich gesanglich voll und ganz austoben kann.

 

Grenzenlos sind die Möglichkeiten, derer sich Fatma Said mit emotional intensiven Temperaturen bedient. Warm und bittersüß wird einem ums Herz, wenn sich mit Robert Schumanns "Widmung" neben der Wonne ein sehnend-satter Schmerz in einem ausbreitet.

 

Woran das wohl liegen mag? 

 

©Simon Fowler

Es ist unbegreiflich, nahezu unermesslich, wie Fatma Said diesem Wort so viel Kraft und Saturation in Klangfärbung und Ausdruck verleihen kann. Ihr Schmerz, er dehnt sich genau an der Stelle, aus, wird weich, zerfranst und lässt dennoch nichts von seiner brennenden Intensität vermissen. Mit jeder Faser spürt man den inneren Kampf um die Liebe, die sich mal in Zuversicht, mal in Bitterkeit badet.

 

Dynamisch perfekt, gesanglich ausgereift, verzaubernd, betörend und direkt zugleich, verliert man sich in einer Welt, die zwischen Gestern und Heute so gegenwärtig in einem aufbegehrt, Fatma Saids eindringlicher Interpretation sei Dank.

 

Das aber die Facetten der talentierten Künstlerin derlei viele sind, zeigt sich insbesondere in Mendelssohns "Hexenlied" und in Schumanns "Unterm Fenster".

 

Wie keck, frech und ausgesprochen humorvoll es bei Letzterem da aus Fatma Saids Munde erklingt.

 

Mit erstaunlicher Strahlkraft und einem erzählerisch fesselnden Ausdruck gelingt Fatma Said ein zeitloses, modernes und erfrischend neuartiges Portrait einer musikalischen Gattung, die so schlicht wie ergreifend das Lied auf ein faszinierendes Level der Popularität verhilft.

 

Fatma Said ist ein Suchtfaktor, wenn es um den Liedgesang geht. Das hat sie bereits eindrücklich auf ihren Vorgängeralben bewiesen. Doch mit dem deutschen Kunstlied hat sie sich vielleicht sogar ein Denkmal für die Ewigkeit gesetzt.

 

Grandios trifft es nicht. Es ist viel mehr das, was zwischen den Zeilen, in den Worten und über den Gesang der Fatma Said die eigene Seele so berührend streichelt. Vielleicht ist es das Empfinden von Unendlichkeit! Die Liebe zum Lied ist es auf jeden Fall.

 

©Simon Fowler

TRACKLIST LIEDER

 

1. Schubert: Schwanengesang, D. 957: No. 4, Ständchen

Fatma Said, Malcolm Martineau

2. Schubert: Der Hirt auf dem Felsen, D. 965

Fatma Said, Malcolm Martineau, Sabine Meyer

3. Schubert: Ständchen, D. 920 "Zögernd leise"

Fatma Said, MGV Walhalla zum Seidlwirt, Yonatan Cohen

4. Mendelssohn: 6 Gesänge, Op. 86: No. 3, Die Liebende schreibt, MWV K66

Fatma Said, Joseph Middleton

5. Schubert: Auf dem Wasser zu singen, Op. 72, D. 774

Fatma Said, Malcolm Martineau

6. Schubert: Der Zwerg, D. 771

Fatma Said, Malcolm Martineau

7. Mendelssohn: 12 Gesänge, Op. 8: No. 8, Hexenlied, MWV K33

Fatma Said, Joseph Middleton

8. Mendelssohn: 6 Gesänge, Op. 34: No. 4, Suleika, MWV K92

Fatma Said, Joseph Middleton

9. Mendelssohn: 6 Duette, Op. 63: No. 1, Ich wollt, meine Lieb’ ergösse sich, MWV J5

atma Said, Huw Montague Rendall, Joseph Middelton

10. Mendelssohn, Fanny: Suleika und Hatem (From Felix Mendelssohn’s Op. 8)

Fatma Said, Huw Montague Rendall, Joseph Middelton

11. Brahms: 4 Lieder, Op. 70: No. 2, Lerchengesang (Version with Harp)

Fatma Said, Anneleen Lenaerts

12. Brahms: 5 Lieder, Op. 105: No. 1, Wie Melodien zieht es mir (Version with Harp)

Fatma Said, Anneleen Lenaerts

13. Brahms: 49 Deutsche Volkslieder, WoO 33, Vol. 1: No. 6, Da unten im Thale (Version with Harp)

Fatma Said, Anneleen Lenaerts

14. Brahms: 5 Lieder, Op. 105: No. 2, Immer leiser wird mein Schlummer (Version with Harp)

Fatma Said, Anneleen Lenaerts

15. Brahms: 5 Ophelia-Lieder, WoO 22: No. 1, Wie erkenn ich den Treulieb (Arr. Reimann for Voice and String Quartet)

Fatma Said, Quatuor Arod

16. Brahms: 5 Ophelia-Lieder, WoO 22: No. 2, Sein Leichenhemd Weiss wie Schnee zu sehn (Art. Reimann for Voice and String Quartet)

Fatma Said, Quatuor Arod

17. Brahms: 5 Ophelia-Lieder, WoO 22: No. 3, Auf morgen ist sankt Valentins Tag (Arr. Reimann for Voice and String Quartet)

Fatma Said, Quatuor Arod

18. Brahms: 5 Ophelia-Lieder, WoO 22: No. 4, Sie trugen ihn auf der Bahre bloss (Arr. Reimann for Voice and String Quartet)

Fatma Said, Quatuor Arod

19. Brahms: 5 Ophelia-Lieder, WoO 22: No. 5, Und kommt er nicht mehr zurück (Arr. Reimann for Voice and String Quartet)

Fatma Said, Quatuor Arod

20. Schumann: Myrthen, Op. 25: No. 1, Widmung

Fatma Said, Joseph Middleton

21. Schumann: Lieder und Gesange aus Wilhelm Meister, Op. 98a “Lieder für Mignon”: No. 7, Singet nicht in Trauertönen

Fatma Said, Joseph Middleton

22. Schumann: 4 Duette, Op. 34: No. 3, Wer ist vor meiner Kammertür?

Fatma Said, Huw Montague Rendall, Joseph Middelton

23. Schumann: 5 Lieder, Op. 51: No. 5, Liebeslied

Fatma Said, Joseph Middleton

24. Schumann: Spanisches Liederspiel, Op. 74: No. 4, In der Nacht

Fatma Said, Huw Montague Rendall, Joseph Middelton

 

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